aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Mai 2011
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Reichert-Mikroskop Stativ IIb, Fabriks-Nr. 6595 Messing, Eisen, Glas Kasten: 20 x 13 x 34 cm Inv. Nr.: 11030801 Foto: P. Amand Kraml (201103085995) |
Schon mehrmals haben wir in diesen Internetseiten auf den großzügige Wohltäter-Familie Eggerth hingewiesen
(Jänner 1998, April 2003,
Jänner 2005, November 2007,
März 2012, April 2012).
Karl Eggerth jun. studierte Botanik und besaß ein für damalige Zeit recht gutes Reichert-Mikroskop, das nach
seinem Tod seine Mutter Josefine Eggerth dem Kustodiat der Sternwarte schenkte.
P. Anselm Pfeiffer
notiert in der Auflistung der Zugänge im Jahresbericht des Gymnasiums für das Schuljahr 1889/90:
Das botanische Museum erhielt von Frau Josefine Eggerth in Wien ein vortreffliches und wertvolles Mikroskop aus
dem optischen Institut C. Reichert in Wien. Dasselbe enthält Stativ II b mit Abbe'schem Beleuchtungsapparat,
einem Polarisationsapparat, Revolver, Objectiv 2, 4, 6 und 8a, Immersionsobjectiv 10 und Ocular. 2, 4 und 3 mit
Mikrometer; dazu eine Besteck-Cassette. Diese weihevolle Spende, mit welcher die trauernde Mutter ihrem
allzufrüh dahingeschiedenen Sohne, Herrn K. Eggerth junior, ein bleibendes Denkmal in Kremsmünsters
wissenschaftlichen Instituten setzte, wird uns stets an einen theuren Zögling erinnern, der, so lange
er in Kremsmünster studierte, die Freude seiner Lehrer war und auf der Hochschule zur Zierde unserer
Lehranstalt erblühte. Möge sein Bild, das unser botanisches Museum schmückt,
der studierenden Jugend ein
leuchtendes Vorbild eifrigsten Strebens und treuester Pflichterfüllung sein.
Aus einem (leider nicht datierten) Brief von P. Leonhard Angerer
aus Wien an P. Anselm erfahren wir
von einer Intervention, die Karl Eggerths guter Freund Richard Wettstein zu Gunsten einer Schenkung
dieses Mikroskopes an die Sternwarte getan hat:
... daß Sie von seiner Intervention unterrichtet sind. Er hätte uns früher schon das Mikroscop des Herrn
Carl Eggerth junior vermeint und bedauerte sehr, daß Frau Eggerth darüber anderwertig verfügte.
Zudem ist er ein aufrichtiger Freund unseres Hauses, und "dessen treffliche Erziehungsmethode und Erfolge
er an Carl Eggerth kennen gelernt hat", wie er sich mir gegenüber einmal ausgedrückt hat.
Wenn ich also rathen darf, würde ich für "Ja" stimmen.
Vielleicht denken Sie daran, im Refectorium den Herrn die Güte des Instrumentes zu demonstrieren,
wenn Sie vielleicht die Wickhoffschen Diatomeen-Präparate dazu verweden wollen, stehen dieselben selbstverständlich
zur Verfügung.
Bei dem zusätzlichen Okularmikrometer handelt es sich um jenes, das P. Leonhard Angerer als Lehramtsstudent in
Wien bei Reichert in den Weihnachtsferien 1887/88 gekauft hat und von dem er in seinem
Brief vom 8. Jänner an P. Anselm schreibt:
Rabenhorst hat mich bestimmt, bei Reichert mir ein Ocularmikrometer zu kaufen, seitdem geht es besser, aber noch immer
mühselig. P. Leonhard hat sich vor allem den Kryptogamen verschrieben. Es wurde ihm erlaubt, die Kryptogamenflora von
Rabenhorst zu erwerben, nach der er zu dieser Zeit angefangen hatte, seine Sammelstücke zu bestimmen.
Foto: Günther Zeisler
ANGERER, P. Leonhard 1888: Brief an P. Anselm Pfeiffer, Wien 8. Jänner 1888, MS, Kustodiatsarchiv der
Sternwarte, AP1.1, Mappe: P. Leonhard Angerer
ANGERER, P. Leonhard o. Datum: Brief an P. Anselm Pfeiffer, MS, Kustodiatsarchiv der
Sternwarte, AP1.1, Mappe: P. Leonhard Angerer
PFEIFFER, P. Anselm 1890: Naturaliensammlung, in: 40. Programm des Kais. Kön.
Ober-Gymnasiums der Benedictiner zu Kremsmünster für das Schuljahr 1890, Linz, 88-92
GERLACH, Dieter 2009: Geschichte der Mikroskopie, Frankfurt am Main
REICHERT, Carl 1889: Brief an P. Anselm Pfeiffer, Wien 30. November 1889, MS, Kustodiatsarchiv der Sternwarte, AP1.1, Mappe: Eggerth
REICHERT, Carl 1896: Einige neuere Mikroskope und deren Nebenapparate, in: Verhandlungen der kaiserlich-königlichen zoologisch-botanischen
Gesellschaft in Wien, Jg. 1896, XVLI. Bd., Wien, 2-5
REICHERT, C. F. W. 1948: Geschichte der Wiener Familie Reichert. Herrn Otto Reichert, meinem lieben
Schwiegervater zum 60. Geburtstag, am 12. Dezember 1948, geshrieben von Lotte Reichert-Nigrin, Wien
SVOJTKA, Matthias 2010: Der geordnete Mikrokosmos: Privatsammler als Wegbereiter naturwissenschaftlicher Erkenntnis -
Classified microcosm: private collectors as pathfinders of natural sciences, in: Bernhard HUBMANN, Elmar SCHÜBL & Johannes
SEIDL (Hg.): Die Anfänge geologischer Forschung in Österreich. Beiträge zur Tagung „Zehn Jahre Arbeitsgruppe Geschichte der
Erdwissenschaften".- Scripta geo-historica 4, Graz
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(c) P. Amand Kraml 2011-03-09
Letzte Änderung: 2021-09-16