aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Mai 2019
Foto: P. Amand Kraml
P. Laurenz Doberschitz gibt in seiner Beschreibung der Sternwarte aus dem Jahre 1764 drei Uhren an, die für die astronomischen Beobachtungen Verwendung fanden:
19. Eine Sternenuhr in einem schön eingelegten Kasten, das ist: eine Uhr, die mit den Fixsternen
ihren Lauf vollbringet und alle 24 Stunden um 3' und 56" für sich oder früher als andere Uhren
gehet. Die Secunden werden eben mit einem eigenen Zeiger angedeutet. Diese Uhr muß so gerichtet seyn,
daß, wenn der Stundenzeiger 0h zeiget, der Punct des Widders durch den Meridian gehe.
20. Eine Pariser Secundenuhr mit einem weiß porcellainernen Uhrblatt, worauf die Ziffer oder
Stunden blau entworfen sind. Der Kasten, worein diese Uhr stehet, ist gleichfals schön gearbeitet,
der Perpendicul wäget beyläuffig 20 Pfund.
21. Eine augspurgische Secundenuhr mit einem schönen weissen Zifferblat, und oben angesetzter
Aufschrift: Friderich Willhelm Giebickl Augspurg. (Doberschitz, 346-347)
In P. Bonifaz Schwarzenbrunners Materialien zur Geschichte der Sternwarte wird die Aufschrift angegeben mit: Friedr. Wilh. Giebicke Ausgspurg und darauf hingewiesen, dass die Uhr wohl von P. Eugen Dobler beschafft wurde, nicht aber in dessen "Pro Memoria" angeführt ist. Wenn Dobler die Uhr nicht vorfinanziert hat, dann ist das auch ganz klar, weil er in der Pro Memoria ja nur Dinge anführt, die er vom Abt abgegolten bekommen wollte.
Im Direktions-Archiv der Sternwarte findet sich in einem Pack handschriftlicher Aufzeichnungen von P. Plazidus Fixlmillner mit der Aufschrift Rechnungen, Sternbedeckungen, Coraectionen der Instrumente ein kleines Heft mit dem Titel Corrctiones Horologiorum per ob-servatos Meridies, in dem Fixlmillner beginnend mit dem 22. Februar bis zum 5. Juni Uhrenvergleiche anstellt zwischen Parisinum, Augustanum und Primi Mobilis. Das Jahr hat er dazu leider nicht notiert.
Über den Uhrmacher Friedrich Wilhelm Giebicke konnten wir vorerst noch nicht mehr herausfinden, als dass er offenbar von Berlin stammte und in Augsburg zwischen 1747 und 1770 aufscheint. Auch das weitere Schicksal dieser
frühen astronomischen Uhr der Sternwarte ist zur Zeit noch unbekannt.
DOBERSCHITZ, P. Laurenz 1764: Specula Cremifanensis. Beschreibung der in dem mathematischen Thurne zu Kremsmünster befindlichen Naturalien Instrumenten und Seltenheiten, MS CCn 1048, Kremsmünster, hrsg. von P. Amand Kraml, in: Anselm-Desing-Berichte Nr. 40, Kremsmünster 1999
FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz
FIXLMILLNER, P. Placidus o. J.: Rechnungen, Sternbedeckungen, Coraectionen der Instrumente, Pack von Handschriften
im Direktions-Archiv
FIXLMILLNER, P. Placidus 1781: Kurze Geschichte und Beschreibung der Sternwarte zu Kremsmünster. 1780 nebst drey Kupferplatten, in: Bernoulli, J. Sammlung kurzer Reisebeschreibungen, S.372-381 und der dazugehörenden Kupfer, in: Jahrgang 1781, 4.Bd., Berlin
SCHWARZENBRUNNER, P. Bonifaz 1827: Materialien zu einer Geschichte der Sternwarte und der Sammlungen in derselben, MS, Archiv der Sternwarte Bd. VII, XLV, Transkription P. Amand Kraml (Kustodiats-Bibliothek, Sign: 16 484)