Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Juni 2021



Gartenzwerge
Zwei der vier Gartenzwerge vor der sogenannten "Moschee" im Hofgarten
Foto: P. Amand Kraml


Zwergenfiguren ehemals auf der Sternwarte-Balustrade


Wenn man ein bestimmtes Alter erreicht hat, stellt man fest, dass vieles woran man sich erinnern kann, bei den meisten Zeitgenossen schon in Vergessenheit geraten ist. Ein Beispiel dafür sehe ich in der Erinnerung daran, dass die Zwergerl-Figuren, die um den inzwischen völlig verunstalteten Brunnen vor der bei uns sogenannten Moschee aufgestellt wurden, früher einmal an den vier Ecken der Balustrade auf den Seitenflügeln der Sternwarte postiert waren. Ich erinnere mich daran, dass wir als Gymnasiasten einmal bei einem Lehrausgang in der Physikstunde der zweiten Klasse (1964/65) mit P. Maximilian Schwediauer den Heliographen besichtig haben und dabei die Zwergerl dort oben gesehen haben.

Natürlich kann man aber auch in den alten Sternwarte-Beschreibungen nachschauen und obwohl der Besucher wohl kaum hingeführt wurde, findet man in der Beschreibung des Astronomischen Saales von P. Ulrich Hartenschneider in seinem Werk über die historische und topographische Darstellung des Stiftes Kremsmünster den Hinweis auf die Platzierung der Zwergerl-Figuren auf den Ecken der Sternwarte-Balustrade:
Gartenzwerge
Gartenzwerg jetzt um den "Brunnen" vor der Sternwarte gruppiert
Foto: P. Amand Kraml
Ein großer, zwey Stockwerke hoher, unten mit hohen, zu oberst mit ovalen Fenstern bestellter und mit Marmor gepflasterter Saal, zu dessen beyden Seiten die Plattforme der oft erwähnten Flügelgebäude, zwey sehr geräumige, an ihren Ecken mit Stein-Figuren gezierte Altanen bildet, und dessen Hintertheil mit einer hölzernen Gallerie umgeben ist.
Dass die Figuren wohl schon ganz früh da oben platziert wurden, zeigt der 1764 von Blasius Frank gezeichnete Aufriss der Sternwarte, den P. Laurenz Doberschitz seiner Specula voranstellt. Man griff damals auf bereits länger im Garten vorhandene Zwerge zurück und postierte sie an diesen exponierten Stellen. In Zeiten des sauren Regens wollte man dann die Figuren bei der Erneuerung der Balustrade zur Landesausstellung 1977 an einen geschützteren Ort bringen. Der Unbill der Witterung nicht mehr ganz so ausgesetzt, kamen sie in die Nähe der Stiftsbesucher und ich erinnere mich noch gut, wie oft dann der eine oder andere Zwerg wieder repariert werden musste, weil er mutwillig umgerannt wurde.


Quellen und Literatur:


DOBERSCHITZ, P. Laurenz 1764: Specula Cremifanensis. Beschreibung der in dem mathematischen Thurne zu Kremsmünster befindlichen Naturalien Instrumenten und Seltenheiten, MS CCn 1048, Kremsmünster

DOBERSCHITZ, P. Laurenz 1999: Specula Cremifanensis, 1. Band. Beschreibung der in dem mathematischen Thurne zu Kremsmünster befindlichen Naturalien, Instrumenten, und Seltenheiten, hrsg. von P. Amand Kraml, ADV-Ber. 40, Kremsmünster

HARTENSCHNEIDER, P. Ulrich 1830: Historische und topographische Darstellung des Stiftes Kremsmünster in Österreich ob der Enns. Aus Stiftsquellen gezogen, geordnet, berichtigt, und bis auf das gegenwärtige Jahr fortgesetzt, Wien



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(c) P. Amand Kraml 2021-09-17
Letzte Änderung: 2021-09-25