aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
November 2009
Eine der wichtigsten Quellen für die Sammlung im Physikalischen Kabinett der Sternwarte stellt der Katalog von 1871 von
P. Sigmund Fellöcker dar.
Die Einleitung dieses Kataloges gibt uns einen klaren Überblick über diese Sammlung zu dieser Zeit:
Im Begriffe von der Lehrkanzel der Physik und dem physikalischen Cabinete zu scheiden, hielt ich es für meine Pflicht, einen Catalog desselben
zu verfassen, der übersichtlich geordnet Rechenschaft gäbe über den Zustand, in welchem ich das Cabinet zurücklasse, und zugleich meinen
hochwürdigen Herrn Nachfolgern ein möglichst getreuer und vollständiger Führer wäre bei den Vorbereitungen zu den Experimenten für die Schule.
Im Herbste 1858 nach der unerwarteten Erkrankung und dem bald darauf erfolgten Tode P. Gregor Haslberger's hatte ich das Cabinet übernehmen
müssen. P. Gregor Haslberger und P. Marian Koller hatten fast gar nichts über die von ihnen angeschafften Apparate aufgezeichnet; von beiden
lagen nur zwei höchst magere Cataloge vor, einer von P. Marian Koller aus den Jahren 1839 und 1840, der andere von P. Gregor Haslberger vom
Jahre 1845. P. Gregor hatte selbst dem Gehilfen Lettenmayr über die heicklicheren Instrumente nur wenig mitgetheilt. Kein Mensch hatte mich
aufmerksam gemacht, welch ein Schatz von Notizen wenigstens über die älteren Apparate in P. Bonifaz Schwarzenbrunner's Manuscripten von 1816 bis 1820
zu finden wäre. So stand ich also vielen Fragen das Cabinet und seine Schätze betreffend ziemlich rathlos gegenüber. In diese Verlegenheit wollte
ich meine hochwürdigen Herrn Nachfolger nicht kommen lassen. Durch meine Studien über die Geschichte der Sternwarte und ihrer Cabinete, namentlich
also auch des physikalischen Cabinetes war ich zugleich in die günstige Lage versetzt, den Catalog in solcher Weise abzufassen, dass dabei
alle geschichtlichen Daten, so weit ich sie nur hatte eruiren können, benützt sind.
In Bezug auf Anordnung folgte ich im Wesentlichen Dr. Joh. Müller's "Lehrbuch der Physik und Meteorologie", siebente Auflage, Braunschweig,
Vieweg, 1868. In der Mechanik jedoch liess ich bei jeder Parthie die Abtheilungen "Statik" und "Dynamik" umittelbar auf einander folgen. - Nur
bei einzelnen Instrumenten ist die sechste Auflage von Müller's Lehrbuch, 1863, ausdrücklich citirt; eben so das "Lehrbuch der technischen Physik"
von Dr. J. Ferd. Hessler, fortgesetzt von Dr. Fr. Jos. Pisko, dritte Auflage, Wien, Braumüller, 1866, Citat nur kurz: Hessler-Pisko; - manchmal
auch einzelne Auflagen der physikalischen Lehrbücher von A. Baumgartner, A. von Ettinshauen, u. s. w.
Die älteren Apparate hat grösstentheils P. Bonifaz Schwarzenbrunner in seinen 4 Bänden "Erläuterungen zur Naturwissenschaft" beschrieben,
vorzüglich im vierten dieser Bände; auch liess er einen Atlas von Tafeln dazu durch
seine Schüler malen. Die neueren Instrumente,
nicht bloss die unter mir selbst, sondern auch viele von den von P. Marian Koller und P. Gregor Haslberger angeschafften Apparate habe ich
beschrieben. Auf diese Manuscripte beziehen sich die Citate "Schwarzenbrunner", "Fellöcker", ... in der Rubrik "Ausführlichere
Beschreibung in..."
In Bezug auf geschichtliche Daten ist öfter auf meine Geschichte der Sternwarte verwiesen.
Es versteht sich von selbst, dass die genannten Bücher und Manuscripte fortwährend demjenigen zu Handen sein sollen, der von dem Cataloge denjenigen
Nutzen haben will, der damit beabsichtigt wurde.
Eine kurze numerische Uibersicht der Bereicherungen des Cabinetes in den 3 letzten Decennien zu geben, wird folgendes genügen:
Der Catalog P. Marian Koller's von 1839-1840 enthält (mit Ausschluss der Maschinenmodelle, die P. Gregor Haslberger sowohl als ich nicht aufgenommen
haben) 275 Numern, der Catalog P. Gregor Haslberger's vom 1. August 1845.. 336 Numern; der gegenwärtige Catalog umfasst:
Allgemeine Eigenschaften der Körper und Chemie | 79 |
Mechanik | 184 |
Wellenlehre und Akustik | 39 |
Optik | 167 |
Magnetismus und Electricität | 211 |
Wärmelehre | 43 |
Geometrie und Astronomie | 44 |
zusammen also 767, und dabei enthalten manche Numern mehrere, das optische "Schatzkästchen" (Optik Nro. 148) allein 38 verschiedene Objecte.
Kremsmünster, 1. Juli 1871. P. Sigmund Fellöcker
FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der
Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz
FELLÖCKER, P. Sigmund 1871: Physikalisches Cabinet. Catalog 1871, Archiv der Sternwarte