Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

April 2022



Gedenkbuch-Eintrag
Eintragung im Gedenkbuch der Sternwarte Nr. 3, S. 302, Direktions-Archiv der Sternwarte
den 4ten Juny 1835
Ignatz Albert v. Riegg, Bischof von Augsburg
Barnabas Huber erster Abt zu S. Stephan in Augsburg.
Joseph Payr, Domvikar u. Sekretär des H. Bischofs von Augsburg.

Foto: P. Amand Kraml


Eintrag im Gästebuch: Bischof Ignaz Albert Riegg, 4. Juni 1835

In den Gedenkbüchern der Sternwarte haben viele wirklich bedeutende Gäste unterschrieben. Warum sollte man da gerade den Bischof von Augsburg herauspicken, der von 1824-1836 diese Funktion innehatte? Und warum sollte der mit der Sternwarte hier mehr zu tun haben, als dass er er sie halt am 4. Juni 1835 mit ein paar Begleitern besucht hatte? Die Anwort will gerne gegeben werden. König Lugwig I. von Bayern erkannte, dass die radikale Säkularisierung Bayerns durch Maximilian von Montgelas zwar kurzfristig für die Staatsfinanzen positiv war, sich mittel- und längerfristig jedoch die Aufhebung der Klöster als wirtschaftlicher Faktor und als Zentren der Wissenschaft, Bildung und sozialen Fürsorge gravierend negativ auswirkte. Entsprechend dem Konkordat von 1817 ließ er ab 1825 verschiedene Klöster wiederherstellen. Neben dem Benediktinerkloster Metten, das 1830 als erstes als Priorat wieder errichtet wurde, entstand auch in Augsburg eine neue Benediktinerabtei St. Stephan. Abt Barnabas Huber (1778-1851), ehemaliger Konventuale der Reichsabtei Ottobeuren, wurde am 20. Dezember 1834 zum Abt dieser neuen Abtei ernannt und am 20. April 1835 benediziert. Er war der erste Abt, der nach der Säkularisation in Bayern geweiht wurde. Gewiss einzig in ihrer Art war nun die Stellung des neuen Abtes. Er stand da ohne einen einzigen Mitbruder... (BOLL, IV) Es galt aber nun diesem Abt auch einen Konvent zusammenzustellen. Aus Sicht eines einfachen heutigen Ordensmitgliedes ist das eine etwas skurrile Situation. Allerdings könnte es sein, dass mancher heutige Abt sich wünschen würde, sich seine Konventualen auswählen zu können, was nur bis zu einem bestimmten Maße möglich ist, indem er sich nämlich mancher unangenehmer Offizialen aus dem Konvent durch Entzug ihrer Ämter entledigt und sie durch Nicht-Konventualen aus dem Laienstand ersetzt, die natürlich dann als Dienstnehmer ganz von seiner Anstellung abhängig sind. Aber weg vom aktuellen Dilemma, hin zu der Geschichte, die wir eigentlich berichten wollen. Es hat sich also der Bischof von Augsburg Ignaz Albert Riegg darum bemüht, aus den deutschsprachigen Benediktinerklöstern für St. Stephan Konventualen zu sammeln, wobei als Vorgabe die Errichtung eines Lyceums, eines Gymnasiums und einer Lateinschule im Vordergrund standen. Interessant ist dabei auch, dass offenbar der Bischof von Linz, Gregor von Ziegler (1770-1852), früher bayerischer Benediktiner von Wiblingen, ebenfalls unterstützend mitwirkte. (BOLL, IV)

Vielleicht ist es auch der Nachschau wert, wer denn da als Bischof von Augsburg seine Unterschrift in unser Gedenkbuch gesetzt hat.
Riegg wurde 1767 in Landsberg geboren und trat mit 18 Jahren 1785 unter Probst Franz Töpsl ins Augustinerchorherren-Kloster Polling ein. Er bekam den Ordensnamen Albert. 1788 legte er seine feierliche Ordensprofess ab und wurde 1790 zum Priester geweiht. Der Probst übertrug ihm bereits als Kleriker die Aufsicht über das Physikalische Kabinet und das in Polling besonders gut ausgestattete Astronomische Observatorium. Von Polling schrieb schon unser P. Beda Plank: Der gnädige Herr Prälat daselbst soll, wie man uns hernach versicherte, ein besonderer Gönner der Musen seyn: er soll in Sammlung der auserlesensten Bücher, und sonderheitlich in Beyschaffung der kostbarsten mathematischen Instrumenten unerschöpflich seyn. ( siehe KELLNER, 231) Ab 1794 unterrichtete er am Lyceum in Neuburg an der Donau als Lehrer der Mathematik und Physik. 1798 bekam er dort das Amt des Rektors. Polling wurde 1799 aufgelöst. Nach verschiedenen Wirkungsbereichen kam Riegg 1821 als Stadtpfarrer der bedeutendsten Pfarrei des Landes und als Summus custos der Metropolitankirche Unsererer Lieben Frau nach München und wurde Beichtvater von König Maximilian I. Joseph. Seine vorherige Funktion als "Ruhestifter" in Vorarlberg und Tirol zur Zeit eines Andreas Hofer, kann man aus Sicht der Bayern in der Biographie von Franz de Paula Baader nachlesen. (BAADER, 17-24)
1824 wurde er dann auf Nominierung des Königs Bischof von Augsburg. Wenn seine Unterrichtstätigkeit für Mathematik und Physik auch schon einige Zeit zurücklag, kann man sich vorstellen, dass der Bischof die Sternwarte im Juni 1835 doch mit einigen Vorkenntnissen und entsprechendem Interesse besucht hat.
Sein Besuch allerdings hatte, wie schon erwähnt, einem besonderen Zweck zu dienen. Bischof Riegg erhielt noch vom Kaiser Franz I in einem Schreiben vom 23. Jänner 1835 die Ermächtigung: Ich ermächtige Sie daher, lieber Bischof, sich vereint mit dem Abte von St. Stephan an die Vorstände dieser Meiner Stifte zu wenden, um sich mit denselben über das Mass der Hülfe, welche diese ohne Nachtheil für ihre eigenen Bedürfnisse leisten können, und über die Modalitäten der Ausführung zu einigen. (BAADER, 76) Nach dem Tod des Kaisers bestätigte auch sein Sohn und Nachfolger Ferdinand I, die versprochene Unterstützung. Ende April ging dann die Reise ab nach Wien. Neben Bischof und Abt gehörte noch der Bischof-Sekretär Joseph Payr (1805-1873) zur Reisegruppe. (Zur Biographie Payrs: SCHEMATISMUS 1874, 238) Am 20. Mai traf man den Kaiser.
Hier in Kremsmünster galt es also dem Abt, so wie den anderen Äbten, Konventualen für St. Stephan abzubetteln. Bei den Benediktinern ist es ja nicht so wie bei moderneren Orden, dass Konventmitglieder einfach nach Belieben "verschoben" werden könnten. Die stabilitas loci setzt hier ja Schranken. Ein Benediktiner ist immer ein Benediktiner eines bestimmten Klosters, so wie ich eben Benediktiner von Kremsmünster bin und es ist nicht ganz einfach möglich, in ein anderes Kloster überzutreten. Wenn, dann wird der Mitbruder eben für einige Zeit dorthin für eine bestimmte Tätigkeit ausgeborgt. So war das auch mit den Patres, die sich der Bischof und der neue Abt von St. Stephan ausleihen wollten. Die Reise war nun durchaus erfolgreich, wie man an der Liste der "Leihmönche" im Schematismus der Diözese des Jahres 1836 sehen kann. Über zwanzig würdige, wissenschaftlich gebildete, zum Theil ausgezeichnete Mitglieder der österreichischen Stifte sind dem ehrenvollen Rufe gefolgt. - Wenn es einerseits den Vorstehern der Stifte zur Ehre gereicht, daß sie die Bestimmung ihres Ordens erkennend ... so ausgezeichneten Bewerbern hilfreiche Hand boten, so macht es andererseits dem Orden selbst Ehre, daß er eine solche Anzahl befähigter, gelehrter Männer disponibel hatte. (ÖSTERR. BEOBACHTER, 1068) ... Fuit, fuit ...
Und da sind wir jetzt mit dieser Unterschrift in unserem Gedenkbuch ganz nahe an den Personalia der Sternwarte. Zwei Kremsmünsterer Mitbrüder wurden nämlich gleich 1835 nach St. Stephan gesandt: P. Ulrich Hartenschneider, der sofort auch dort das Amt des Priors zu bekleiden hatte und P. Gregor Haslberger. Beide waren Naturwissenschafter.
Als dritter Kremsmünsterer kam P. Bonifaz Grubhofer (1812-1878) bereits ein Jahr nach seiner Priesterweihe 1838 nach Augsburg, um dort als Lehrer der III. Classe der lat. Schule seinen Dienst zwei Jahre lang zu versehen. (SCHEMATISMUS, 1839)
P. Gregor
P. Gregor Haslberger
Professor für Physik am Lyceum
Repro: P. Amand Kraml (202509232509)

Die Eröffnung der Studienanstalt erfolgte am 5. November 1835.

Liste der Konventualen in St. Stephan in Augsburg im Schematismus der Diözese:
Titl. Herr Barnabas Huber, Conventual der vorm. Reichs-Abtei Ottobeuren. ernannt den 20. Dec. 1834; Benedicirt den 20. April 1835.
P. Ulrich Hartenschneider, aus dem Stifte Kremsmünster, Prior und Professor der Naturgeschichte; zugleich Synodal- Examinator im Bisthume Augsburg.
P. Meinrad Kälin, aus dem Stifte Maria-Einsiedln, Mitglied der Gesellschaft der Naturforscher in der Schweiz u. der Linne'schen in Paris; Subprior u. Prof. der Anthropologie, Chemie u. der franz. Sprache
P. Benedict Richter, aus dem Stifte Rhaygern in Mähren, Dr. der Philosophie, Senior des philos. Instituts zu Brünn und Mitglied der ökonom. Gesellsch. u. Wein-Cultur; Rector des Lyceums, Gymnasiums und der lat. Schule, zugl. Prof. der Philosophie u. Erziehungskunde, dann k. Kreis-Scholarch.
P. Amand Neckham, aus dem Stifte Seitenstetten in Österreich, Director des Seminars.
P. Jacob Gruber, aus dem Stifte Melk in Österreich, Professor der IV. Gymn. Classe.
P. Heinrich Schumacher, aus dem Stift St. Peter in Salzburg, Prof. der III. Gymn. Classe.
P. Beda Dadletz, aus dem Stifte Melk, Lehrer der IV. lat. Schule.
P. Maximilian Sasser, aus dem Stifte Seitenstetten, Prof. der Mathem. am Lyceum.
P. Carlmann Flor, aus dem Stifte St. Paul in Kärnthen, Prof. der Philologie und Geschichte am Lyceum.
P. Robert della Torre, aus dem Stifte der Schotten in Wien, Novizenmeister und Prof. der Religions-Wissenschaft am Lyceum.
P. Theodor Stabell, aus dem Stifte St. Peter in Salzburg, Dr. der Theol., I. Präfect des Seminars und Lehrer der italien. Sprache.
P. Paulus Rath, aus dem Stifte Seitenstetten, Prof. der I. Gymn. Classe.
P. Gregor Haslberger, aus dem Stifte Kremsmünster, Prof. der Phisik am Lyceum.
P. Hieronymus Hofbauer, aus dem Stifte der Schotten in Wien, Lehrer der IV. Classe der lat. Schule.
P. Vicenz Hanf, aus dem Stifte St. Lambrecht, Prof. der Mathematik an den 4 Gymn. Classen.
P. Isidor Hauck, aus dem Stifte Göttweig in Österreich, Lehrer der II. Classe der lat. Schule.
P. Roman Heneis, aus dem Stifte Göttweig in Österreich, Lehrer der III. Classe der lat. Schule.
P. Gregor Wittmann, aus dem Stifte Altenburg in Österreich, Lehrer der III. Classe der lat. Schule.
P. Dionys Priglhuber, aus dem Stifte Michaelbeuren im Salzburgischen, II. Präfect des Seminars.
P. Alphons Belleroche, aus dem Stifte Marienberg in Tyrol, Prof. der I. Gymn. Classe.
P. Martin Zbonek, aus dem Stifte Emmaus in Böhmen, Prof. der II. Gymn. Classe.
P. Ludwig Fakler, aus dem Priorate Metten in Bayern, Lehrer der I. Classe der lat. Schule.
P. Ruptert Leiß, aus dem Priorate Metten, Prof. der II. Gymn. Classe.
P. Bonifaz Wimmer aus dem Priorate Metten, Lehrer der I. Classe der lat. Schule.
P. Franz Xaver Sulzbeck, aus dem Priorate Metten, Lehrer der II. Classe der lat. Schule.
Fünf weitere Individuen dieses Stiftes sind bei dem Priorate Ottobeuren aufgeführt, und sieben solche befinden sich im Priorate Metten, der Diöcese Regensburg.
(SCHEMATISMUS, 1836, 10-12)


Eine interessante Einschätzung der Augsburger Neugründung von St. Stephan findet sich in der Unparteiischen Universal-Kirchenzeitung für die Geistlichkeit und die gebildete Weltklasse des protestantischen, katholischen, und israelitischen Deutschland's vom 8. Jänner 1837: Die ehemalige Abtei Ottobeuren ist gleichzeitig mit dem Stifte zu Augsburg von Sr. Majestät, dem Könige, als Priorat wiederhergestellt worden, und steht als solches unter der Abtei. In neuester Zeit wurde dahin auch das Noviziat verlegt, weil dort mehr Raum und Ruhe ist, als zu Augsburg. Die Lehranstalten zu Augsburg haben durch ihre Ueberweisung an den Benediktiner-Orden, so gut sie auch früher schon gewesen, offenbar gewonnen. Die Professoren sind alle erlesene Männer, und die Einheit, welche der Ordensstand unter sie bringt, wirkt sehr gedeihlich auf die Disciplin der Studirenden, welche früher sehr viel zu wünschen übrig ließ. Im Uebrigen sind die Benediktiner auch bei andern Confessionen sehr geachtet, und sie verdienen diese Achtung durch ihr biederes und liebreiches Wesen in jeder Beziehung. Gar viele Katholiken, und um so mehr Protestanten, haben nun manche Vorurtheile gegen die Klöster abgelegt, seit sie diese gelehrten, christlich-heitern und liebenswürdigen Männer kennen gelernt, die von sogenannter mönchischer Finsterniß so weit entfernt sind, als diese Finsterniß in der That in der katholischen Kirche nirgends zu finden ist. (UNPARTEIISCHE UNIVERSAL-KIRCHENZEITUNG, Spalte 39-40)

Über P. Ulrich Hartenschneider finden wir bei Boll: Besonders bedauert wurde der Abgang des hochw. P. Ulrich Hartenschneider, welcher drei Jahre, von 1835 bis 1838, die Würde eines Stiftsprior bekleidete und zugleich als ausgezeichneter Lehrer der Naturgeschichte am Lyceum thätig war. Er hat wohl am meisten gleich Anfangs mit zum Gedeihen der Anstalt beigetragen und durch sein heiteres, freundliches, alle gewinnendes Benehmen, sowie durch die reiche Fülle seines Wissens viele zu Freunden des Ordens gemacht, die ihm aus Vorurtheilen nicht aufrichtig zugethan waren. Ihm wurde daher auch bei seinem Abtreten die goldene Medaille des Civilverdienstordens der Krone Bayerns allergnädigst verliehen, so wie er später in seinem Vaterlande von Se. k. k. Majestät für sein wahrhaft segensreiches Wirken auch die goldene Verdienstmedaille mit der Kette erhalten hat. (BOLL, XV)
Im Gedenkbuch für die Studiengenossen charakterisiert ihn Anton WERNER: Hartenschneider Ulrich.Geboren am 21. Januar 1781 zu Linz, trat 1797 in das Benediktinerstift Kremsmünster und kam 1835 in das Stift St. Stephan dahier als erster Prior. Vorher hatte er 31 Jahre lang den Lehrberuf zu Kremsmünster als Professor der allgemeinen Geschichte und Naturgeschichte ausgeübt. Auch hier lehrte er Naturgeschichte, zeigte besonders grosse Kenntnisse in der Botanik, wodurch Viele veranlasst wurden, selbst Hand anzulegen und zu sammeln und so die gewonnenen Kenntnisse praktisch zu verwerten. Hartenschneider schrieb auch das Programm von 1835: »Über den vorzüglichen Wert des Studiums der Natur etc.« Derselbe beschloss übrigens schon nach drei Jahren seine Lehrthätigkeit, um die Pfarrei Pfarrkirchen zu übernehmen. Schliesslich kehrte er in sein Kloster Kremsmünster zurück, wo er wiederholten Schlaganfällen am 21. Mai 1846 erlag. Prior Hartenschneider war ein sehr würdevoller, zurückgezogener Herr. (WERNER. 7)

Für Physik wurde ausgezeichnetes geleistet von dem ganz in seinem Fache lebenden P. Gregor Haslberger, der durch seinen anmuthsvollen Vortrag und durch sein gewandtes glückliches Experimentiren eine Liebe für das Studium der Physik unter den Studirenden erregte, die nur die herrlichsten Früchte tragen kann. Als er 1838 mit der goldnen Medaille des Civilverdienstordens der Krone Bayerns beehrt in sein Stift heimkehrte ... (BOLL, XVI)
Zu P. Gregor weiß WERNER anzuführen: Haslberger Gregor. Geboren II . Oktober 1807 zu Raab in Oberösterreich, trat am 2. Oktober 1828 in das Benediktinerstift Kremsmünster, wurde 1835 Professor der Mathematik am Gymnasium St. Stephan dahier und übernahm 1836 die Professur der Physik am Lyceum daselbst. Im Jahre 1839 nach Kremsmünster zurückberufen, lehrte er noch 19 Jahre Physik und war auch seit 1849 Rektor des dortigen Gymnasiums, in welcher Stellung er bis zu seinem am 2. Januar 1859 erfolgten Ableben verblieb. (WERNER, 8)
Nach seiner Rückkehr übernahm P. Gregor die Leitung des Physikalischen Kabinetts 1840-1858

Hingewiesen sei hier auch auf einige Briefe, die im Zusammenhang mit dieser Aushilfe für Bayern stehen:
Da ist einmal der Bericht P. Marian Kollers an P. Augustin Reslhuber vom 1835-10-16. P. Marian Koller hatte P. Ulrich und P. Gregor nach Augsburg begleitet und berichtet schon auf der Rückreise aus München einiges über St. Stephan in Augsburg: [P. Ulrich] ist als Prior den übrigen Herren vorgestellt, und hat überdies die Professur der Naturgeschichte übernommen, obwohl Hl. [= Hochlöblicher] Abt Barnabas meinte, daß er auch von aller Professur befreit das Prioramt auf seine Schultern nehmen soll...
Das physikalische Kabinett fanden ich und. P. Gregor weniger als mittelmäßig; letzterer wird manche saure Arbeit zu überwinden haben; aber zwei Umstände sind es die willkommen sind; es liegt nämlich eine Summe über 1200 f vor, die zum physikalischen Kabinett verwendet wird...
Das Institut zu St. Stephan soll am 3. November auf eine feierliche Weise von dem Minister für Inneres Fürst v. Wallerstein eröffnet werden, unter den Candidaten, die bei dieser Gelegenheit mitwirken werden, befindet sich auch Hl. Postelmayer, Adjunct des Hl. Canonicus Stark.



Aus den Jahresberichten der königlich katholischen Studienanstalt bei St. Stephan kann noch angefügt werden:
Durch die im Jahre 1836 erfolgte Erweiterung des Studiengebäudes erhielt das physikalische Kabinett einen sehr geräumigen Saal zur Aufstellung der Apparate, zugleich wurde dem daranstossenden Vorlesezimmer eine für die Anstellung kleiner chemischer Versuche vortheilhafte Einrichtung gegeben. - Das physikalische Kabinet selbst hat seit dem Jahre 1835 einen sehr erfreulichen Zuwachs von ganz neuen Adparaten, die theils in München, Augsburg und Speyer, theils in Wien, Berlin und Frankfuhrt a. M. verfertigt wurden, erhalten, davon verdienen vorzügliche Erwähnung: 1) Ein vollständiger Lichtbeugungsadparat nach Schwerd, 2) zwei Prismen zur Analyse und Interferenz des Lichtes, 3) mehrere Adparate und Crystallplättchen zur Polarisation des Lichtes; 4) zwei metallene Hohlspiegel, 5) zwei Elektroskope, das eine nach Bohnenberger, das andere nach Bonnet, 6) eine Scheiben-Elektrisiermaschine, 7) eine elektrische Batterie nach Berzelius und ein Elektromagnet, 8) drei Multiplikatoren nach Schweiger, Nobili und Fechner, 9) ein magneto-elektrischer Rotationsadparat, 10) mehrere kleinere Adparate zu den Fundamental-Versuchen von Oersted und Faraday, 11) eine Schwungmaschine nach Bohnenberg, 12) mehrere chemische Gerätschaften und Präparate. Neuerdings sind bestellt: 1) ein achromatisches Fernrohr von 16''' Oeffnung und 16'' Brennweite und ein achromatisches Prisma in dem optischen Institute in München, 2) drei Quecksilberthermometer genau reguliert und ein Differential-Thermometer nach Leslie, 3) ein Psychrometer nach August.
Ebenso erfreulich für die Wissenschaft und das Benediktiner-Kloster St. Stephan sind die großmüthigen Schenkungen Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten zu Oettingen-Oettingen, des Hernn Obermedizinalrathes von Rinseis, welcher dem Stifte eine sehr ansehnliche Mineralien-Sammlung, des Herrn geistlichen Rathes und Pfarrers in Wemding G. Nogler, früher Benediktiner im Kloster Scheiyern, welche dem Stifte eine bedeutende Anzahl von Büchern, größtentheils mathematischen, physikalischen und naturhistorischen Inhalts zugewendet hat; unter diesen Büchern zeichnen sich besonders aus: die mathematischen Werke von Karsten und Kästner, die Gilbert'schen Annalen der Physik, die physikalischen Wörterbücher von Gehler und Fischer, die chemischen von Crell, Büschings Erdbeschreibung und Histoire Naturelle von Büffon.
Diese gelehrten Beiträge, welche den Fundus einer ebenso nothwendigen als erwünschten Stiftsbibliothek und Naturalien-Sammlung begründen, kommen, wenn schon Stiftseigenthum, dennoch der Studienanstalt vorzüglich zu statten. -
Außerst beachtungswerth sind aber die vom P. T. Herrn Domkapitular Stark dem Kloster St. Stephan schenkungsweise überlassenen, an der hiesigen Sternwarte befindlichen, wertvollen astronomischen und mathematischen Instrumente und eine ansehnliche Büchersammlung.
- (JAHRESBERICHT, 1836/37, 52-53)

An der Bereicherung des physikalischen Kabinets mit neuen Instrumenten, an der Erhaltung der schon vorhandenen in brauchbarem Zustande und ihrer zweckmäßigen Umgestaltung, mit Rücksichtnahme auf die von den wissenschaftlichen Forschungen im Gebiete der Naturlehre gelieferten Resultate, wurde mit beharrlichem Eifer, wie im vorigen Jahre auch heuer gearbeitet. Unter den neuen Adparaten, welche das Kabinet erhielt, sind erwähnenswerth:
1. Ein achromatisches Prisma. 2. Ein achromatisches Fernrohr beide aus dem optischen Institute in München. 3. Drei Quecksilberthermometer und ein Differenzialthermometer nach Lesli, von Greiner in Berlin. 4. Ein Psychrometer; diese Objekte waren schon im vorigen Jahre bestellt. 5. Eine gleicharmige Wage mit verschiebbaren Schneiden. 6. Eine Sicherheitslampe nach Davy, beyde aus der Werkstätte des hiesigen polytechnischen Instituts. 7. Eine Glühlampe. Neuerdings bestellt wurden der von Fresnel angegebene Spiegeladparat zur Interferenz des Lichtes, und ein vollständiger elektro-magnetischer Adparat. Dem schon lange gefühlten Bedürfnisse, die Instrumente vor Staub und andern nachtheiligen Einwirkungen mehr zu sichern und eine Aufstellung derselben möglich zu machen, die sowohl ihre wissenschaftliche Aneinanderreihung fordert, als die Bequemlichkeit wünschenswerth macht, wurde heuer durch Einführung von geräumigen Glasschränken Abhilfe geleistet.
So wie die mathematisch-physikalischen Adparaten-Sammlung, eben so erfreut sich auch die physikalische Literatur, welche durch die großmüthige Schenkung des seligen Herrn geistlichen Rathes G. Knogler begründet worden ist, einer gleichen verdienten Beachtung und Pflege, durch Fortsetzung von alten, und Anschaffung von neuen Werken; die Annalen der Physik und Chemie von Poggendorf, das Repertorium der Physik von Dove und Moser, die physikalischen Werke von Baumgartner und mehrere andere, liefern hiezu Belege.

Dem Studium der Naturgeschichte, namentlich der Mineralogie wurde dadurch ein neues Hilfsmittel an Handen gegeben, daß eine ziemlich vollständige Mineralien-Sammlung, welcher die von Ringseisischen Schankung zur Grundlage diente, in neuen zweckmäßigen Glasschränken systematisch aufgestellt worden ist. (JAHRESBERICHT, 1837/38, 47)

Das physikalische Kabinet erfreute sich auch in diesem Jahr durch Anordnung des Hochwürdigsten Herrn Abts und Prälaten eines beträchtlichen Zuwachses von Instrumenten, die vorzüglichsten sind:
1. Ein Ofen von starkem Eisenblech für das chemische Laboratorium;
2. Eine Real'sche Presse;
3. Ein tragbares Gazometer;
4. Die Fresnel'schen Interferenzspiegel;
5. Ein elektromagnetischer Adparat nach Baumgartner;
6. Eine Thermokette von 12 Wismuth-Antimon Paaren;
7. Eine Induktions-Rolle;
8. Ein um die Pole eines Stahlmagnets rotierender Elektromagnet, als Commutator verwendet;
9. Ein Elektro-Magnet mit Faraday's Pendeln.
Die unter Nro. 1. 2 . 3 angeführten Instrumente sind in Augsburg, die übrigen in Wien gefertigt worden.
(JAHRESBERICHT, 1838/39, 44)



P. Gregor
A. Starks ehemalige Sternwarte 2022
Foto: P. Amand Kraml (202204216938)
Augustin Stark 1771-1839 Stark war zuerst Augustiner-Chorherr, nach der Säkularisation unterrichtete er Mathematik. 1821 wurde er Mitglied des Domkapitels in Augsburg. Als Observator der Königlichen Meteorologischen Anstalt zu Augsburg kam er in Kontakt mit unserer Sternwarte und trat in Briefwechsel mit P. Thaddäus Derflinger, P. Bonifaz Schwarzenbrunner und P. Marian Koller.
1830 ließ König Max I. ihm einen Turm der Stadtbefestigung zu einer Sternwarte ausbauen (Beschreibung derselben: ANONYMUS, 65-66) Vom P. Marian wurde er 1835 bei der Übersiedlung unserer beiden Mitbrüder und dann noch auf seiner Westeuropa-Reise im September 1838, ein halbes Jahr vor des Kanonikus Tod.
Joh. Andreas Postelmaier 1799-1855 Postelmaier war Adjunkt bei Stark. Er wurde 1824 zum Priester geweiht, war Beneficiat zu St. Bartholomäus, St. Margaretha, und St. Kosmas und Damian in Augsburg, 1835 trat er in St. Stephan als Novize (1835-11-05) ein und erhielt den Ordensnamen Stephan. Er wurde Prior (Tätigkeit an der Sternwarte als Astronom und Wetterbeobachter: 1839-1842). Verstorben ist Prior P. Stephan 56jährig auf einem Besuch in Ottobeuren (Allgemeine Zeitung, 2936)

Quellen und Literatur:

Allgemeine Zeitung, 1855, Nr. 184, 3. Julius 1855, Augsburg, 2929-2944

ANONYMUS 1853: II. St. Stephan, Benedictiner-Abtei zu Augsburg, in: Kalender für katholische Christen auf das Jahr 1853, 13. Jg., Sulzbach, 59-66

BAADER, Franz von Paula 1839: Erinnerungen an Ignaz Albert von Riegg, Bischof von Augsburg. Eine kurze Geschichte seines Lebens und Wirkens, Augsburg

BAUMGARTEN, P. Amand 1862: Haslberger, Gregor, in: Wurzbach, Constant von, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich, Achter Theil, Wien

BOLL, P. Johannes 1846: Die ersten zehn Jahre des Benediktiner-Stifts St. Stephan in Augsburg. Mit einem Anhang, in: Jahresbericht über die königliche katholische Studienanstalt bei St. Stephan in Augsburg im Studien-Jahre 1845/46, Augsburg, III-XXVIII

Gedenkbuch der Sternwarte Nr. 3, MS Direktions-Archiv der Sternwarte

HARTENSCHNEIDER, Ulrich 1836: Über den vorzüglichen Werth des Studiums der Natur insbesondere von Seiten der Religion und Sittlichkeit betrachtet. Einladungsschrift zur feierlichen Preisevertheilung am königl. katholischen Gymnasium zu St. Stephan zum Schlusse des Studien-Jahres 1835/36, in: Jahresbericht über die königliche katholische Studienanstalt bei St. Stephan in Augsburg im Studien-Jahre 1835/36, Augsburg, 1-11

JAHRESBERICHT über die königliche katholische Studienanstalt bei St. Stephan in Augsburg im Studien-Jahre 1836/37, Augsburg

JAHRESBERICHT über die königliche katholische Studienanstalt bei St. Stephan in Augsburg im Studien-Jahre 1837/38, Augsburg

JAHRESBERICHT über die königliche katholische Studienanstalt bei St. Stephan in Augsburg im Studien-Jahre 1838/39, Augsburg

KELLNER Altman 1970: in Besuch in süddeutschen Abteien im Jahr 1779, in: Studien und Mitteilungen des Benediktinerordens 81, Ottobeuren, 219-249

KRAML, P. Amand 2015: P. Marian Kollers wissenschaftliche Korrespondenz, Objekt des Monats aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster Mai 2015: im Internet veröffentlicht.

KRAML, P. Amand 2015: P. Thaddäus Derflingers wissenschaftliche Korrespondenz, Objekt des Monats aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster Mai 2015: im Internet veröffentlicht.

KRAML, P. Amand 2015: P. Bonifaz Schwarzenbrunners wissenschaftliche Korrespondenz, Objekt des Monats aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster Mai 2015: im Internet veröffentlicht.

ÖSTERREICHISCHER BEOBACHTER 1835: Nro 221, Sonntag, den 9. August 1835, Wien, 1065-1068

SCHEMATISMUS der Geistlichkeit des Bisthums Augsburg Für das Jahr 1836, Augsburg

SCHEMATISMUS der Geistlichkeit des Bisthums Augsburg Für das Jahr 1839, Augsburg

SCHEMATISMUS der Geistlichkeit des Bisthums Augsburg Für das Jahr 1874, Augsburg

UNPARTEIISCHE UNIVERSAL-KIRCHENZEITUNG für die Geistlichkeit und die gebildete Weltklasse des protestantischen, katholischen, und israelitischen Deutschland's, 8. Januar 1837, Nr. 3, Frankfurt a. M.

WERNER, A. 1892: Gedenkbuch für die Studiengenossen von St. Stephan in Augsburg, Augsburg



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(c) P. Amand Kraml 2023-07-12
Letzte Änderung: 2025-07-03