Windrichtungsschreiber
Inv. Nr. 11110706, Messing Holz, Eisen, Kupferdraht
45 x 24 x 22 cm
Foto: P. Amand Kraml (1996040320)
Typendruckapparat zur Registrierung der Windrichtung nach Osnaghi
Typenrad mit 16 Richtungsangaben
Foto: P. Amand Kraml (202510184711)
1847 wurde in Wien an der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus ein von Prof. Theorell in Upsala entwickelter Typendruck-Meteorograph, der vom Mechaniker der Stockholmer Akademie, P. M. Sörensen ausgeführt wurde, in Betrieb genommen. (OSNAGHI) Dieses Gerät war für die Registrierung von Windgeschwindigkeit und Windrichtung im Betrieb fehleranfällig. So wurden die beiden Messvorrichtungen in Wien isoliert und dafür zwei eigene Geräte nach den Plänen von Ferdinand Osnaghi in Zusammenarbeit mit dem Wiener Mechaniker Otto Schäffler (1838-1928) gefertigt. (SCHREIBER, 185-186, und STEFAN, 179) Beide Geräte wurden 1878 unter dem Direktor P. Gabriel Strasser für unsere Sternwarte erworben. Den Anemographen zur Registrierung der Windgeschwindigkeit haben wir bereits als Objekt des Monats (April 2025) präsentiert. Dieses Gerät nun registriert mit Hilfe eines Typenrades die Windrichtung in 16 Teilrichtungen der Windrose. Die Windrichtung wird von diesem Typenrad
auf einen Papierstreifen, wie er bei Morsegeräten üblich war, gestempelt. Angetrieben wurde das Gerät über zwei Gewichte an Rollenketten. Auch diese Antriebsform ist bei Telegraphen gängig. Der Mechaniker Otto Schäffler war auf diesem Gebiet der Telegraphie mit Typenrädern durchaus sehr erfahren. (vgl. z. B. Börsentelegraph, ZETZSCHE)
In seiner Arbeit über die tägliche Periode der Geschwindigkeit und Richtung des Windes beschreibt
P. Koloman Wagner unser Objekt: Im Jahre 1878 erwarb die Sternwarte ein elektrisch registrierendes Robinson’sches Anemometer zur
Bestimmung der Windgeschwindigkeit und einen Typendruckapparat nach Osnaghi zur Bestimmung der
Windrichtung. ... Der Typendruckapparat gibt 16 verschiedene Windrichtungen an. Beide Apparate sind auf der Zinne der Sternwarte 54 m über dem Erdboden aufgestellt und ragen 5 m über die Plattform empor. (WAGNER, 1)
Bei uns ist nur mehr das Registriergerät erhalten.
Kurioserweise finden wir auch eine lateinisch verfasste Angabe über die Verwendung unseres Autographen in
der Rotel [= Todesanzeige] für P. Gabriel Strasser, die wir hier nicht
vorenthalten möchten:
Idem anno 1878 pertulit, ut Ferd. Osnaghi, vir doctus, nobis amicissimus, Gymnasii nostri decus, novissima illa
poneret instrumenta "autographa", quibus vi electrica motis significatur, quae quoque tempore sit aeris temperatio,
unde quantaque celeritate ventus afflet. In his instrumentis dirigendis et accurate observandis Gabriel his quattuor
annis permultum temporis ac operae consumsit.
Übersetzen könnte man wie folgt:
Im selben Jahr, 1878, erwirkte er es, dass Ferd. Osnaghi, ein gelehrter Mann, ein guter Freund von uns und der Stolz
unseres Gymnasiums, jene neuesten „Autographen" in Betrieb nahm, mit denen durch elektrische Kraft die Bewegung
angezeigt wird, wie hoch die Lufttemperatur zu jedem Zeitpunkt ist und woher und mit welcher Geschwindigkeit der
Wind weht. Gabriel verbrachte in diesen vier Jahren viel Zeit und Mühe damit, diese Instrumente zu betreiben und
genau zu beobachten.
Quellen und Literatur:
ACHLEITNER, Leonardus & FELLÖCKER, Sigismund 1882: DD. Foederati summe Colendi! [Rotel: P. Gabriel Strasser], Lincii
BIEDERMANN, Rudolf 1877: Bericht über die Ausstellung wissenschaftlicher Apparate im South Kensington Museum zu London 1876. Vollständiger
Katalog der Ausstellung mit Holzschnitten, London
GERLAND, Ernst 1887: Die Anwendung der Elektricität bei registrierenden Apparaten, Wien, Pest, Leipzig
HOCHSTETTER, Ferdinand von 1877: Jahresbericht des Präsidenten der k. k. geographischen Gesellschaft für das Jahr 1876, in: Mittheilungen der kais. und kön. geographischen Gesellschaft in Wien 1877, Wien, 1-32
HOFMANN, August Wilhelm v. 1878: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876, den Herren Achenbach und Falk, Braunschweig
JELINEK, C. & HANN, J. 1869: Literatur-Bericht, Resultate aus den im Jahre 1867 auf der Sternwarte zu Kremsmünster angestellten meteorologischen Beobachtungen. - Von Dr. A. Reslhuber, in: Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, IV. Bd. Wien, 74-75
NEUMAYER, Georg & SCHREIBER, Paul 1878: Apparate für Meteorologie und Hydrographie, in: HOFMANN [siehe oben], Braunschweig, 475-581
OSNAGHI, Ferd. 1875: Theorell's Typendruck-Meteorograph, in: Zeitschrift der Österreichischen Gesellschaft für Meteorologie, X. Bd.
Wien, 245-250, 264-268
SCHREIBER, Paul 1882: Berichte über die Ausstellung in Paris. Die meteorologischen Registrirapparate, in: Elektrotechnische Zeitschrift, 3. Jg. Mai 1882, Berlin, 183-188
STEFAN, Joseph 1877: Bericht über die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe, in: Almanach der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften 27. Jg. 1877, Wien, 153-187
WAGNER, P. Coloman 1893: Die tägliche Periode der Geschwindigkeit und Richtung des Windes in Kremsmünster, in: 43. Programm des Kais. Kön.
Obergymnasiums der Benedictiner zu Kremsmünster für das Schuljahr 1893, Linz, 1-29
ZEMANEK, Heinz 1981: Otto Schäffler, Pionier des Telephons, der Telegraphie und der Lochkarte sowie Erbauer der ersten Wiener Telephonzentrale, in: Blätter für Technikgeschichte 41-43 (1979/81), Wien, 81-118
ZETZSCHE, Eduard 1875: Der Börsentelegraph von Otto Schäffler in Wien, in: Fünfter Bericht der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Chemnitz, Chemnitz, 62-70, + Tafel.