Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

April 2007



Nivellierinstrument
Nivellier-Instrument aus Messing, zaponiert: Tubuslänge 35 cm, Objektivdurchmesser 3 cm, Stativhöhe: 22 cm, in Holzschatulle : 40 x 25 x 14 cm, Inv. Nr.: Fell, Geom_Astr. 41, Inv. Nr.: 16110515
Foto: P. Amand Kraml


Nivellier-Instrument von Stampfer und Starke

P. Marian Koller war mit Simon Stampfer gut befreundet. Als Stampfer sehr schwerhörig geworden war, hatte er nicht mehr sehr viel Kontakt mit anderen Menschen. Nur mit Koller kam er sonntags oft in Wien in seiner Wohnung zusammen. Aus Kollers Nachlass brachte Abt Augustin Reslhuber 1867 dieses Vermessungsinstrument zusammen mit einem Stativ und 2 Paar Vermessungslatten in die Sternwarte. Als Preis gibt P. Sigmund Fellöcker in seinem Katalog 270 fl. an (Fellöcker, 172). Der Eingang aus dem Nachlass von P. Marian Koller wird auch im Programm des Gymnasiums vom Jahr 1867 angeführt (S. 61).

Nivellierinstrument
Aufschrift auf der Libellenhalterung
K. K. polytechn. Institut in Wien. Chr. & G. Starke.
Foto: P. Amand Kraml

Nivellierinstrument
Aufschrift auf der Libellenhalterung
Patent von Stampfer & Starke No 260.
Foto: P. Amand Kraml


Nivellir-Instrument Nro. 260.
M = 18.09; d. h. bei dieser Stellung der Mikrometerschraube ist die Libelle parallel zur Umdrehungsebene der Alhidade. Es wird
nämlich auf der vertikalen Skale der Theilstrich 18 eingestellt, während die Mikrometerscheibe auf 0 steht, und dann noch um 9 Theile
(= 0.09) weiter gedreht. Hat man so bei jeder Aufstellung des Instrumentes die Zahl M eingestellt, so lässt sich die Kreisscheibe blos mit
den beiden untern Stellschrauben sehr leicht und schnell horizontal stellen. Die Zahl M kann sich mit der Zeit ein wenig ändern und wird
gleich wieder gefunden, indem man bei eingestellter Libelle die Alhidade um 180° dreht, und die halbe Abweichung der Blase mit der Mikro-
meterschraube, die andere Hälfte durch die Stellschraube korrigirt. Nach einigen Wiederholungen kömmt man auf die richtige Zahl M. Es
ist übrigens zu dieser Horizontalstellung der Scheibe keine besondere Genauigkeit nöthig, da es vollkommen hinreicht, wenn bei der Umdrehung
der Alhidade die Blase nur noch innerhalb des Ausschnittes bleibt. Dagegen muss bei jeder Visur nach der Latte die Blase mit der
Mikrometerschraube ganz genau in die Mitte gebracht werden.
   Um das Fadenkreuz deutlich zu sehen, wird blos die vordere geschwärzte Glasfassung gedreht, wodurch der Abstand der Linse vom
Faden, je nach der Beschaffenheit des Auges, sich ändert, ohne dass dabei das Diaphragma und die wichtige Korrektion der Fäden die geringste
Störung erleidet; durch die feinere Einstellung der Okularröhre mittelst des Triebwerkes lässt sich auch das Bild zur grössten Deutlichkeit
bringen.
   Alle Rektrifikationen des Instrumentes sind vor der Ablieferung genau ausgeführt worden.
   Ueber den weitern Gebrauch und die verschiedene Anwendbarkeit dieser Instrumente, sowie über den Werth und die Bedeutung der
unten angesetzten Zahlen, sehe man Prof. S. Stampfer's theoretische und praktische Anleitung zum Nivelliren etc., 3. Auflage, Wien bei Gerold.
   Lage des Instrumentes im Kasten: Eine Stellschraube rechts, die andere oben, die Mikrometerschraube linker Hand. Mit der
obern Stellschraube soll jedesmal der Kreis so gerichtet werden, dass während man die Stativhülse fest niederdrückt, die anfangs locker ge-
stellte Alhidade allmählig ihren beiderseitigen Unterlagen sich nähert und sie nur leicht berührt, damit beim Verschluss des Kastens der
Druck nur allein auf die Hülse und nicht auf die Alhidade und somit auf den Zapfen des Kreises falle.

M = 18.09 (§.53); W = 641,60 (m - n) - 0,0814 (m2 - n2) (§. 65); m = 30,7 (§ 68). X = 324


Quellen und Literatur:


FELLÖCKER, P. Sigmund 1871: Physikalisches Cabinett, Catalog, [MS] Kremsmünster

ANONYMUS 1867: Lehrmittelsammlung, in: Programm des kaiserl. königl. Gymnasiums zu Kremsmünster für das Schuljahr 1867, Linz, 60-61

HERR, J. 1865: Simon Stampfer. Eine Lebensskizze. Wien

KRAML, P. Amand 2008: 250 Jahre Sternwarte Kremsmünster, in: Öffentliches Stiftsgymnasium Kremsmünster 151. Jahresbericht, 33-83, Thalheim

STAMPFER, S. 1845: Theoretische u. praktische Anleitung zum Nivelliren. Mit 3 Taf. Wien

STAMPFER, S. 1858: Theoretische u. praktische Anleitung zum Nivelliren u. zu andern damit verwandten, beim Eisenbahnbau vorkommenden geometrischen Arbeiten, sowohl mittelst d. verschiedenen gewöhnlichen, als d. vorzüglichsten neueren Nivellir-Instrumente. 4. Aufl. Mit 3 Taf. Wien

STAMPFER, S. & HERR, Jos. Ph. 1869: Theoretische u. praktische Anleitung zum Nivelliren mit besonderer Rücksicht auf die verbesserten Nivellir-Instrumente. 6. Aufl. Wien


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(c) P. Amand Kraml 2007-03-24
Letzte Änderung: 2021-09-16