Manchmal fragt man sich, wie sollte eine Amtsübergabe und eine Dienstbeschreibung in einem Kloster eigentlich ausschauen.
Wie man das um 1859 handhabte, können wir hier zeigen.
Seinen äbtlichen Auftrag, die Leitung des Physikalischen Kabinetts nach dem Tod von P. Gregor Haslberger
zu übernehmen, hat uns P. Sigmund Fellöcker erhalten,
indem er das Ernennungsschreiben von Abt Thomas Mitterndorfer vom 18. Jänner 1859 in seine Notizen zum Physikalischen Kabinett
eingeklebt hat.
Der Text dieses Briefes lautet wie folgt:
den hochwürdigen Herrn Professor P. Sigismund Fellöcker.
Da es dem Allmächtigen gefallen hat, den gewesenen Gymnasial und Konviktsdirektor und Professor der
Physik P. Gregor Haslberger am 2. d. M.
aus diesem Leben abzuberufen und Sie denselben seit seiner Erkrankung, d. h. seit Anfang
des gegenwärtigen Schuljahres in seinem
Lehramte bereits dienstgefällig suppliert haben, so ernenne ich Sie hiermit zum wirklichen
Professor der Physik im Obergymnasium,
da Sie hiezu vermög der im Jahre 1853 über diesen Lehrgegenstand mit so rühmlichen Erfolge
abgelegten Prüfung Befähigung erhalten
haben und erwarte zuversichtlich, dass Sie in Ihrem gewohnten Eifer nicht blos die Vorlesungen
über Mathematik, sondern auch über
Physik mit allem Fleisse halten und Ihre Schüler bei Ihrer sehr guten Mittheilungsgabe mit diesen
wichtigen Lehrgegenständen ganz vertraut machen werden.
Mit dieser Anstellung übergebe ich Ihnen zugleich die Oberleitung unseres schönen und umfassenden
physikalischen Cabinet und
ersuche Sie, demselben Ihre ungetheilte Aufmerksamkeit zu schenken und sobald es Ihre
Geschäfte erlauben, über alle vorhandenen älteren und neueren Apparate ein genaues und
zweckdienliches Inventarium zu verfassen und im selben jeden nachfolgenden Ankauf einzutragen
mit Beisetzung des Ankaufspreises.
Den für das physikalische Cabinet jährlich bewilligten Rentamtsbeitrag zu 150 fl. können Sie
jetzt sogleich und in Zukunft mit Anfang eines jeden Schuljahres gegen eine von mir zu unterfertigende
Empfangsbestätigung erheben.
Am Ende eines jeden Schuljahres ist mir eine genaue und detaillirte Rechnung über die für das
physikalische Cabinet gemachten Auslagen vorzulegen.
Möge Gott Sie recht gesund erhalten und Ihr gemeinnütziges Wirken segnen
Abtei Kremsmünster den 18. Jänner 1859.
Thomas M Abt
Ein weiterer Brief des Abtes an Fellöcker vom Oktober des gleichen Jahres ist ebenfalls recht interessant:
den hochwürdigen Herrn Professor P. Sigismund Fellöcker!
Auf Ihrer vorgelegten Rechnung ersehe ich, dass Sie für den neuen photographischen
Apparat von Voigtländer, der 239 f 98 x Ö. W. kostet, erst eine a Conto Zahlung
zu 60 f. geleistet haben.
Da ich mich nun gestern überzeugt habe, wie fleißig Sie in den langen Ferien
gewesen sind und wie zweckdienlich Sie das physikalische u. mineralogische
Kabinet geordnet haben, so finde ich mich in dankbarer Anerkennung dieser
Leistungen veranlasst, Ihnen zu einer zweiten a Conto-Zahlung des obigen
Apparates einen Beitrag per 79 f 98 x oder vielmehr 80 f hiemit zu verabfolgen,
damit dieser Rückstand auf 100 f. herabgemindert werde.
Sie wollen daher diesen Betrag als zweite a Conto-Zahlung an den Herrn Voigtländer
gelegenheitlich übersenden.
Abtei Kremsmünster den 6. Oktober 1859
Thomas M Abt
Der Brief ist ebenfalls in den Geschichtlichen Notizen Fellöckers eingeklebt (zw. S. 62 und 63)
FELLÖCKER, P. Sigmund o.J.: Physikalisches Kabinett, Geschichtliche Notizen, Manuskript, ASK