aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
September 2017
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Ölbilder von P. Plazidus Fixlmillner und Carl von Moll in der Sternwarte
Fotos: P. Amand Kraml |
Bis jetzt wurden aus dem Briefwechsel von P. Plazidus Fixlmillner die Briefe gelistet, die Fixlmillner erhalten hat. Natürlich soll auch - soweit das möglich ist - eine übersichtliche Liste aller von Fixlmillner verfassten Briefe erstellt werden. Vorerst seien hier einmal diese von Carl von Moll selbst gesammelten und veröffentlichten Briefe von P. Plazidus präsentiert. Moll hat die erhaltenen Briefe in vier Bänden als Prodromus seiner Selbstbiografie in nur 50 Exemplaren drucken lassen. Zwei seiner Kremsmünsterer Lehrer, die er besonders verehrte, hat er in diese Sammlung aufgenommen: Eben P. Plazidus Fixlmillner (Abt. 1, 172-176) und den Musiker P. Georg Pasterwiz (Abt. 2, 503-509)
FIXLMILLNER [1]
Cremsmünster le 27 Octob. 1776.
Le zéle de me procurer la plus grande satisfaction vous emporta jusqu’à
me faire ressouvenir des lettres obligeantes, que j’avois recues de Paris
et de Berlin. Et veritablement vous n’avés pas mal deviné; mais la satisfaction,
que je tire de ces lettres assés
flateuses, ne va plus loin, que pour m’assurer de n’avoir travaillé sans fruit pendant
les dix années dernieres, et d'avoir gagné la faveur des hommes scavans, dont l’amitié
est bien precieuse et importante pour mes études. Jamais je n’en deviendrai fier,
Dieu me garde! au contraire ces sentimens amiables, que me portent ces scavans, me
seront comme des aiguillons, qui m’inciteront à profiter de tems en tems dans ce
genre des sciences, dont la connoissance n’est pas encore assés frequente. Je suis
persuadé, que vous avés pensé de la meme manière en faisant mention de ces lettres
étrangéres, et que vous avés voulu me feliciter du vrai avantage, qu’il m’en faut
tirer sans etre entrainé par la complaisance des expressions panegirique.
le 13. Octbr. 1780.
II n’y a réen à penser, soit pour la prosperité de l’ame, soit pour celle du corps,
ou pour vos avancemens heureux, dont je voudrois vous faire combler, si les evénemens
dependoient de mes voeux, et si mes priéres pouvoient etre assés efficaces d’y flechir
la bonté de Dieu.
15 Novbr. 1781.
Es ist keine leere Entschuldigung, sondern eine in Kremsmünster allenthalben bekante
Sache, dass ich fast in die zwey Monat in sehr üblen Zustand meiner Gesundheit gewesen;
wie ich aber auch in der Vakanz mit Arbeiten beladen seye, ist ihnen nicht unbekant:
nun ist die Beförderung derselben durch die Krankheit sehr gehemmet, und wurde demnach
alles so überhäuffet, dass ich mich dieser Last noch nicht habe gänzlich entladen können. —
Ich machte mir immer die Hoffnung, bald etwas günstiges von ihrer Beförderung zu einer
beträchtlichen Stelle zu vernehmen; um so mehr war mir die Nachricht unverhofft und
unangenehm, dass Ihnen von Sr. Hochfürstl. Gnaden mit einer so gehässigen
Antwort begegnet worden. [2] Vielleicht zielen diese spitzige
Worte wider die Kloster-Studien
besonders nur auf Kremsmünster; obwohl es überhaupt zur Mode geworden, von den Mönchen
verächtlich zu sprechen, und mir unbewusst ist, wie dieses Stift einen so grimmigen Hass
verschuldet habe. Ich versichere Sie meines heftigen Mitleidens über ihr verdrüssliches
Schiksal: allein wir müssen schon mit einander leiden. Genug indessen, dass es unpartheyische
Kenner giebt, die uns noch Recht widerfahren lassen. — Von der Sonnen-Finsterniss, von welcher
Sie Meldung gemachet, dass Sie bey der Beobachtung derselben den 17 October in unserer
Stern-Warte zu seyn gewunschen hätten, habe ich die Ehre Ihnen zu berichten, dass uns
die neidige Wolken den Anfang, der nach unserer Uhr um 7h 52' sich ereignet haben wird,
samt der grössesten Verfinsterung, und noch einen Theil der Ausgänge bis gegen 9 Uhr
verhillet haben. Von dieser Zeit an also, da die Sonne endlich frey hervorgetretten,
war es uns gegönnet, die Beobachtungen bis zum Ende fortzusetzen. Vielleicht zerstreuen
sich auch mit der Zeit die finstere Wolken der üblen Begriffe von den Klöster-Studien.
5. Mai 1782.
Die Umstände meiner Gesundheit haben sich, Gott seye es gedankt, bishero merklich
gebessert, also, dass nichts mehr erforderlich zu seyn scheinet, als durch öftere
Leibesbewegungen die Beständigkeit derselben zu erhalten. — Die Zeichnungen der
Kremsmünsterischen Sternwarte dem Hr. Bernoulli zuzuschicken war ich fast gezwungen;
denn nicht allein H. P. Hell und P. Sajnovics sprachen mir nachdrücklich zu, solche
im Druck zu geben; sondern H. Bernoulli selbst gab mir zweymahl in seinen Nouvelles
litteraires öffentlich zu verstehen, dass er eine weitläuffigere Beschreibung
und Kenntniss dieser Sternwarte zu überkommen wünschte. Nun glaubte ich sein
Verlangen durch diese Vorstellungen, und besonders durch die Durchschnitte des
astronomischen Theils bestens ersättigen zu können. — Dass sich in dem 5ten Band
seiner Reisebeschreibungen eine Stelle von Kremsmünster befinde, hat mir H. Bernoulli
schon zum Voraus berichtet: also lauten seine Worte: Je me flatte, que vous aurés
trouvé dans celui-ci des passages, qui vous auront interessé, et sur lesquels
j'espére de recevoir de votre illustre abbaie quelques eclaircissemens ulterieures.—
Sind etwa diese Nachrichten vom Hr. Deluka ? Hr.Bernoulli glaubte, dass ich diesen
Band samt andern Beylagen schon empfangen habe; weil sie schon lang auf dem Wege sind:
allein ich erwarte sie täglich. — Ich betaure herzlich ihre den Verdiensten nicht
angemessene Umstände. Vielleicht giebt es Gott, dass die Belohnung ihrer dermahligen
aufgedrungenen Gedult ihre Wünsche übersteige, welches ich aus vollem Gemüthe wünsche.
27. Junj 1786.
Eine Hauptursache meiner so langen Verweilung war der Durchgang des Merkur durch die
Sonne, der sich am 4ten May ereignet hatte. Sie waren begierig zu wissen, ob ich ihn
beobachtet habe. Ich diene Ihnen mit ja: ich habe bey dieser Gelegenheit, ungeachtet
des unbeständigen Himmels, viele Beobachtungen gemacht, und ich konnte zum voraus
vermuthen, es möchte bald von einem Gelehrten eine Anfrage geschehen. Ich musste mich
derohalben in den Stand setzen, eine richtige Auskunft darvon geben zu können. Das
wahre Resultat dieser Beobachtungen zu bestimmen forderte eine weitläuftige Rechnung.
Noch nicht gänzlich hatte ich diese vollendet, als ich ein Schreiben eines berühmten
Astronom aus Frankreich erhielte, welches nicht allein diese, sondern noch Viele
andere Beobachtungen von mehreren verflossenen Jahren von mir abforderte. Dieses
Begehren zu erfüllen brauchte Zeit und Mühe. Die Absicht
des Gelehrten schiene dringend zu seyn: hieraus folgte, dass dieses nebst anderen
ohne dem bekanten unerlässlichen Geschäften meine einzige Arbeit seyn musste. Nun
erkenne ich es für meine vorzügliche Schuldigkeit, dass ich nicht allein den
Vorbericht von ihrer vorhabenden weitschichtigen Sammlung zur NaturLehre und
Oekonomie nach Möglichkeit verbreiten, sondern auch im Fall, da sich einige
Subskribenten meldeten, solche Ihnen bekannt zu machen nicht versäumen werde.
Nur fürchte ich, es möchte der schwere Stein dermahliger Umständen der Subskripzion
maniger Liebhaber eben so, wie der Fortsetzung meiner astronomischen Sammlungen im
Wege stehen. Das Beschwerlichste zur Ausgabe dieser letzteren ist bereits zu Stande
gebracht, und das noch mangelnde zu ergänzen würde eben keine unüberwindliche Mühe
seyn. Ungeachtet meines schon ziemlich angewachsenen Alters hat mir Gott noch Kräften
verliehen, welche mir Hoffnung gäben, meinen Endzweck erreichen zu können. —
Unterdessen würde ich es mir allezeit zur Ehre nehmen, Ihnen mit meinen Observazionen
einen kleinen Beytrag machen zu können, wenn ich nur wüsste, von welcher Gattung diese
seyn sollten; denn vermuthlich würde Ihnen mit iedweder ohne Unterschied nicht gedienet
seyn. Meine Untersuchung über die Bahn des Planeten Herschel findet sich in dem
astronomischen JahrBuch von Berlin auf das Jahr 1786, und meine Methode, nach welcher
ich sie bestimmt habe, ist im JahrBuch 1787 enthalten. Vielleicht werden noch dieses
Jahr auch meine astronomische Tafeln zur Berechnung dieses Planeten im Drucke erscheinen.
Ungeachtet des abgekürzten Schuljahres, und folglich vermehreten KollegienLastes werde
ich mich befleissen, mit Durchsuchung des anvertrauten Manuskriptes in bestimmter Zeit
fertig zu werden. [3]
[2]
Der Fürst - Erzbischof schenkte mir später sein ganzes Vertrauen.
[3]
Er starb 5 Jare später, in seinem 70sten Jare.
P. Sigmund Fellöcker schreibt auf einem eingelegten Blatt zu dem Werk von Moll:
Diese 4 Bände der nur in 50 Exemplaren gedruckten "Mittheilungen des Freiherrn Carl Erenbert
von Moll aus seinem Briefwechsel" erhielt ich durch gütige Vermittlung meines Freundes
Baudirektor Linbeuer in Innsbruck, von dessen Freunde Baron Moll in Villa in Südtirol, dem
Neffen des oben genannten so berühmt gewordenen Zöglings unserer Akademie und Freundes unseres
Fixlmillner (S. 172-176) und Pasterwitz (S 503-509). In seinem Briefe vom 19. November
1867 schreibt Baron Moll an Herrn Linbeuer: "S'intende, ch'é per noi una distinta soddisfazione
il veder' acettate dalla biblioteca della celebre Abbatia le "Mittheilungen" di nostro zio. Egli
le professava il debito di quell' educatione, che lo ha fatto conoscere al mondo letterario".
Ich versprach dagegen dem Herrn Baron im nächsten Frühjahr eine photographische Reproduction
des interessanten Portrait seines Onkels in unserer Sternwarte, Kremsmünster, 1867 Nov. 25.
P. Sigmund Fellöcker
MOLL, Carl Erenbert von 1829: Des Freiherrn Carl Erenbert von Moll Mittheilungen aus seinem Briefwechsel Prodromus seiner Selbstbiografie, o. O., 172-176