Bericht über Mammutknochen aus Krems
in Meriani Theatrum Europaeum

Band V, Seite 934, 1645


In diesem Jahr umb Martini, bey Schwedischer Inhabung der Statt Crembs in Österreich, als selbige Völcker, neben anderer Bevestigung, auch oben dem Berg, in der Laimstetten, umb den alten dicken Thurn, eine Retirada mit Wercken anlegten, und aber das vom Berg herab fliessende Regenwasser, ihnen an solchem Vorhaben Schaden bringen wolte, dahero einen Graben oder Abtrager führen müssen: Hat sich begeben, daß sie im Graben ungefehr 3. oder 4. Klaffter tieff unter der Erden, in einem gelblättichten, umb und umb, von Verfäulung deß Fleisches etwas schwarzlechte angedüngeten Grund, einen ungehewren grossen RiesenCörper gefunden, daran zwar in der Arbeit, ehe man es für einen Cörper erkennen mögen, der Kopff, und mehrentheils Gebeine zerhackt und zertrümmert, weil alles von Alter und Verfäulung gantz mürb, vermodert, und leichtlich zu brechen gewesen: Dannoch aber viel Glieder, so von gelehrten und erfahrnen Leuten in Augenschein genommen, unnd für Menschenbeyn erkennet worden, gantz heraußgebracht, verführet, hin und wider in Antiquaria verehret, auch nach Schweden und Polen verschickt worden, also, daß das wenigste, ausser einem Schulterblat, in welchem das Grüblein, oder Pfanne, so groß, daß es eine Carthaunen-Kugel wol fassen mag: Zween der allerhindersten, sampt einem Stockzahn, deren dieser bey 5. Pfunden schwär, etlichen Kästen und Körblein voll Getrümmer von der Hirnschalen, und gebrochenen Gliedern, in Crembs verblieben, so oben am Berg in der Jesuiten Kirchen newerbawtem Oratorio behalten, und gezeiget. Beneben berichtet wird, daß man in dem Graben noch zween andere RiesenCörper, doch etwas kleiner, angetroffen, weil aber mit Graben weiters nicht, als die Notturft der Bevestigung erfordert, verfahren worden, hab man solche in der Dicke des Erdreichs stecken lassen.
Die eygentliche Grösse vorgedachten Cörpers ist unglaublich, dann der Kopff allein einer runden zimblichen Tafel groß, die Arm eines Manns dick geachtet worden, auch auß beykommendem Abriß eines Zahns, wie auch eines andern, von 5. und ein halb Pfundt schwär, so der Röm. Käys. Majest. nach Wien verehret worden, ein Kunstverständiger die ubrigen Glieder deß Leibs, samt der völligen Länge des Cörpers, leichtlich ermessen mag: Ingleichem ist auch ein Zahn in die S. Nicolai Kirchen zu Passaw und ein anderer denen Prediger München zu Steyer verehret worden.




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(c) P. Amand Kraml, 98-04-02
Letzte Änderung: 2021-09-16