Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Jänner 2018



Sartori
Titelseite von SARTORI, Franz


Beschreibung der Sternwarte von Franz Sartori 1813


Eine weitere Beschreibung der Sternwarte aus Reisebeschreibungen aus dem Jahr 1813 sei hier eingereit.

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Die Bibliothek ist nicht allein der Fond aus dem man hier schöpfen kann; das Gebäude der Sternwarte beherbergt noch einen Schatz von scientifischem Apparate.

Die Sternwarte

steht ganz frey an dem Hintergrunde eines Ziergartens, und hat eine Höhe von 29 Ruthen.

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Der Abt Fixlmillner hat nach dem Entwurfe des berühmten Abtes Desing im Jahre 1747 den Anfang zu dem schönen Gebäude gemacht. Der verdienstvolle Eugen Dobler, ein Benedictiner von Irrsee der viele Kenntnisse in der Mathematik und Naturgeschichte befaß, ward im Jahre 1746 hierher berufen, um die Mathesis an der Akademie zu lehren. Unter der Aufsicht dieses Mannes, zu dessen Empfehlung ich statt eines Lobes nur seinen nahen Umgang mit la Caille und Reaumur während eines ziemlich langen Aufenthaltes anführen darf, ward der Bau geführt. Durch verschiedene Unfälle ward der Bau verzögert, und die Sternwarte kam erst im Jahre 1758 zu Stande. An der Ostseite derselben liest man über dem Haupteingange die Inschrift:

AD GLORIAM ALTISSIMI
BONARUMQUE DISCIPLINARUM
ORNAMENTUM
HANC SPECULAM POSUIT
ALEXANDER III: ABBAS CREMIFANENSIS
ANNO MDCCLVIII.
ODOMBV.

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Ueber dem Eingange an der Abendseite liest man:

BENEDICITE SOL ET LUNA DOMINO.
BENEDICITE STELLAE COELI DOMINO.

Von dem Erdgeschosse dieses Gebäudes gehen noch zwey Etagen hinab in die Erde. Auf dem Mittelabsatze vom Erdgeschosse zum ersten Stockwerke steht die Statue des Ptolomäus, des Vaters der ältesten Astronomie.

Erster Stock.

Das erste Zimmer links ist der Entomologie gewidmet. Die Exemplare sind von der Gegend um Kremsmünster meistens schön, durchgehends gut conservirt, und werden, wenn sie zu Grunde gehen, immer neu ersetzet. Die Sammlung der Insecten ist nach Fabricius geordnet. Sie ist die Frucht zehnjähriger Arbeit, die den Geistlichen des Stiftes um so mehr erschwert wurde, und daher um so verdienstlicher ist, da sie hier ohne alle Verbin-

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dung keine Gelegenheit haben, sich durch Tausch oder Ankauf etwas zu erwerben. Unter den Insecten waren merkwürdig hier zu finden: Carabus cassidius. Panz. Ripihorus paradoxus. F. Rhagium elathratum. Gyrinus villosus. Rhynchaenus pineti. Meloe tecta. Panz. Das zweyte Zimmer enthält die Ornithologie. Man findet da eine kleine Collection von Nestern mit Eyern von verschiedenen Vogelarten. Merkwürdig waren hier: Eine kleine Rohrdommel Ardea minuta L. Ein Gemsgeyer. Vultur barbatus L. Eine Rothschnepfe. Scolapa rufus L. Ferner bewahrte man hier im Spiritus einen einmündigen Bandwurm, Taenia solium, der eine Länge von 5 Ellen hatte, und aus 296 Gliedern bestand. Dann sieht man hier das Horn des Einhorns. monodon monoceros L., die Säge des Sägefisches, squallus pristis L. und Zähne des Nilpferdes Hippopotamus. In den übrigen Zimmern der ersten Etage wohnt der Maschinist. Auf dem Absatze der Stiege in den zweyten Stock steht die Statue des Kopernikus.

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Zweyter Stock.

Das erste Zimmer rechts enthält Gemählde. Von besonderem Interesse für mich waren die Porträte des Albrecht Dürer von ihm selbst gemacht, des Kremser Schmidtes von ihm selbst, von dem in Oesterreich so viele Arbeiten in den Kirchen zu sehen sind, dann die Porträte der Mahler Brand und de Neve. Das zweyte Zimmer enthält physikalische Instrumente und Maschinen, Hohl- und Brennspiegel ec. Im dritten Zimmer findet man mechanische Modelle der im Salzkammergute bestehenden Maschinen, eine Maschine zum Ausreissen der Bäume, doppelte Feuerleitern. hydrostatische Maschinen ec. Ferner ein Tetrakord, Chladni's Klangfiguren, eine Aeolsharfe, drey Luftpumpen ec.

Dritter Stock.

Im ersten Zimmer gibt es Feldmeßinstrumente, und zwey Uhren, wovon bey einer der Zeiger durch einen Magnet bewegt wird, die andere hingegen den Lauf der Sonne, des Mondes und, der Planeten anzeigt. Das zweyte Zimmer besitzt ebenfalls mathematische Instru-

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mente, dann einen großen Bücherschrank mit sehr vorzüglichen astronomischcn Werken. Man findet da die Memoires der Pariser und Petersburger Akademien, die Ephemeriden von Berlin, Paris, Wien und Bologna, die Bode'schen Himmelskarten ec. In diesem Zimmer steht auch ein Tisch von Marmor, auf welchem ein immerwährender Kalender eingeätzt ist, den Andre Pleninger, Organist zu Gmunden, im Jahre 1656 verfertiget hat. Als Seltenheiten muß ich einiger in diesem Zimmer vorfindigen Zeichnungen von Figuren erwähnen, wo die Conturen und die Schatten von einer Schrift gebildet werden, die ganze Psalmen enthält und so klein ist, daß sie nur mit dem Mikroscop gesehen wird. Das zweyte Zimmer ist zur Wohnung des Astronomen bestimmt, Man findet da die Porträte Hell's, Lalandes, Fixlmillers ec. Im dritten Zimmer steht ein Kasten voll sehenswerther Kunststücke aus Elfenbein, die besonders durch ihre Feinheit merkwürdig werden. Auf diese folgen die Schränke der Mineralien-Sammlung. Bemerkenswerth sind die schönen blauen Salze, die im Salzkammergute schon selten zu werden beginnen, die prächtigen Eisenblüthen, den schönen Flo-

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rentiner Marmor, die ausgewaschenen Gypskrusten wie Eisenblüthe, die Berg-Krystalle; so rein, wie ich sie nie sah, schöne Dendriten, Papier aus cyprischem Asbest, einen versteinerter Tanzapfen, in Kies verwandelt, der sich hier schon über 30 Jahre erhielt, und ein Gegenstück zu dem Föhrenzapfen ist, von dem Herr R. Stütz in seinem mineralogischen Taschenbuche S. 69 schreibt, daß er ihm so schnell verwittert sey. Noch fand ich hier 6 Köpfe (Skelette) von den bekannten Höhlenbären, die in einem Steinbruche in der Gegend von Kremsmünfter gefunden wurden.

Auf dem Absatze der vierten, Stiege befinddet sich die Statue Kepplers.

Vierter Stock.

Diese Etage hat die ganze Weite des Thurms, ohne wie die andern Stockwerk, durch Zwischenmauern in Zimmer abgetheilt zu seyn. Hier ist die Gemählde-Gallerie. Ein Verzeichniß der Gemählde würde die Leser ermüden, ohne für sie instructiv zu seyn.

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Auf die Gemählde-Gallerie folgt, wenn man weiter hinan steigt, ein niedriges gewölbtes Zimmer welches dem Beobachtungszimmer, mittels eines Gewölbes zu einer festen Grundlage dient.

Nun kommt der eigentliche astronomische Saal, mit zwey offenen Altanen, eine gegen Mittag, die andere gegen Mitternachtt und ein Zimmer welches dem Beobachter statt eines Zufluchtsortes, um sich, zu wärmen dient, ebenfalls mit zwey offenen Altanen, eine gegen Ost, die andere gegen West, und endlich eine Gallerie mit Pavillons. Die innere Einrichtung dieser Sternwarte entspricht den Forderungen, die man an dieselbe macht. Die astronomischen Beobachtungen besorgte Anfangs Eugen Dobler; im Jahre 1762 übernahm sie der vielfältig verdiente Professor Fixlmillner. Das Decennium astronomicum Cremifanese, das seine Beobachtungen vom Jahre 1765 bis 1775, enthält, ist der herrlichste Beweis, was Fixlmillner an diesem Platze geleiftet habe. Sein würdiger Nachfolger ist der P. Thadddäus Derflinger, der die Beobachtungen an der S[t]ernwarte fort-

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setzt. Für die Naturkunde fand ich in Kremsmünster einen Mann, der für die Naturgeschichte seiner Gegend mehr gethan hat, als manche Professoren der Naturgeschichte auf gewissen Universitäten. Es ist der Professor der Physik am hiesigcn Lycäum Herr Benno Walter [sic!], ein geborner Salzburger. Seine Sammlung von Skeletten einheimischer Thiere, noch mehr aber sein Herbatium, das vielleicht das schönste und vollständigste in Oesterreich ob der Ens ist, sind hiervon der gültigste Zeuge. Es wäre nur zu wüschen, daß die, verdienstvollen Männern eigene Bescheidenheit, diesem eben so kenntnißreichen als anspruchslosen Manne erlaubte, seine Schätze der Welt bekannt zu machen. Die Flora des Oberenser Landes würde hierdurch einen eben so vortrefflichen Beytrag erhalten, als die Fauna dieses Landes durch die Entomologie des würdigen Herrn Dr. Duftschmid in Linz erhalten hat. Die Kirchengeschichte lehrt hier ein junger Mann von aufgeklärter und unpartheyischer Denkungsart, Herr Ulrich Hartenscheider [sic!] von dem sich in diesem Fache viel erwarten läßt.

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Noch muß ich des Sommerspeisesaales erwähnen,der in der That gesehen zu werden verdient. Abt Alexander Strasser ließ ihn im Jahre 1719 bauen. Der schöne Plafond ist von dem Münchner Mahler Steuerl, die Porträte der Kaiser aus dem Habsburgischen Hause von Martin Altomonte.

Ich glaube meine Leser mit den Vorzügen dieses schönen und reichen Stiftes nun hinlänglich bekannt gemacht zu haben, und ich glaube überzeugt seyn zu dürfen, daß sie mit mir stets den Wunsch hegen. Kremsmünster werde noch für die Wissenschaften und für die allgemeine Cultur Oesterreichs ob der Ens das thun, was ein Stift zu thun vermag, das so reiche scientifische Schätze, und solche Männer wie Walter, Hartenschneider. Derflinger, Lanthaller u. s. w. besitzt, und das jedes Unternehmen mit einem Hülfsmittel unterstützen kann, das am sichersten wirkt - mit Gelde.
(Sartori, 155-164)


Quellen und Literatur:


SARTORI, Franz 1813: Die österreichische Schweiz; oder mahlerische Schilderung des Salzkammergutes in Oesterreich ob der Ens. Mit einer Beschreibung des steyrischen Salzbergwerkes zu Aussee, und der österreichischen Stifte Kremsmünster und St. Florian, Ein Taschenbuch auf Reisen in diesen Gegenden, Wien



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Letzte Änderung: 2021-09-16