Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Jänner 2020



Meridiankreis
Tafel III der Abbildungen zu den Beobachtungen am Meridiankreis
Tuschezeichnung, laviert, 19 x 26 cm
Blick in Richtung zum ovalen Fenster auf der Marktseite, dahinter ist die Uhr von Jürgensen zu sehen.


Skizze der Montage des Meridiankreisgerätes im fünften Stock



Im Zuge der Digitalisierungsarbeiten an den alten Beobachtungsbüchern entdeckten wir die Zeichnungen vom Meridiankreisgerät, das als Geschenk des Kaisers 1826 von der Werkstätte des k. k. Polytechnischen Institutes in Wien gefertigt wurde. Als Raum für die Aufstellung dieses Gerätes wurde anfangs (bis 1886) der marktseitige Raum im fünften Stock gewählt. Auf alten Fotografien kann man den Schlitz in der Mauer noch sehen. Die Meriadianspalte wurde mit ursprünglich aus Eisenblech gefertigten Deckel verschlossen. Da aber am 28. November bei magnetometrischen Messungen festgestellt wurde, dass diese Deckel auf die Messungen Einfluss hatten, wurden sie im Mai 1842 durch solche aus Kupferblech ersetzt. (KOLLER, 1842, 155)
Die Aufzeichnungen in den Beobachtungsbüchern beginnen mit dem 3. November 1830 und enden am 21. August 1880.

Aus einem Brief von P. Marian Koller an Simon Stampfer vom 18. Jänner 1840 wissen wir, dass Koller den Plan hegte, eine Zusammenstellung der Beobachtungen, wie sie unter seiner Leitung an der Sternwarte gemacht wurden, im Druck herauszubringen.
Er schreibt: „Mein Herr Prälat erlaubte mir, das Wichtigste der seit meiner Leitung auf hiesiger Sternwarte gemachten Beobachtungen herauszugeben, ich glaube in Form eines Decenniums, von 1831 bis 1840, oder auf irgend eine andere Weise. Meine Idee ist nun , die Beschreibung der Instrumente und die mit ihnen gepflogenen Untersuchungen, die ich grösstentheils Ihrer Güte verdanke, vorauszuschicken, die Beobachtungen der einzelnen Planeten, des Mondes, der Sonne und der Kometen zusammenzustellen und selbe in extenso zu liefern, so wie sie im Tagebuche vorkommen, sammt den daraus gefolgerten Resultaten (die Original - Beobachtungen könnten allenfalls späteren Berechnern als Basis dienen), und den Schluss würden die meteorologischen und magnetischen Beobachtungen machen. Dabei würde in der Einleitung die Bestimmung der geographischen Länge und Breite der Sternwarte auch ihren Platz finden. Sind Sie mit diesem Plane einverstanden? Diese Arbeit sollte mit Beginn des Jahres 1842 erscheinen, wo unser alter würdiger Herr Abt seine Jubelprofess und -Primitz hält, und ihm dedicirt werden."

Leider kam es zu dieser Publikation nicht. Wohl auch, weil mit dem Tod des Abtes Josef Altwirth am 4. Mai 1840 der direkte Anlass verloren ging.

Von Kollers Nachfolger P. Augustin Reslhuber wurde dieser Plan 1849 - zumindest für die Meridianbeobachtungen - wieder aufgenommen. In fünf Bänden liegt diese Arbeit handschriftlich in der Bibliothek der Sternwarte. Bei der neuen Katalogisierung wurde allerdings der Einleitungsband mit einer eigenen Signatur von den übrigen vier getrennt, sodass die Zuordnung der 7 Abbildungen im letzten Band nicht gleich den Beschreibungen im Einleitungsband zugeordnet werden konnte. P. Sigmund Fellöcker berichtet in seiner Geschichte der Sternwarte, dass "bis jetzt (1869)" es nicht zur Drucklegung kam. Er gibt auch eine Zusammenstellung des Inhaltes und führt auch zudem die in den Astronomischen Nachrichten veröffentlichten Beobachtungen einzeln an:
Der erste Band enthält nach einem kurzen geschichtlichen Rückblicke die Beschreibung des Kreises nach allen seinen Theilen, so wie die angewendeten Methoden, die Werthe des Mikrometers, der Libellentheile und die verschiedenen möglichen Fehler des Instrumentes zu bestimmen und dieselben bei der Reduction der Beobachtungen in Rechnung zu bringen. Die Bände II, III und IV enthalten die Beobachtungen selbst in chronologischer Ordnung vom 3. April 1831 bis 8. December 1846 mit Angabe der Uhrcorrection, des Polpunktes und der Grösse der einzelnen Fehler des Instrumentes für jeden Beobachtungstag. Der V. Band endlich enthält die Resultate der Beobachtungen: die Positionen des Mondes und der Sterne im Parallel des Mondes, dann der Planeten Mars, Vesta, Juno, Pallas, Ceres, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun; die Positionen von 593 am Meridiankreise beobachteten Fixsternen und deren mittlere Positionen auf den Anfang des Jahres 1840 reducirt (nebst Angabe der jährlichen Präcession in Rectascension und Declination); sämmtliche Bestimmungen der Aequatorhöhe für den Ort des Meridiankreises aus den Umlegungen des Kreises auf α oder δ Ursae minoris; endlich 48 Sternbedeckungen, die Sonnenfinsternisse am 15. Mai 1839 und 18. Julius 1841, die Bedeckung der Venus durch den Mond am 11. September 1841, so wie eine ausführliche Beschreibung der grossen Sonnenfinsternis» am 7. Julius 1842. (FELLÖCKER, 284)

Von den angeführten 7 Abbildungen sind nur 6 am Ende des letzten Bandes eingeklebt:
Tafel II. mit dem Plan des Raumes im fünften Stock,
Tafel III. mit der Ansicht des Meridiankreises und seiner Montierung im Raum,
Tafel IV. die Frontalansicht des Meridiankreisgerätes,
Tafel V. eine Schrägansicht desselben,
Tafel VI. ein Kreisbogen mit spezieller Ablesevorrichtung und
Tafel VII. diese Ablesevorrichtung im Detail.

Was die Tafel I darstellte und ob sie bereits ausgeführt war, ist noch nicht zu erheben gewesen.


Quellen und Literatur:


ANONYMUS [RESLHUBER, P. Augustin] o. J.: Meridiankreisbeobachtungen, Bd. 4, Bibliothek der Sternwarte, S 401001/4

ANONYMUS 1830..1880: Meridian-Kreis-Beobachtungen, 43 Bände, Bibliothek der Sternwarte, S 401004/1..43

KOLLER, P. Marian 1842: Bemerkungen zu den Terminbeobachtungen, Kremsmünster, in: Annalen für Meteorologie, Erdmagnetismus und verwandte Gegenstände hrsg. J. Lamont, Jg. 1842, 2. Heft, München, 152-156

RESLHUBER, P. Augustin (Hrsg.) 1849: Astronomische Beobachtungen auf der Sternwarte zu Kremsmünster in den Jahren 1831 bis 1847 von P. Marian Koller, hrsg. von P. Augustin Reslhuber, MS, Kremsmünster S 401003

FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz



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Letzte Änderung: 2021-09-16