Gnomons-Tafel aus dem Astronomischen Kabinett
mit 4 Stellschrauben aus Eisen
Format: 42 x 26,5 cm, Inv. Nr. 13100508
Foto: P. Amand Kraml
Gnomonstafel zur Mittagslinie
Die Gnomonstafel an der Mittagslinie im Einsatz am 2014-06-16 um 12:03:05 MEZ
Foto: P. Amand Kraml
Vielleicht mag mancheiner einwenden, es hätte schon interessantere und wichtigere Objekte des Monats in dieser Galerie gegeben.
Ich kann dem auch gerne zustimmen. Allerdings ist für uns dieses Objekt doch hausgeschichtlich recht wichtig.
Diese einfache weiße Blechplatte mit ihren vier Stellschrauben und den eingezeichneten Linien wurde lange Zeit an der
Mittagslinie im Astronomischen Kabinett zur Zeitbestimmung eingesetzt. Sie wurde als Gnomonsplatte bezeichnet.
Ein Gnomon ist der
Zeiger an einer Sonnenuhr. In abgewandelter Form kann es sich auch um ein Gnomonloch oder Mittagsloch handeln, durch welches zu
Mittag die Sonnenstrahlen in einen Raum fallen, auf dessen Boden sie dann an der Mittagslinie einen hellen Punkt zeigen.
P. Franz Schwab hat die Aufschrift angebracht, als er die Platte ins Physik-Depot brachte.
Foto: P. Amand Kraml
P. Bonifaz Schwarzenbrunner notiert in seinen Materialien zu einer Geschichte der Sternwarte,
dass am 21. September 1806
der Höchststand der Sonne zum ersten Mal an einer untergelegten weißen Blechtafel und an der darauf gezogenen Mittagslinie
beobachtet wurde, was zuvor immer nur an der gespannten Schnur allein angestellt wurde.
P. Franz Schwab hat offenbar diese Tafel in die Sammlung eingereiht. Die Aufschrift
Gnomons-Tafel 1806 stammt wohl von seiner Hand.
Das Bewusstsein, dass die Sternwarte ein interessanter Ort der Geschichte der Naturwissenschaften ist, war ja schon
seit Schwarzenbrunner und besonders
seit P. Sigmund Fellöcker vorhanden. Beide haben sich intensiv mit der Hausgeschichte befasst.
Fellöcker hat das Archiv der Sternwarte geordnet und ihre Geschichte verfasst. Mutter auf der Unterseite der Tafel und die dazugehörige Stellschraube mit jeweils den 4 Körnermarken
Foto: P. Amand Kraml
Es scheint mir
interessant zu sein, darauf hinzuweisen, dass die Stellschrauben, die zur Ausrichtung der Platte vorgesehen sind, noch ganz
individuell gefertigt sind. Für Personen, die mit diesen Dingen vertraut sind, ist das ganz selbstverständlich. Nicht selten
aber sieht man in anderen Sammlungen, dass dieses Wissen nicht ganz so selbstverständlich ist. Die Schrauben sind mit einer
bestimmten Anzahl von Körnermarken versehen, damit sie den dazugehörigen Innengewinden, die ebenfalls solche Marken tragen,
zugeordnet werden könnnen. Die vier Stellschrauben sind also nicht beliebig einzudrehen, sondern jede Schraube hat ihren
individuellen Platz. In der nebenstehenden Abbildung ist die vierte Schraube und die dazugehörige Mutter auf der Platte mit den
vier Marken zu sehen.
Auch wenn diese Tafel neben dem Kepler-Sextanten und den anderen bedeutenden Sammlungsobjekten im Astronomischen Kabinett
eventuell ein wenig mickrig wirken mag, so haben wir sie doch jetzt wieder aus dem Depot an den angestammten Platz zurückgebracht.