Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Mai 2009



Fluorit
Fluorit mit Gips, etwa 7 x 5 cm, 67,1 g
Foto: P. Amand Kraml


Fluorit auf Gips
aus der Sammlung von Friedrich Mohs

Fluorit
K. O. S. 1892

Fluorit (dunkelblau)

mit Selenit von Haller=

salzberg aus Tirol -

dieses Exemplar stammt aus

der Privatmineraliensammlung

des Mineralogen Mohs,

blau; sehr selten. 1829.

Katalogzettel
Foto: P. Amand Kraml

Wie kommt ein Stück aus der Sammlung des berühmten Mineralogen Friedrich Mohs (1773-1838) ins Mineralogische Kabinett der Sternwarte? 1826 kam Friedrich Mohs nach Wien und wirkte dort als Professor und Kustos des Mineralienkabinetts bis zu seiner Berufung an das Montanistikum in Leoben 1834. 1830-32 wurde P. Basil Schönberger zum Studium der Naturgeschichte nach Wien geschickt. Schönberger hatte Mohs zum Lehrer. P. Sigmund Fellöcker berichtet darüber aus seiner persönlichen Erinnerung: Mineralogie hat Schönberger bei Friedrich Mohs gehört; seine ausfährlichen Collegien-Notaten sind noch vorhanden. Schönberger ward und blieb sein Leben lang Mohs enthusiastischer Verehrer, wurde aber auch von diesem einer sehr zarten Freundschaft gewürdigt. Zeugniss davon geben noch die Briefe, womit Mohs ihn beglückte. Sie sind vom 30. December 1832, 20. März und 30. Juli 1833, und enthalten, nebst manchen freundschaftlichen Mittheilungen, Aufmunterungen zur Fortsetzung des Studiums der Mineralogie, insbesondere der Krystallographie, trotz der nicht zu leugnenden Schwierigkeiten, die Lösung mancher aufgestossener Zweifel und Verlegenheiten, speciell beim Studium Hauy's, endlich Belehrung über das Betreiben der Botanik nach wahrhaft wissenschaftlichen Principien.
Schönberger kaufte sich selbst schon als junger Priester bei Dr. Jacob Baader in Wien eine ganz schön nach Mohs geordnete mineralogische und geognostische Handsammlung, untergebracht in einem Stehkasten mit zwei Reihen von je 23 kleinen Laden, jede Lade mit 25 kleinen Fächern; sie umfasste bei 900 Stücke Mineralien, gegen 200 geognostische Stücke; das Format der Stücke war wohl ziemlich klein, nur 4 Quadratzoll, aber Herr Baader hatte für Schönberger, der ihm sehr anlag, nur ganz instructive Stücke ausgewählt.
Alsbald ging Schönberger auch über die Mineralien-Sammlung der Sternwarte, und hatte seine grosse Freude damit, in einer Reihe von Aufsatzkästen unter Glas die Haupt-Repräsentanten des Mineralreiches strenge nach Mohs geordnet aufzustellen. Im äusseren Arrangement versuchte er es, freilich sehr im Kleinen, die kurz vorher von Mohs selbst neu aufgestellte k. k. Hof-Mineralien-Sammlung in Wien nachzuahmen; zu diesem Zwecke wurden die früheren fixen Einzel-Postamente an den hinteren Wänden der Kästen kassiert, diese selbst mehr vertieft, treppenförmig ansteigende Stellen eingeführt und darauf auf verschiebbaren ovalen Postamentchen die einzelnen Mineralstücke angebracht; die Etiquetten dazu schrieb P. Wolfgang Danner; sie enthielten die Mohs'schen Namen der Stücke, darunter die Trivialnamen und die Fundorte.
(Fellöcker, 311-313)

Es ist also nicht verwunderlich, dass unser Objekt ein Geschenk von Friedrich Mohs an P. Basil Schönberger ist und als solches in das Mineralogische Kabinett kam.

Eine recht illustre Besuchergruppe der Sternwarte hat sich 1850 wehmütig an P. Basil Schönberger erinnert, nämlich die Teilnehmer der von der Geologischen Reichsanstalt in die nordöstlichen Alpen unternommenen Übersichtsreise. Aus dem Bericht über diese Exkursion erfahren wir:
Mit Herrn Simony war das Rendez-vous in Kremsmünster verabredet, woselbst für die Sectionen der Herrn Simony, v. Hauer und Ehrlich die correspondirenden Barometerbeobachtungen angestellt wurden, unter der Leitung der Herren P. Augustin Reslhuber, Director der Sternwarte, und P. Sigismund Fellöcker. Mit wehmüthiger Errinnerung wurden die zahlreichen Gestein- und Petrefactensuiten besehen, welche der so kürzlich und unerwartet dahin geschiedene P. Basilius Schönberger gesammelt hatte. (Anonymus, 561)
Im Gedenkbuch der Sternwarte ist der hohe Besuch am 21. August 1850 eingetragen. Unterschrieben haben sich: W. Haidinger, kk. Sectionsrath, Director der kk. Geologischen Reichsanstalt, Franz Ritter von Hauer, kk. Bergrath. Dr. Moriz Hörnes, Adjunkt am k. k. Hofmineralien Kabinette, Karl Ehrlich, Geolog der k. k. Geolog. Reichsanstalt und Fr. Simony (Gedenkbuch VI, 79).


Quellen und Literatur:


ANONYMUS, 1850: X. Sitzungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, Sitzung am 25. September 1850, in: Jahrbuch der kaiserlich-königlichen Geologischen Reichsanstalt, I. Jg. Wien, 560-563

FELLÖCKER, P. Sigmund 1864: Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz

Gedenkbuch der Sternwarte Kremsmünster, Bd. 6, Direktions-Archiv, Kremsmünster



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(c) P. Amand Kraml 2009-05-17
Letzte Änderung: 2021-09-16