Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

September 2008


Kalendertisch Kalendertisch, Holz, Kalkschieferplatte, geätzt
Tischplatte: 124,5 x 96 cm, Tischhöhe: 93 cm, Plattengröße: 95 x 66,5 cm, Plattendicke: etwa 4 cm
Inv. Nr.: 19022503
Foto: P. Amand Kraml



Kalendertisch von Andreas Pleninger

Gesamtansicht schräg
Schrägansicht des ganzen Tisches
Foto: P. Amand Kraml
Andreas Pleninger stammte aus Regensburg. Er wurde dort am 3. Jänner 1555 getauft. 1576 kam er nach Österreich, 1585 wurde er Organist und Mesner an der Stadtpfarre zu Gmunden. Als solcher bezeichnet er sich auch auf unserem Objekt. Pleninger ging 1599 nach Regensburg zurück und starb dort 1607. Neben unserem Kalendertisch sind von ihm noch eine ganze Reihe seiner Arbeiten erhalten.
Pleninger fertigte diese viereckige Tischplatte als Steinätzarbeit. Sie enthält einen in einer Rundscheibe dargestellten "Ewigen Kalender" und zwei weitere kleinere Scheiben, die der Vorderseite und Rückseite eines Astrolabiums entsprechen. Die zur Vorderseite des Astrolabiums gehörende rete ist allerdings nicht vorhanden. Ein Messingzeiger ist zur Zeit im Mittelpunkt drehbar eingesteckt.
Die Kalenderscheibe trägt von außen nach innen in konzentrischen Kreisen die Monatstage und die Namen der Tagesheiligen, Wochentagsbuchstaben, die Goldene Zahl, zwischen 12 Tierköpfen Darstellungen zu bäuerlichen Tätigkeiten in den Monaten des Jahres, die Namen der Monate mit der Anzahl ihrer Tage, Auf- und Untergang der Sonne, die Taglänge, ein Zählstreifen für die Tage, die Tierkreissymbole, Windrichtungen und Jahreszeiten mit den ihnen zugeordneten Temperamenten und Elementen. Zu innerst finden sich die Namen der Wochentage und zwischen sieben Figuren die Planetengötter. Der aktuelle Tag kann mit Hilfe eines Fadens, der aus dem Mittelpunkt zum jeweiligen Loch an der Peripherie gespannt wird, markiert werden.
In den Zwickeln rund um die Kalenderscheibe finden sich Darstellungen der Planeten: oben Jupiter und Sonne, unten Mond, Saturn, Merkur, Mars und Venus.
In einer hochovalen Kartusche zwischen den beiden Astrolabiumsscheiben nennt sich der Künstler selbst und gibt eine kurze Beschreibung seiner Arbeit: Ewigwerender Calender. daraus die Zall. Tag. unbewegliche Fest, Sonntagsbuchstaben, Guldenzahll. Sonnen Auff vnd Nidergang, Tagleng, die Monaten. der 12 Zeichen Grad, sambt der Winde vnd 4 Complexion etc. dess Jars aigenschaften Durch den Faden täglich zu finden Nebengesetztem Astrolabio Alles nach dem Corrigirten Calender, auf 48 gr. dess Poli gestelt, durch Andreen Pleninger Organisten zu Gmunden
Am unteren Rand ist die Jahreszahl 1656 zu sehen. Es ist schon P. Franz Schwab aufgefallen, dass diese Zahl nicht die Originaldatierung ist. E. Zinner datiert aus den astronomischen Angaben (Figuren des Sonnenzirkels und dem Zirkel der Güldnen Zahl) das Werk auf 1590 (Zinner, 469) Schwab hat für die Umdatierung folgende Angabe: Die Platte wurde aus Anlaß der Vermählung des Grafen Schallenberg, Herrn von Leonbach, Lichteneck usw. und der Gräfin Scherffenberg (am 29. Februar 1656) unbekannt von wem, mit der Jahreszahl 1656 versehen, auch wurden links und rechts oben die beiden Wappen hineingearbeitet. Die Platte muss aber bald wieder an das Stift zurückgekommen sein, denn wir finden 15 Jahre später in den Kammereirechnungen Notizen, die sich zweifellos auf diese Platte beziehen: 1671 für Renovierung des steinernen Kalenders dem Dionysius Pauer, Mallern alhie 6 fl; 1673 für ain Ramb zu einem stainernen Kalender dem Tischler 1 fl. (Schwab 66, Anm. 1, in den Vorarbeiten zur Kunsttopographie wurden diese beiden Rechnungs-Notizen übersehen).

Die Monatsbilder des Tisches

Januarius Februarius
Monatsbild: Jänner
Foto: P. Amand Kraml
Monatsbild: Februar
Foto: P. Amand Kraml
Martius Aprilis
Monatsbild: März
Foto: P. Amand Kraml
Monatsbild: April
Foto: P. Amand Kraml
Maius Junius
Monatsbild: Mai
Foto: P. Amand Kraml
Monatsbild: Juni
Foto: P. Amand Kraml
Julius Augustus
Monatsbild: Juli
Foto: P. Amand Kraml
Monatsbild: August
Foto: P. Amand Kraml
September October
Monatsbild: September
Foto: P. Amand Kraml
Monatsbild: Oktober
Foto: P. Amand Kraml
Novmeber December
Monatsbild: November
Foto: P. Amand Kraml
Monatsbild: Dezember
Foto: P. Amand Kraml


Quellen und Literatur:


FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Die Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz, S. 7

FOLK, Reinhard & POETSCH, P. Altman 2014: Die Bildvorlagen der Epitaphien Andreas Pleningers, in: Jahrbuch der Oberösterreichischen Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege, Jg. 159/2013, 181-234

FOLK, Reinhard & POETSCH, P. Altman 2016: Die Bildvorlagen der Kalendertische des Andreas Pleninger, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege Oberösterreich, 161. Band, Linz, 47-119

KIESLINGER, Alois, Der Steinätzer Andreas Pleninger und sein Werk in Österreich, in: Anzeig.Österr.Akad.d.Wiss., Phil.-Hist. Kl. 102, Wien 1965, 304-309

KIESLINGER, Alois: Steinätzungen in Oberösterreich. T. 1: 16. und 17. Jahrhundert. Kunstjahrbuch der Stadt Linz. 1967 (1967). Wien-München S. 73-105

KIESLINGER, Alois: Steinätzungen in Oberösterreich. T. 2: 18.-19. Jahrhundert. 1969 (1969). Wien-München S. 5-29.

MADER, Felix, Die Kunstdenkmäler von Niederbayern. Bezirksamt Passau, München 1982, 271-272

MOSER, Josef, Der Gmundner Organist Andreas Pleninger (1555-1607) und Abrahamus Schußlingus, Kantor zu Vöcklabruck, in: OÖ. Heimatblätter,34,3, Linz 1980, 197-199

NEUMÜLLER, P. Willibrord (Hrg.) 1961: Archivalische Vorarbeiten zur Österreichischen Kunsttopographie (Gerichtsbezirk und Stift Kremsmünster)

PÖTSCH, P. Altman 2011: Der ewigwährende Kalender im astronomischen Kabinett der Sternwarte genannt "Astronomischer Tisch", in: Öffentliches Stiftsgymnasium Kremsmünster. 154. Jahresbericht, Thalheim.

SCHWAB, P. Franz, P. Aegyd Everard von Raitenau, 1605-1675, Benediktiner von Kremsmünster, Mathematiker, Mechaniker und Architekt. Ein Lebensbild nach Quellen entworfen, in: Mittheilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Bd 37, Salzburg 1898 (Sonderdruck)

ZINNER, Ernst, Deutsche und niederländische astronomische Instrumente des 11. - 18. Jahrhunderts, 2. Aufl. München 1972, S. 469-470



Zurück zur Homepage
Objekte früherer Monate
(c) P. Amand Kraml 2009-01-17
Letzte Änderung: 2021-09-16