aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Jänner 2005
Im Jahr 1876 erhält das Mineralienkabinett der Sternwarte vom überaus freigebigen Spender Karl
Eggerth die "Modelle der 15 größten Diamanten der Welt aus der Fabrik des
Herrn Schuchardt in Görliz" als Geschenke. (Gymnasialprogramm, 48).
Diese Sammlung war ursprünglich auf einem Holzbrett mit Vertiefungen, die mit silberfarbener Metallfolie
ausgelegt waren, montiert. Sie wird seit der Neuaufstellung zur Jubiläumsausstellung 1977 in der
gezeigten Form präsentiert.
Der Text des Begleitheftes ist hier wiedergegeben.
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1. Regent oder Pitt. 1363/4 Karat; vollkommener Brillantschliff. Werth 1,200,000 Thlr. Im französischen Kronschatz.
Er stammt aus den Minen von Parteal, 20 Meilen von Mazulipatan (Golkonda, Ostindien), wo ihn im Jahre 1702 ein Sklave fand, der sich, um ihn zu verbergen, am Schenkel verwundete, und ihn unter dem Verband verbarg. Er versprach den Stein einem Matrosen, wenn er ihm die Freiheit verschaffe. Dieser lockte ihn auf sein Schiff, nahm den Stein, ertränkte den Sklaven und verkaufte den Diamanten an den Gouverneur des Forts St. George, Namens Pitt, für 1000 Pfd. Sterling, brachte das Geld durch, und erhängte sich. Von Pitt kaufte ihn i. J. 1717 der damalige Regent von Frankreich, der Herzog von Orleans, für Louis XV. und bezahlte 3,375,000 Fr. 2. Polarstern. Ein schöner Brillant von 40 Karat. Er befindet sich im Besitz der Fürstin Yousouposch in Russland.
3. Der Orlow oder Amsterdamer. 1943/4 Karat schwer. Letzter Preis 450,000 Rubel.
Alter Rautenschliff. Bildet die Spitze des russischen Scepters.
![]() 4. Kaiserin Eugenie. Ovaler Sternbrillant. War Eigenthum der Kaiserin Eugenie und wiegt 51 Karat. 5. Südstern. Der grösste aller in Brasilien gefundenen Diamanten. Er wurde dort i. J. 1853 von einer Negerin gefunden und wog roh 254 Karat. Nachdem er durch Voorsanger in der Coster'schen Factorei zu Amsterdam als schöner ovaler Brillant geschnitten worden, wiegt er jetzt 125 Karat und ist Eigenthum des Herrn Halphen. Er war in der Pariser Ausstellung mit ausgestellt.
6. Der Koh-i-noor. Berg des Lichtes, in seiner gegenwärtigen Gestalt 106 1/16 Karat. Flacher ovaler Brillant. Königin von England, 800,000 Thlr.
![]() 7. Nassak. Dieser dreiseitige Brillant war früher im Besitz der Ostindischen Compagnie und hatte ein Gewicht von 893/4 Karat, wurde dann auf Befehl des Marquis von Westminster von Neuem geschnitten und wiegt in seiner jetzigen Gestalt 785/8 Karat. Sein Werth wurde auf 7800,000 Fr. geschätzt.
8. Gross-Mogul. Dieser Riesendiamant von 7935/8 Karat hat wohl in Indien existirt, scheint aber schon seit Jahrhunderten zerschlagen worden zu sein.
9. Der Florentiner oder Toskaner. 1391/2 Karat. Werth 700,000 Thlr. Briollet, im Schatze des Kaisers von Oesterreich. Rein aber von gelblicher Farbe. Wahrscheinlich der grösste der Diamanten, die Karl der Kühne in der Schlacht von Granson 1476 verlor, und den er durch Ludwig van Berquen hatte schneiden lassen.
![]() 10. Koh-i-noor in seiner früheren Gestalt. 11. Piggot. Dieser schöne, 821/4 Karat schwere, ovale Brillant wurde durch den Grafen Piggot von Indien nach England gebracht und i. J. 1801 für den Preis von 750,000 Fr. in einer Lotterie ausgespielt, ging 1818 in den Besitz der Herren Rundell und Bridge über und ist jetzt Eigenthum des Vicekönigs von Egypten. 12. Sancy. Briolett von 531/2 Karat, war, wie der Florentiner, Eigenthum Karls des Kühnen von Burgund, der ihn durch Ludwig van Berquen schneiden liess. Er trug ihn als Talisman in der Schlacht bei Nancy, in der er das Leben verlor. Ein schweizer Soldat, der die Leiche des Herzogs ausplünderte, fand den Stein und verkaufte ihn um eine geringe Summe. So ging er durch viele Hände, bis er im 16. Jahrhundert in den Besitz eines hugenottischen Edelmannes, Nicolaus von Harlay, Herrn von Sancy, kam, nach dem der schöne Stein noch heute heisst. Er wollte ihn seinem Könige, Heinrich III. von Frankreich überbringen, wurde aber unterwegs von Räubern angefallen und ermordet, doch gelang es ihm noch vorher, den Stein zu verschlucken, der dann auch später in der zu diesem Zwecke geöffneten Leiche wiedergefunden wurde. Nachdem er dann lange dem französischen Kronschatze angehört hatte, verschwand er mit den meisten Kostbarkeiten bei der Plünderung der Tuilerien i. J. 1792, kam später wieder zum Vorschein und wurde unter den Napoleoniden für 500,000 Fr. durch den Fürsten Demidof an den russischen Kaiser verkauft, in dessen Kronschatz er sich jetzt befindet.
![]() 13. Schah von Persien. Ist sehr unvortheilhaft in Indien geschnitten, hat eine säulenförmige Gestalt, die sein Feuer schlecht zur Geltung bringt. Er wiegt 95 Karat und gehört der russischen Krone. 14. Hope. Dieser herrliche dunkelblaue Brillant machte auf der Londoner Weltausstellung gerechtes Aufsehen. Er war Eigenthum des Parlamentsmitgliedes Th. Hope und wiegt 441/4 Karat Die Farbe ist die des schönsten, dunkelblauen Saphirs und er ist von den bekannten blauen Diamanten weitaus der schönste. Je zt ist er Eigenthum der Herzogin von New-Castle, die ihn für 25,000 Pfd. Sterling kaufte. 15. Pascha von Egypten. Schöner, achtseitig geschliffener Brillant von 40 Karat, wurde mit 700,000 Fr. bezahlt. Eigenthum des Vicekönigs von Egypten.
Folgende Diamanten verdienen noch erwähnt zu werden: Alles Wissenswerthe über den Diamanten in naturwissenschaftlicher, geschichtlicher und technischer Beziehung findet sich sehr zweckmässig zusammengefasst in dem 241. Vortrag der Virchow und v. Holzendorf'schen Sammlung wissenschaftlicher Vorträge: Der Diamant" von Dr. Kleefeld (17 Holzschnitte, Preis 1 Mark). |
ANONYMUS, Sammlung von Modellen der 15 grössten und interessantesten Diamanten der Welt bei Dr. Theodor Schuchardt, Chemische Fabrik & Mineralien-Handlung, Görlitz, o. J.
ANONYMUS, Die Naturalien-Sammlungen, in: Sechsundzwanzigstes Programm des kais. kön.
Ober-Gymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster für das Schuljahr 1876, Linz 1876, 44-49