aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
November 2013
P. S. R. P. Eugen von Yrsee bitte meine wahre Ergeben-
heit zu versichern, mit Bekandtmachung meiner Freude daß er sich noch in Europa befindet; denn man sagte mir Er habe sich ein ruhiges Pläzchen in dem neu entdeckten fünften Welttheile ausgesuchet um Wein-Faltern daselbst zu sammeln. |
P. Eugen Dobler aus dem Kloster Irsee in der Nähe von Kaufbeuern wurde über Vermittlung von P. Anselm Desing nach Kremsmünster berufen, um hier Mathematik und vor allem Experimentalphilosophie an der Ritterakademie zu unterrichten. Darüber hinaus oblag ihm der Aufbau eines physikalischen Museums. Für diese Aufgabe war er in besonderer Weise geeignet, da er beim über Bayern hinaus berühmten Instrumentenbauer Georg Friedrich Brander eine Ausbildung erhalten hatte. Als man 1749 in Kremsmünster den Bau der Sternwarte begann, wurde Dobler mit der wissenschaftlichen Leitung betraut. Nach dem Einsturz am 23. Mai 1755 ging Dobler zur weiteren Fortbildung nach Paris. 1757 von dort zurückgekehrt, konnte er viele Impulse für die endgültige Ausführung des Sternwartebaus geben. 1761 kehrt Dobler nach Irsee zurück. 1771 bis 1779 ist aber P. Eugen Dobler wieder als Gast im Kloster. Aus dieser Zeit stammt das Postscriptum am Ende von Branders Brief an P. Plazidus Fixlmillner.
Der von Brander erwähnte neu entdeckte fünfte Kontinent wurde auf der ersten Südseereise
von Kapitän James Cook am 28. April
1770 als New South Wales für die britische Krone in Besitz genommen. Dies geschah, nachdem der
erste Zweck dieser Reise,
die Beobachtung des Venustransits von 1769 am 3. Juni auf Tahiti erfolgreich
für die Royal Society abschließen konnte.
Neben der Verfertigung physikalischer Geräte, hatte sich Dobler auch der Präparation von
Tieren verschrieben.
So beherrschte er die Kunst des Ausstopfens vor allem von Vögeln, die er besonders lebensnah
zu präsentieren verstand.
Der Reisebericht von Zapf (S. 281) gibt darüber Auskunft. Diese Fertigkeit hat er auch für das Museum von
Abt Erenbert Meyer in der Abtei
ausgeübt.
Erenbert Moll berichtet darüber in seiner bei Bernoulli veröffentlichten Reisebeschreibung:
... kömmt man in ein Zimmer, darinn man
eine ansehnliche Sammlung von inländischen Vögeln – Conchylien –
sehr vielen Marmorarten, theils aus der Gegend von Kremsmünster,
theils aus anderen Provinzen – incrustata aus dem Karlsbade –
ziemlich viel von einheimischen Schmetterlingen – etwas weniges
von Käfern – und sehr künstlich aus Muscheln zusammengesezte
Blumen findet. Diese letzten, so wie die Einrichtung der Vögelsammlung,
sind ganz das Werk des oben genannten Hrn. Prof. Doblers. (MOLL, 321)
So ist es nicht verwunderlich, dass Brander gerade das Sammeln von "Wein-Faltern" - von Tagschmetterlingen also - als
adäquate Beschäftigung für seinen Freund annimmt. In unserer Gegend werden damals die Schmetterlinge vor allem als
"Sommervögel" bezeichnet, wie wir von
P. Laurenz Doberschitzens Beschreibung der Specula Cremifanensis wissen.
Ein Zusammentreffen von Kremsmünsterer Patres mit P. Eugen Dobler am 29. Oktober 1779 schildert uns P. Beda Plank in seinem Tagebuch der Reise durch Süddeutschland, die P. Altman Kellner in seinem Beitrag veröffentlicht hat:
Bald nach Tisch begann die Stadtbesichtigung. P. Thaddäus Derflinger hatte als Mathematiker Interesse, den wegen Verfertigung solcher Instrumente berühmten Herm Brandner kennen zu lernen. Sie waren eben mit der Vorführung verschiedener Maschinen beschäftigt, als sie „eine Freude überraschte, von der wir nie denken, kaum träumen konnten:
Es trat nämlich ganz unversehens der hochwürdige Herr Eugenius Dobbler von Yrsee ins Zimmer, der schon ehedem viele Jahre bey uns Professor der Größenlehre und Astronom war, nach einer etlich iährigen Entfernung wieder zu uns kam, und nun bereits acht Jahre sich bey uns als der angenehmste Gast aufgehalten. Dieser kam hieher, um mit Sack und Pack, wie er uns versicherte, ferner in sein Kloster wieder zurücke zu kehren. So unerwartet uns sein Gesicht war, so sehr freuten wir uns nach fünf Wochen, die wir schon verreiset hatten, endlich wieder Jemanden von Kremsmünster zu sehen. Noch mehr wuchs unser Vergnügen, als wir von ihm hörten, daß er bey seiner Abreise vom Stifte, die er gerade hieher fortgesetzet, alles in bestem Wohlseyn verlassen habe: und besonders, als er die für uns so frohe Neuigkeit hinzusetzte, daß unsere akademischen Schulen von unserer Monarchin Maria Theresia durch einen neuen Gewaltbrief bestätiget, und wider die Meckereyen unserer benachbarten Gegner so mächtig geschützet worden.
Nachdem wir uns lange genug auf das fröhlichste besprochen hatten, machte uns der gute alte Herr Brandner Gelegenheit, die Seltenheiten bey einem katholischen Wechselherrn. Herrn von Kobres, einem sehr lieben Freunde des lutherischen Herrn Brandners zu sehen.
Am Vormittag des 30. Oktober besuchte man ... nochmals Herrn Brandner, wo sie den Quadranten bestaunten, den der Künstler für die Akademie der Gelehrten nach München zu liefern hatte.
Nachmittag bekamen wir einen Besuch von dem bekannten Herrn P. Eugen von Yrsee. Wir unterhielten uns mit langen, freundschaftlichen Gesprächen, woraus sich leicht verstehen ließ, daß er Kremsmünster so bald nicht vergessen werde. Endlich trennten wir uns, und die Beurlaubung ist gewiß zärtlich genug und (ich darf es schon sagen) mit zimlich gebrochener Stimme von beyden Seiten geschehen. (KELLNER, 248-249)
DOBLER, Gerald 2020: Die wissenschaftlichen Sammlungen des Klosters Irsee und ihr Verbleib nach der Säkularisation von 1802 -
Irsser Blätter ... zur Geschichte von Markt und Kloster Irsee, Heft 3, Irsee
KELLNER, Altman 1970: Ein Besuch in süddeutschen Abteien im Jahr 1779, in: Studien und Mittelungen des Benediktinerordens, Jg. 81, Ottobeuren, 219-249
MOLL, Karl Ehrenbert von 1783: Briefe an den Herrn Professor Heinrich Sander in Karlsruhe über eine Reise von
Kremsmünster nach Moßheim im Salzburgischen. Im Herbste 1780, Erste Abteilung. Reise bis Salzburg,
in: Bernoulli, Johann, Sammlung kurzer Reisebeschreibungen und anderer zur Erweiterung der Länder- und
Menschenkenntnis dienender Nachrichten, Jg. 1783, 11. Bd. Berlin, 283-358
KRÜNITZ, Johann Georg 1856: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus-
u. Landwirtschaft, in alphabetischer
Ordnung, [Lemma: Weinfalter], Bd. 236, Berlin
KRAML, P. Amand 2018: P. Eugen Dobler OSB. Mathematiker, Naturforscher, Tierpräparator und Gründungsmitglied der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften, in: Katholische Aufklärung im Benediktinerreichsstift Irsee. Hrsg. von Markwart
Herzog, Alois Schmid, Irseer Schriften N. F. 13, Konstanz – München, 171-187
RABENALT, Ansgar 1982: P. Eugenius Dobler OSB und Kremsmünster,
in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner
Zweige, Jg. 1982, Heft III-IV, St. Ottilien, 959-1009
ZAPF, 1783: Über meine literarische Reise in einen Theil von Bayern, Franken und Schwaben im Jahr 1782 . An Herrn Karl
Benjamin Lennich, Archidiakonus in Danzig, in: Bernoulli, Johann, Sammlung kurzer Reisebeschreibungen und anderer zur
Erweiterung der Länder- und
Menschenkenntnis dienender Nachrichten, Jg. 1783, 11. Bd. Berlin, 195-282