Fluorit mit Gips, etwa 7 x 5 cm, 67,1 g
Foto: P. Amand Kraml
Fluorit auf Gips aus der Sammlung von Friedrich Mohs
K. O. S. 1892
Fluorit (dunkelblau)
mit Selenit von Haller=
salzberg aus Tirol -
dieses Exemplar stammt aus
der Privatmineraliensammlung
des Mineralogen Mohs,
blau; sehr selten. 1829.
Katalogzettel
Foto: P. Amand Kraml
Wie kommt ein Stück aus der Sammlung des berühmten Mineralogen Friedrich Mohs (1773-1838) ins
Mineralogische Kabinett der Sternwarte?
1826 kam Friedrich Mohs nach Wien und wirkte dort als Professor und Kustos des Mineralienkabinetts bis zu
seiner Berufung an das
Montanistikum in Leoben 1834. 1830-32 wurde P. Basil Schönberger
zum Studium der Naturgeschichte nach Wien geschickt.
Schönberger hatte Mohs zum Lehrer. P. Sigmund Fellöcker
berichtet darüber aus seiner persönlichen Erinnerung:
Mineralogie hat Schönberger bei Friedrich Mohs gehört; seine ausfährlichen Collegien-Notaten
sind noch vorhanden. Schönberger ward und blieb sein Leben lang Mohs
enthusiastischer Verehrer, wurde aber auch von diesem einer sehr zarten Freundschaft gewürdigt. Zeugniss
davon geben noch die Briefe, womit Mohs ihn beglückte.
Sie sind vom 30. December 1832, 20. März und 30. Juli 1833, und enthalten, nebst manchen freundschaftlichen
Mittheilungen, Aufmunterungen zur Fortsetzung des
Studiums der Mineralogie, insbesondere der Krystallographie, trotz der nicht zu leugnenden Schwierigkeiten,
die Lösung mancher aufgestossener Zweifel und Verlegenheiten,
speciell beim Studium Hauy's, endlich Belehrung über das Betreiben der Botanik nach wahrhaft
wissenschaftlichen Principien.
Schönberger kaufte sich selbst schon als junger Priester bei Dr. Jacob Baader in Wien eine ganz schön
nach Mohs geordnete mineralogische und geognostische Handsammlung,
untergebracht in einem Stehkasten mit zwei Reihen von je 23 kleinen Laden, jede Lade mit 25 kleinen
Fächern; sie
umfasste bei 900 Stücke Mineralien, gegen 200 geognostische
Stücke; das Format der Stücke war wohl ziemlich klein, nur 4 Quadratzoll, aber Herr Baader hatte für
Schönberger, der ihm sehr anlag, nur ganz instructive Stücke ausgewählt.
Alsbald ging Schönberger auch über die Mineralien-Sammlung der Sternwarte, und hatte seine grosse Freude
damit, in einer Reihe von Aufsatzkästen unter Glas die Haupt-Repräsentanten
des Mineralreiches strenge nach Mohs geordnet aufzustellen. Im äusseren Arrangement versuchte er es, freilich
sehr im Kleinen, die kurz vorher von Mohs selbst neu
aufgestellte k. k. Hof-Mineralien-Sammlung in Wien nachzuahmen; zu diesem Zwecke wurden die früheren fixen
Einzel-Postamente an den hinteren Wänden der Kästen kassiert, diese
selbst mehr vertieft, treppenförmig ansteigende Stellen eingeführt und darauf auf verschiebbaren ovalen
Postamentchen die einzelnen Mineralstücke angebracht; die Etiquetten dazu
schrieb P. Wolfgang Danner; sie enthielten die Mohs'schen Namen der Stücke,
darunter die Trivialnamen und die Fundorte. (Fellöcker, 311-313)
Es ist also nicht verwunderlich, dass unser Objekt ein Geschenk von Friedrich Mohs an P. Basil Schönberger ist
und als solches in das Mineralogische Kabinett kam.
Eine recht illustre Besuchergruppe der Sternwarte hat sich 1850 wehmütig an P. Basil Schönberger erinnert, nämlich die
Teilnehmer der von der Geologischen Reichsanstalt in die nordöstlichen
Alpen unternommenen Übersichtsreise.
Aus dem Bericht über diese Exkursion erfahren wir:
Mit Herrn Simony war das Rendez-vous in Kremsmünster verabredet, woselbst für die Sectionen der Herrn Simony, v.
Hauer und Ehrlich die correspondirenden Barometerbeobachtungen angestellt wurden, unter der Leitung der Herren
P. Augustin Reslhuber, Director der Sternwarte, und
P. Sigismund Fellöcker. Mit wehmüthiger Errinnerung wurden
die zahlreichen Gestein- und Petrefactensuiten besehen, welche der so kürzlich und unerwartet dahin geschiedene
P. Basilius Schönberger gesammelt hatte. (Anonymus, 561)
Im Gedenkbuch der Sternwarte ist der hohe Besuch am 21. August 1850 eingetragen. Unterschrieben haben sich:
W. Haidinger, kk. Sectionsrath, Director der kk. Geologischen Reichsanstalt, Franz Ritter von Hauer, kk. Bergrath.
Dr. Moriz Hörnes, Adjunkt am k. k. Hofmineralien Kabinette, Karl Ehrlich, Geolog der k. k. Geolog. Reichsanstalt
und Fr. Simony (Gedenkbuch VI, 79).
Quellen und Literatur:
ANONYMUS, 1850: X. Sitzungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, Sitzung am 25. September 1850, in:
Jahrbuch der kaiserlich-königlichen Geologischen Reichsanstalt, I. Jg. Wien, 560-563