Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Oktober 2014



Klapper-Apfel
Der rothe Klapper Apfel
Schülerzeichnung Inv. Nr. 293 Foto: P. Amand Kraml


Schülerzeichnung
Der rothe Klapper-Apfel

Weidenblatt-Birne
Birn mit dem Weidenblatte
Schülerzeichnung Inv. Nr. 307
Blattgröße: 24,3 x 36,5 cm
Foto: P. Amand Kraml


Einige der 310 botanischen Schülerzeichnungen, die unter dem Zeichenlehrer des Internats Johann Georg Riezlmayr angefertigt wurden, tragen auf der Rückseite die Bemerkung Nach der Natur gezeichnet. So bieten diese Zeichnungen unter anderem einen recht interessanten Einblick in die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Kremsmünster kultivierten Nutzpflanzen. Leider fehlen bei den Bildern der Kernobstsorten jegliche Angaben auf der Rückseite. Inzwischen stellte sich heraus, dass einige der Zeichnungen Kopien der Tafeln aus dem in Weimar erschienenen Allgemeines Teutsches Garten-Margazin des Jahres 1809 Man hat sich also im Zeichenunterricht von Riezlmayr offensichtlich auch mit dem Abzeichnen beschäftigt. Der rote Klapper-Apfel und die Birne mit dem Weidenblatt gehören dazu und wurden hier zur Präsentation ausgewählt. Die weiteren Aquarelle, die Kernobstsorten darstellen, sind aufgelistet. Leider kennen wir in diesem Fall die Zeichner nicht. Es fällt aber auf, dass die Aquarelle, für die im Garten-Magazin keine Vorbilder zu finden sind, die Früchte von unten zeigen (vgl. Großer Rosen-apfel). Diese eher ungewöhnliche Stellung gibt der Vermutung Nahrung, dass diese Zeichnungen echtes Obst als Vorlage hatten.

Eine interessante Bemerkung zum Obstbau und vor allem zur Namensgebung der Obstsorten finden wir bei Johann Siegmund Valentin Popowitsch. Dieser war in den Jahren 1744-1746 Lehrer an der Ritterakademie in Kremsmünster und hat sich hier auch mit Botanik, seinem Lieblingsfach, beschäftigt. In seinem weitläufigen Werk Untersuchungen vom Meere ... setzt er sich in dem Teil Nachlese von Zugaben recht kritisch, ja polemisch, mit der Botanik und Nomenklatur von Carl von Linnè auseinander. Im 2. Abschnitt mit dem Titel Daß die Linnäische Lehre der Botanik offenbar schade, verführerisch sey, und manchmal sich selbst widerlege berichtet Popowitsch vom Obstbau und über die Namensgebung in demselben in unserem Kremstal:
Im Kremsthale in Oberösterreich heißt der Porstorfer, Hasenapfel: welches ich hier aus einer zweyfachen Absicht erinnere. Erstlich, um darzuthun, daß gewisse Früchte noch heutiges Tages, nicht nur von der Gestalt, Farbe, ihrem Geschmacke, von der Jahrszeit, in welcher sie reifen, von den Orten, an denen sie wachsen, sondern auch von denjenigen Liebhabern, die eine Art etwan hochhalten, oder von denen sie aus einer Gegend in die andere überbracht wird, die Benennungen erlangen. Solches war schon zur Zeit der Römer auch so gebräuchlich, wie es die Plinischen Namen der Äpfel, Birnen, und der übrigen Obstgattungen bezeugen. Der Ländlerische Name Hasenapfel hat diesen Ursprung, weil ein Pfleger zu Pernstein (ist eine Kremsmünsterische Herrschaft in erwehntem Thale) den Porstorfer zuerst in dieselbe Revier gebracht. Dieser Pfleger hat Haas geheißen. Daraus aber fliesset die zweyte Anmerkung, daß ohne Zweifel noch manche andere Namen der Früchte eben so leichte Erklärung haben werden, allein die izt unerforschlich sind, weil uns der Mangel der Gartengeschichte die Schlüssel zu deren Eröfnung entzogen hat. Das Land ob der Ens ist eine rechte Pflanzschule für die Obstbäume, welches meines Erachtens daher kommet, weil hier die Weingärten aufhören, und dieses das erste Bierland ist, wenn man aus Unterösterreich nach der Donau aufwärts ziehet. Die Inwohner wollden doch den Weingeschmack nicht auf einmal mit dem Biere vertauschen. Sie behelfen sich, zur Abwechselung, stark mit dem Äpfel- und Birnmoste. Sie pflanzen desßwegen eine unbeschreibliche Menge Obstbäume, denen der feuchte Boden, und die kühle Luft anständig ist. Es hat schon Joh. Bauhin in Acht genommen, daß es in den warmen Ländern wenig Äpfelbäume gebe. Da nun die Bauern aus den Gärten viele unbekannte Arten theils gütlich erhalten, theils stehlen, und den auf die letzte Weise überkommenen (wie es bei den Findlkindern geschiehet) nicht wissen die rechten Namen zu geben, so heißen sie ihre Äpfel sehr lächerlich, Tennäpfel, Stalläpfel, Zaunäpfel, Neunmezenäpfel etc. weil sie den Baum bei ihrer Tenne, beim Stalle, beim Zaune, stehen haben; oder weil der Baum einmal 9 Mezen Früchte getragen hat. Wenn sie die Zweige andern mittheilen, so vervielfältigen sie dergestalt diese seltsamen Namen, daß einige derselben gemein werden. Nun gehen die Wortforscher hin, und zerbrechen sich die Köpfe, um die Bedeutung dieser Benennungen herauszubringen, wenn sie von dem läppischen Ursprunge derselben nicht unterrichtet sind. (Popowitsch, 358-359)

Auch führt Popowitsch an, dass der Porstorfer in Österreich unter dem Namen Maschanzker bekannt sei. Als einer der bedeutendsten Wortforscher seiner Zeit versucht er auch eine Ethymologie für diesen Namen. Er meint nämlich: ...er ist, meines Erachtens, der Römer malum Scantianum, dessen Plinius, XV, 14 gedenket. (Popowitsch, 358)

Genauso gibt es auch heute noch keine wirklich einheitliche Terminologie für die Kernobstsorten. Bei unserem Klapper-Apfel handelt es sich um die sehr alte Sorte des Prinzenapfels. Er ist in Bayern als Glockenapfel, weiter nördlich auch als Rotgestreifter Schlotterapfel oder auch als Ananas-Apfel bekannt. Dieser Name wird auf den Geruch der Schale zurückgeführt. Jedenfalls handelt es sich um eine recht robuste Sorte, die auch für die rauesten Lagen geeignet ist. In der Liste unseres Hofgärtners Josef Runkel ist er ebenfalls als Prinzenapfel angeführt (Nr. 177, RUNKEL, 9).

Die Weidenblatt-Birne Pyrus salicifolia aus dem Kaukasus stammend, ist sicher seit 1780 in Kultur. Man kann sie allerdings heute nur mehr gelegentlich als Ziergehölz oder eventuell als Veredelungs-Unterlage antreffen. Die Früchte sind mit 1,5-2 cm ausgesprochen klein und stark astringierend, so dass sie heute als Obst wohl nicht mehr in Frage kommen.

288 Anatomie Anatomie des Apfels - Garten-Mag. 5
289 Engl. Bergamotte Die Englische Bergamotte Runkel Nr. 11 Garten-Mag. 20
290 Durst-Lösche Die Durst-Lösche - Garten-Mag. 45
291 Kassel Reinette Kassel Reinette
(Ist größer gemacht)
Runkel Nr. 198 -
292 Gestr. Winter Caville Gestreifter Winter Calville - Garten-Mag. 19
293 rother Klapperapfel Der rothe Klapper Apfel Runkel Nr. 177 Garten-Mag. 3
294 gestr. Winter Kurzstiel Der gestreifte Winter Kurzstiel ? Runkel Nr. 116? -
295 Perlreinette Perlreinette Runkel Nr. 197 -
296 Reinette von Holland Reinette von Holland - -
297 Gelber Günderling Gelber Gülderling Runkel Nr. 91 -
298 dedupfte Reinette Die gedüpfte Reinette - -
299 Spitzer Goldzungapfel Spitzer Goldzungapfel Runkel Nr. 84 -
300 Grosser Rosenapfel Grosser Rosen-apfel - -
301 Chines. Apfelbaum Frucht des Chinesischen Apfelbaums - Garten-Mag. 24
302 Violette rayee Violette rayee - -
307 Weidenblatt-Birne Birn mit dem Weiden-Blatte - Garten-Mag. 12
308 grauer Junker Hans Der graue Junker Hans
Messire Jean-gris
Runkel Nr. 140 Garten-Mag. 6


Quellen und Literatur:


Allgemeines Teutsches Garten-Margazin oder gemeinnützige Beiträge für alle Theile des praktischen Gartenwesens, Sechster Jahrgang, 1809, Weimar

ANONYMUS (J. S. V. P.) [Johann Siegmund Valentin Popowitsch], Untersuchungen vom Meere, die auf Veranlassung einer Schrift de Columnis Herculis, welche der hochberühmte Professor in Altorf, Herr Christ. Gottl. Schwarz, herausgegeben, nebest andern zu derselben gehörigen Anmerkungen, von einem Liebhaber der Naturlehre und der Philologie, vorgetragen werden, Frankfurt und Leipzig 1750

BERNKOPF, Siegfried, KEPPEL, Herbert & NOVAK, Rudolf 1991: Neue alte Obstsorten, Äpfel und Birnen, 2. Aufl. Wien

CZERNI, Margret 1993: Stifters Zeichenlehrer Georg Riezlmayr, in: Kulturzeitschrift blickpunkte 43. Jg. Heft 1, Linz

FÜRST, Johann Ev. o. J. [1823]: Der verständige Bauer Simon Strüf, eine Familien-Geschichte. Allens Ständen zum Nuzen und Interesse, besonders aber jedem Bauer und Landwirthe ein Lehr- und Exempel-Buch, 3. Theil, Passau

PFEIFFER, P. Anselm 1887-90: Anmerkungen für die naturhistorischen Museen der Sternwarte in Kremsmünster. Beginnt mit 24. Juli 1887 - 1890, MS [in AP3] im Kustodiatsarchiv der Sternwarte, Kremsmünster

RUNKEL, Josef 1867: Verzeichniss der Obst-Sortimente, welche in dem Hofgarten und den Nebengärten des Benediktiner-Stiftes zu Kremsmünster kultivirt werden

SCHMIDT, Peter A. 2006: Bäume und Sträucher Kaukasiens, in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Nr. 01, Stuttgart, 36

VERFASSER des Simon Strüf o. J. [1823]: Kurze Nachricht über Frauendorf und die dort angelegten Gärten und Baumschulen, in: FÜRST. Joh., Der verständige Bauer, Passau, 449-518



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