Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Mai 2005


Wasserbarometer Wasserbarometer, Holzverkleidung: 230 x 62 cm
Inv. Nr.: 12012606

Foto: P. Amand Kraml


Wasserbarometer

Ein Wasserbarometer ist eine Form des Flüssigkeitsbarometers. Oftmals wird auch ein sogenanntes Goethe-Barometer als Wasserbarometer bezeichnet. Damit hat aber unser Wasserbarometer nichts zu tun. Im Prinzip ist ein Wasserbarometer nämlich genauso aufgebaut wie ein Quecksilberbarometer.
Erste nachgewiesene Versuche mit dieser Form von Wassersäulen, die durch den Luftdruck in einer bestimmten Höhe gehalten werden, gehen auf Gasparo Berti (ca. 1600-1643) zurück. In Rom hat er 1641 in einem öffentlichen Experiment die maximale Höhe einer Wassersäule demonstriert. In Caspar Schotts Mirabilia wird dieses Experiment - Experimentum tubi Bertiani - ausführlich diskutiert (SCHOTT, 201, 254, 263)

Im Vergleich mit dem auf Evangelista Torricelli (1608-1647) zurückgehenden Quecksilberbarometer entsprechen 760 mm Quecksilbersäule 10,33 m Wassersäule. Mit dem Luftdruck verändert sich die Höhe der Wassersäule. Dabei ergibt sich natürlich durch die längere Säule auch eine längere Skala. Erwartet man dabei eine größere Ablesegenauigkeit, wird diese Erwartung enttäuscht. Denn der Wasserstand in einem Wasserbarometer ist einerseits zwar abhängig vom schwankenden Luftdruck, andererseits aber auch vom schwankenden Dampfdruck des Wassers in der Säule. Da nun der Dampfdruck sehr temperaturabhängig ist, ist die ganze Vorrichtung wesentlich ungenauer als ein Quecksilberbarometer. Mehr als für Unterrichtszwecke wurde unser Wasserbarometer also wohl nie verwendet. Es gibt auch nirgends in den Klima-Aufzeichnungen Hinweise darauf, dass damit meteorologische Messungen gemacht worden wären.

Über das Alter unserer Anzeigetafel ist nichts Konkretes bekannt. Ein Hinweis findet sich allerdings in der Angabe der metrischen Längeneinheit in französischer Schreibweise: Decimètres. Das dezimalmetrische Längenmaß wurde im Zuge der französischen Revolution 1793 eingeführt. So können wir annehmen, dass die Tafel bereits zu den frühen Objekten im Physikalischen Kabinett gehört. P. Ansgar Rabenalt gibt in seiner Beschreibung des Physikalischen Kabinettes an: Dieses Barometer stammt aus dem Beginn des 19. Jhs. (RABENALT, 259)

Für die Landesausstellung im Jubiläumsjahr des Stiftes wurde diese Anlage unter maßgeblicher Beteiligung von P. Maximilian Schwediauer neu installiert. Der untere Wasserbehälter befindet sich im Paläontologischen Kabinett im ersten Stock. Das Wasser wurde damals mit einer fluoreszierenden Substanz versetzt und mit Hilfe einer Schwarzlicht-Leuchtstoffröhre zum Leuchten angeregt. Schon im Jubiläumsjahr zeigte sich, dass der Aufwand, dieses Gerät sinnvoll zu betreiben, einfach zu hoch war.


Quellen und Literatur:


KRAML, P. Amand 2001: Geschichte der Wetterbeobachtung in Kremsmünster, Festvortrag anläßlich der Jahresversammlung der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, ÖGM-bulletin 2001/1, Wien, 4-10

RABENALT, P. Ansgar 1977: Physikalisches Kabinett/VII/3, in: 1200 Jahre Kremsmünster. Stiftsführer. Geschichte, Kunstsammlungen, Sternwarte, Linz, 255-265

SCHOTT, Caspar 1687: Technica curiosa sive Mirabilia artis, Libris XII. comprehensa, Herbipoli [Würzburg]


Eine kurze Übersicht zur Geschichte der meteorologischen und geophysikalischen Beobachtungen an der Sternwarte finden Sie auf der Seite zum Objekt des Monats Februar 2001, einen umfangreicheren Beitrag finden Sie auf einer eigenen Internetseite.

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(c) P. Amand Kraml 2005-04-11
Letzte Änderung: 2021-09-16