Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

November 2008


Illinger-Uhr Maße:
Kasten: Höhe: 210 cm, Breite: 52 cm, Tiefe: 29 cm
Zifferblatt: 27,8 cm Durchm., Messing, z. T. feuervergoldet, z. T. versilbert
Uhrwerk: Breite: 14 cm, Höhe: 15 cm, Tiefe ges: 15 cm, Tiefe ohne "Anbauten": 5,5 cm, Messing
Rostpendel aus 9 Stäben, Pendellänge: 153 cm (ca. 130 cm bis Pendelscheibenmitte) Pendelgewicht: 3,9 kg
Gewicht: Länge: 40,5 cm, Durchm.: 7,5 cm, Gewicht: 11,5 kg
Inv. Nr.: 18111024
Foto: P. Amand Kraml



Die Pendeluhr von Johann B. Illinger

Illinger-Uhr
Hakenhemmung
Foto: P. Amand Kraml
Illinger-Uhr
Uhrwerk mit abmontiertem Zifferblatt, Stundenscheibe frei sichtbar
Foto: P. Amand Kraml
Illinger-Uhr
Zifferblatt mit großem Minutenzeiger, exzentrischem Sekundenzeiger und Stundenscheibe, sichtbar durch das Stundenfenster
Foto: P. Amand Kraml
Illinger-Uhr
Abbildung des Uhrenkastens in Marinoni, Liber II, 186
Die rechte der beiden Pendeluhren im Astronomischen Kabinett ist im Gegensatz zur linken, die von dem berühmten Pariser Uhrmacher Claude Simon Passemant angefertigt wurde, nicht signiert. Die Tradition im Haus schreibt diese Uhr aber Johann B. Illinger zu. Die Pariser Uhr stammt aus dem Jahr 1746 und wurde von P. Eugen Dobler für die Sternwarte angekauft. Beide Uhren sind in einem Gehäuse untergebracht, das wohl der Abbildungen in Joh. Jak. Marinonis Sternwartenbeschreibung in schlichterer Ausführung nachempfunden ist. (siehe: Marinoni, 186)
Im Gegensatz zur Uhr von Passement, die eine Grahamhemmung hat, wählte Illinger für seine Uhr eine Hakenhemmung. Um das Stehenbleiben der Uhr beim Aufziehen zu verhindern, kann mit Hilfe eines Schlüssels ein gefederter Hebel eingeschaltet werden. Das Kompensationspendel ist eine spätere Ergänzung. Eine genaue Angabe, wann die Uhr gebaut wurde, findet sich leider nicht. Auf dem Bild für Bernoulli's Reisebeschreibung 1782 sind aber bereits beide Uhren im Astronomischen Kabinett abgebildet.
P. Bonifaz Schwarzenbrunner gibt in seinen Materialien zur Geschichte der Sternwarte zur Entstehungszeit die folgende Information: 1777-1779 incl. wurden wahrscheinlich verfertigt: ... die von Illinger verfertigte Sternuhr mit einem Compensations-Pendel von 9 Stangen. Dieses Instrument wird nämlich in Bernoullis Berichte über die Kremsm. Sternwarte vom J. 1777 noch nicht, wohl aber im J. 1780 erwähnt (Bernoullis Reisebeschr. IV. Bd. p. 373).
Ab 1839 wurde die Uhr für die Zeitbestimmung der magnetometrischen Messungen verwendet und sie zeigte daher die mittlere Göttinger Zeit, die für diese Beobachtungen verwendet wurde. (RESLHUBER, 3)


Quellen und Literatur:


BERTELE-GRENADENBERG, Hans, Die Uhren: in Österreichischen Kunsttopographie, Bd. XLIII: Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes Kremsmünster, II. Teil: Die stiftlichen Sammlungen und die Bibliothek, Wien, 235-241

ERNERT, Jürgen 2009: Eine Standuhr mit seltener Pendelkompensation, Teil 1, in: Klassik Uhren, 3/2009, Ulm, 10-23

FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Die Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz

MANDORFER, P. Alfons 1979: Die Uhrensammlung des Stiftes Kremsmünster, in: Alte Uhren. Zeitmeßgeräte, wissenschaftliche Instrumente und Automaten 2. Jahrg., 4/Oktober 1979, München

MARINONI, Joannes Jacobus 1745: De Astronomica Specula domestica et Organico apparatu astronomico libri duo, Viennae

MOLL, Karl Ehrenbert von 1783: Briefe an den Herrn Professor Heinrich Sander in Karlsruhe über eine Reise von Kremsmünster nach Moßheim im Salzburgischen. Im Herbste 1780, Erste Abteilung. Reise bis Salzburg, in: Bernoulli, Johann, Sammlung kurzer Reisebeschreibungen und anderer zur Erweiterung der Länder- und Menschenkenntnis dienender Nachrichten, Jg. 1783, 11. Bd. Berlin, 283-358

RESLHUBER, P. Augustin 1854: Über das Magnetische Observatorium in Kremsmünster und die vom Jahre 1839-50 aus den Beobachtungen abgeleiteten Resultate, in: Denkschriften der math.-naturwiss. Classe der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Bd. VI. Wien, 1-56

SCHWARZENBRUNNER, P. Bonifaz 1827: Materialien zu einer Geschichte der Sternwarte und der Sammlungen in derselben, MS, Archiv der Sternwarte Bd. VII, XLV, Transkription P. Amand Kraml (Kustodiats-Bibliothek, Sign: 16 484)



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