Ad gloriam Altissimi –
Geschichte der Wetterbeobachtung in Kremsmünster
Diese Internetseite ist die Zusammenfassung eines Vortrags von P. Amand Kraml, gehalten für die ÖGM an der
ZAMG am 29. März 2001.
Er wurde im ÖGM bulletin 2001 veröffentlicht. Hier werden die Ergänzungen und die Links auf unsere Objekte des
Monats und die Biographie-Seite der Sternwarte eingefügt.
Acta Astronomica Cremifanensia
1. Direktor der Sternwarte
P. Laurenz Doberschitz (1734 - 1799) verdanken wir eine
frühe Beschreibung der gesamten Sternwarte mit all
ihren Objekten aus dem Jahre 1764. Im physikalischen Kabinett führt er an: Verschiedene Thermometra,
um den Grad der Kälthe des Lufts zu bestimmen. Im astronomischen Saal zählt er auf: Ein Thermometrum,
oder Instrument, dadurch man die Wärme abmessen kann, das ist, die Verhältnisse eines gegeben Grades
Wärme zu einem anderen gegeben Grade zu finden. z. E. Wie viel die Sonne heut wärmer scheint als vor
14 Tagen. Dieses Instrument ist mit Spiritus vini gefüllet. Von P. Eugenio mit der Aufschrift:
Thermometre de M. de Reaumur. Ein Barometrum, oder Wettersager. Zudem erfahren wir von einer
eigenartigen
Windfahne auf der Sternwarte: Der höchste Spitz endlich, so aus allen hervorraget, ist jener Windfahn ...
Dieser Wetterhahn steckt in der Figure eines Cometens auf einer eisernen Stange, die aber nicht in linea recta,
sondern nach vielen und starken Krümmungen endlich jenes Blatt in dem Boden des astronomischen Saales erreichet,
woran der bewegliche Zeiger gestecket ist. Sehr bald dürfte auch das Wasserbarometer mit 10 m langer
Wassersäule eingerichtet worden sein.
Als Beobachtungsstelle für die Messung der Temperatur und des Luftdrucks wurde das nach Norden gerichtete
Fenster im ersten Stock erwählt. Gleich daneben waren Wohnung und Werkstatt des Sternwartemechanikers,
sodass diese Gegebenheit wohl die Wahl bestimmte.
Bis zum heutigen Tag wird dieses Fenster und die dahinter gelegene Fensternische als „Wetterkammerl“
genutzt.
Mechaniker der Sternwarte
Diese Änderung wurde schon unter dem Nachfolger Fixlmillners,
P. Thaddäus Derflinger
(auch Derfflinger, 1748 -1824) vorgenommen. Unter seiner Amtszeit finden wir die ersten
statistischen Aufstellungen von Wetterbeobachtungen. In seine Amtszeit fällt auch die mehrmalige
Besetzung des Stiftes durch die Franzosen. Die französischen Offiziere hatten großes Interesse an
der Ausstattung der Sternwarte. Am 24. Februar 1806 findet sich als Eintragung im Meteorologischen
Tagebuch: Heute Nachmittag ist der in dem Vorhaus befindliche Thermometer von den Franzosen
gestohlen worden. Zu dieser Zeit hatte man bereits eine größere Anzahl von Instrumenten zur
Parallelmessung. 1820 beginnen die Niederschlagsmessungen und zwar vorerst von der obersten
Plattform der Sternwarte aus (bis 12. 4. 1858). 1821 fügt man Verdunstungsmessungen hinzu. Vom
18. Juni bis zum 21. Juli 1823 veranstaltet die königliche Akademie der Wissenschaften in Berlin
„correspondirende meteorologische Beobachtungen“, an denen sich Kremsmünster beteiligt. Neben den
Resultaten sendet P. Thaddäus Derflinger auch eine recht genaue Stationsbeschreibung ein.
Als Nachfolger von Derflinger kommt
1824 P. Bonifaz Schwarzenbrunner (1790 – 1830) in die
Sternwartedirektion. Der äußerst begabte und fleißige Mann stand leider nur 6 Jahre an der
Spitze des Observatoriums. Ihm sind besonders Erneuerungen im Bereich der Astronomie zu verdanken.
1829 begann er mit monatlichen Beobachtungen der magnetischen Deklination.
4. Direktor der Sternwarte
Beide Autographen wurden schon unter Kollers Nachfolger P. Augustin Reslhuber (1808 - 1875)
in Betrieb genommen (Thermograph: Juni 1855, Barograph: August 1862). Den laufenden
meteorologischen Beobachtungen wurden noch die Messung des Ozongehalts der Luft, der
Luftelektrizität und des Wasserstandes der Krems hinzugefügt. Mit Hilfe des Kupferdraht-Thermographen
war nun auch die Beobachtung der Temperaturextrema möglich. 1872 erhielt die Sternwarte ein
Anemometer mit Zählwerk. 1860 wurde Reslhuber zum Abt des Stiftes gewählt. Er behielt den
Posten des Sternwartedirektors bis 1873. In diesem Jahr bestellte er
P. Gabriel Strasser
(1824 - 1882) zu seinem Nachfolger, mit dessen Amtsantritt das metrische Maßsystem
eingeführt wurde. 1878 kam ein Anemometer mit elektrischer Aufzeichnung von Windrichtung
und –stärke zur Aufstellung. Im Jahr darauf (1879) verlegte man die Station aus der Sternwarte
in den Konventgarten. Man war jedoch vorsichtig genug, bis zum 13. 5. 1886 am alten
Wetterfenster Parallelmessungen durchzuführen. 1880 beschreibt Strasser unsere
Station folgendermaßen: Die Resultate des Luftdruckes, der Temperatur, des Dunstdruckes
und der Feuchtigkeit basiren auf täglich 9-maligen Beobachtungen zu den geraden Stunden
des Tages von 6h Morgens bis 10h Abends. Die betreffenden Instrumente, die mit denen der
Central-Anstalt verglichen wurden, sind im ersten Stockwerk der Sternwarte aufgestellt,
und zwar das Barometer in einem ungeheizten Zimmer, das Psychrometer vor einem nördlichen
Fenster, gegen Wind und strahlende Wärme sorgfältig geschützt und 6.8 m über dem Erdboden.
Die Bewölkung, Windes-Richtung und Stärke werden des Tages 10mal, von 4h Morgens bis 10h
Abends notirt, die Ozonstreifen (von Dr. Lender) 3mal des Tages gewechselt, und zwar um 6h, 2h und 10h;
die Schätzung erfolgt mittels der den Ozonpapieren beigegebenen 15-theiligen Scala.
Der Regenmesser, welcher eine Auffangfläche von 0.1 Quadratmeter besitzt, ist günstig aufgestellt
und zwar im Conventgarten in einer Höhe von 1.3 m über dem Erdboden; die Niederschlags-Messungen
geschehen um 2h p.m.
Bezüglich der Correction des zu den Beobachtungen verwendeten Barometers sei noch erwähnt,
daß dieselbe während einer Inspectionsreise von dem Director der k. k. Central-Anstalt
Dr. J. Hann übereinstimmend mit einer früheren Ermittlung zu + 0.24 mm gefunden worden ist.
Der hier angeführte Direktor der Zentral-Anstalt Dr. Julius Hann (1839 – 1921) war so wie
auch Vizedirektor Ferdinand Osnaghi (1835 – 1891) ebenfalls Schüler des Kremsmünsterer
Gymnasiums.
Als 7. Direktor wird nach dem Tode Strassers P. Coloman Wagner
(1841 - 1913) bestellt. Unter
seiner Führung wird die Fensterstation in der Sternwarte gänzlich aufgelöst (13. Mai 1886)
und die Aufstellung der meteorologischen Messgeräte im Garten nochmals verändert (24. Mai 1892).
Als neue Geräte werden angeschafft: ein Autograph für die Sonnenscheindauer
(Campbell) und
einer für die Regenmessung (Usteri). Wagner verbrachte seinen Lebensabend ab 1895 als
Hofmeister unseres Hauses in Wien.
8. Direktor der Sternwarte
Neben den Wetterbeobachtungen und dem kurzen Hinweis auf die magnetometrischen Beobachtungen
an der Sternwarte Kremsmünster soll hier noch ein kleiner Exkurs über die Erdbebenbeobachtungen
eingeschoben werden. Nach dem großen Erdbeben in Laibach (Ljubljana) vom 14. April 1895 wurde
in Wien an der Akademie der Wissenschaften eine Erdbebenkommission eingerichtet, was zu einer
Anfrage an die Sternwarte Kremsmünster führte, ob man bereit sei, hier eine seismische
Station zu betreiben. So wurde nach unserer Zustimmung im März 1897 ein von L. Pfaundler
entwickelter Erdbeben-Registrator in Betrieb genommen. Dieses Gerät registrierte
ausschließlich den Zeitpunkt eines Erdbebens durch eine photographische Aufnahme
einer Uhr. Es wurde bei uns dahingehend umgebaut, dass im Moment der Erschütterung
eine astronomische Uhr zum Stehen gebracht wurde. Im Jänner 1898 kam dann ein
Ehlert’sches Seismometer aus Straßburg dazu. Dieses zeichnete die Erschütterungen an drei
Horizontalpendel mit Hilfe eines Lichtstrahls auf, der auf eine mit Photopapier belegte
Walze projiziert wird. Dabei erforderte die Vorrichtung neben dem abgedunkelten Raum das
Entwickeln und Fixieren der Papierstreifen.
Auf Grund eines Magenleidens ging P. Franz Schwab 1906 in den Ruhestand und
P. Thiemo Schwarz (1867 - 1947) wurde sein Nachfolger.
Seine Aufgabe war es, die Sternwarte
durch die schwierige Zeit des Ersten Weltkrieges, der Zwischenkriegszeit und auch in
irgendeiner Weise über die Zeit der Aufhebung durch den Nationalsozialismus zu führen.
Obwohl im Jahr 1908 das neue Meridianhaus eingeweiht wurde, verlor in dieser Zeit die
Astronomie immer mehr an Bedeutung. Der für das Meridiankreisgerät ausgebildete
P. Anselm Blumenschein (1884 – 1916) fiel am Col di Lana als Militärkaplan.
9. Direktor der Sternwarte
10. Direktor der Sternwarte
Foto: P. Amand Kraml
Nach dem Tod von P. Ansgar Rabenalt wird ein Weg fortgesetzt, den auch er
schon eingeschlagen hat, nämlich die Beschäftigung mit der Forschungsgeschichte
der Naturwissenschaften, die ja gerade in unserem Haus besonders schön verfolgt
werden kann.
Quellen und Literatur:
AUSTALLER, Hermann 1988: Die Temperaturreihe von Kremsmünster. Dissertation zur Erlangung des
Doktorgrades an der formal- und naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Wien
CONRAD, V. 1910: Ein einfaches Instrument für seismische Stationen in habituellen Stossgebieten,
in: Beiträge zur Geophysik. Zeitschrift für physikalische Erdkunde, Bd. X, Leipzig, 157-180, Tafel XXIV
CONRAD, V. 1912: Ein einfaches Instrument für seismische Stationen in habituellen Stossgebieten,
Beiträge zur Geophysik. Zeitschrift für physikalische Erdkunde, Bd. XII, Leipzig, 41-42, Tafel IV
DOBERSCHITZ, P. Laurenz 1764: Specula Cremifanensis. Beschreibung der in dem mathematischen Thurne
zu Cremsmünster befindlichen Naturalien, Instrumenten, und Seltenheiten, MS, CCn 1048.
Herausgegeben von P. Amand Kraml als Heft Nr. 40 der Berichte des Anselm Desing Vereins, Februar 1999
EHLERT, R. 1898: Horizontalpendelbeobachtungen im Meridian zu Strassburg i. E. [Anhang:
Vorschlag zu einem neuen Pendelapparat], in: Beiträge zur Geophysik. Zeitschrift für physikalische
Erdkunde, Bd. III, Leipzig, 209-215
EHLERT, R. 1898: Das dreifache Horizontalpendel, in: Beiträge zur Geophysik. Zeitschrift für
physikalische Erdkunde, Bd. III, Leipzig, 481-494
FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster,
Linz.
FIXLMILLNER, P. Placidus 1791: Acta Astronomica Cremifanensia, Styrae
Jahrbücher der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Jg. 1958, NF, 95. Bd.
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KELLNER, Altman 1968: Profeßbuch des Stiftes Kremsmünster, Klagenfurt.
KRAML, P. Amand 1999: Anselm Desing und das Benediktinerstift Kremsmünster,
in: Knedlik, Manfred & Schrott, Georg (Hrsg.) Anselm Desing (1699-1772). Ein benediktinischer Universalgelehrter im
Zeitalter der Aufklärung, Kallmünz, 64 - 79
KRAML, P. Amand 2001: Erdbeben-Beobachtungen im Stift Kremsmünster,
in: Berichte des Anselm Desing Vereins, 42, Kremsmünster
KRAML, P. Amand, 2001: Geschichte der Wetterbeobachtung in Kremsmünster, Festvortrag anläßlich der Jahresversammlung der
Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, ÖGM-bulletin 2001/1, Wien, 4-10
PACHMAYR, P. Marian 1777: Historico-chronologica Series Abbatum et Religiosorum
Monasterii Cremifanensis, Steyr
PFAUNDLER, L. 1897: Über einen Erdbeben-Registrator mit elektrisch-photographischer
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Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, CVI. Band, Abth. II.a, 551-561
RABENALT, P. Ansgar 1958: Geschichte der Sternwarte von Kremsmünster, in:
101. Jahresbericht Schuljahr 1958, Öffentl. Gymnasium der Benediktiner zu Kremsmünster, Wels, 7-27
RABENALT, P. Ansgar 1977: 1976 - 1977 - 1978 Briefwechsel von zwei berühmten
Männern, in: Öffentliches Stiftsgymnasium Kremsmünster, 120. Jahresbericht, Wels.
RESLHUBER, P. Augustin 1854: Über das magnetische Observatorium in Kremsmünster
und die vom Jahre 1839-50 aus den Beobachtungen abgeleiteten Resultate, Wien
RESLHUBER, P. Augustin 1856: Die Sternwarte Kremsmünster, in: Der Oberösterreicher, 3. Jg., Linz
SCHWAB, P. Franz 1900: Mittheilungen der Erdbeben-Commission der kaiserlichen Akademie der
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in: Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien,
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SCHWAB, P. Franz 1904: Über das photochemische Klima von Kremsmünster, in: Denkschriften der
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