Sternwarte Kremsmünster
Die Sternwarte Kremsmünster
In anschaulicher Weise zeigen die Sammlungen der Sternwarte heute die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Forschung über fast ein Vierteljahrtausend. Ihre gegenwärtige Form geht auf die Neuaufstellung im Jubiläumsjahr 1977 zurück. Dabei wurde darauf Rücksicht genommen, dass die Sternwarte bereits zum Museum eines Museums geworden war.
Bevor der Besucher eines der Kabinette betritt, steht er vor dem "Wetterkammerl". Seit 1763 werden hier meteorologische Beobachtungen angestellt. Damit kann Kremsmünster als einzige Wetterstation eine Messreihe über 230 Jahre vorweisen, die nie durch einen Standortwechsel unterbrochen worden ist.
Die geologischen, paläontologischen und prähistorischen Sammlungen verdanken ihre Entstehung P. Leonhard Angerer (1861-1934), der in regem Kontakt mit seinem Freund, dem Wiener Paläobiologen Othenio Abel (1875-1946), viele dieser Objekte zusammentrug und für ihre Aufstellung sorgte. Die bemerkenswertesten Stücke sind der 1906 erworbene Ichthyosaurier, das von Abel zusammengestellte Höhlenbärenskelett aus der Lettenmaierhöhle in Kremsmünster und der bei Merian abgebildete, 1645 bei Krems aufgefundene Mammutknochen. Die prähistorische Sammlung bekam neue Impulse durch den Fund der paläolithischen Statuette "Venus vom Galgenberg" auf Stiftsgrund in Stratzing (Wachau).
Den Grundstock des mineralogischen Kabinetts bildete die 1782 durch Kauf erworbene Sammlung von Roger von Rutershausen, die zunächst in der Abtei aufgestellt war. Sie kam 1803 samt ihren schönen Vitrinen in die Sternwarte. Durch den Fleiß und das Wohlwollen vieler ist die Sammlung heute auf etwa 12.000 Einzelstücke angewachsen.
Die Ausstellungsstücke des physikalischen Kabinetts stammen zum einen aus den Forschungsbereichen der Sternwarte (Geodäsie, Meteorologie, Seismik), zum anderen sind es Geräte, die zu physikalischen Demonstrationen im Unterricht Verwendung fanden. Zudem werden hier die neuesten Aufzeichnungen der Seismik gezeigt.
1880 wurden im Hohen Saal, der vorher den Kunstgegenständen gewidmet war, die zoologischen Sammlungen untergebracht, 1976 die botanischen angeschlossen. Zu den Besonderheiten dieses Stockwerkes zählen sicher die Xylothek, eine Holzsammlung in Buchform, sowie die Pilzmodelle aus Wachs von L. Trattinnick (Wien, 1764-1849).
Weiters gehören dazu die Glasmodelle von Meerestieren, angefertigt von L. Blaschka (Dresden, gest. 1895) und die umfangreiche Kolibri-Sammlung, die auf P. Anselm Pfeiffer (1848-1902) zurückgeht. Neben den einheimischen Tieren, darunter auch eine Reihe heute bereits beinahe oder völlig ausgerotteter, besitzt das zoologische Kabinett auch viele exotische Tiere. Sie stammen zum Teil vom Linzer Arzt und Afrikaforscher Dr. August von Genczik (1810-1864).
Der fünfte Stock birgt volkskundliche, völkerkundliche
und kulturhistorische Sammlungen.
Im Zentrum der volkskundlichen Ausstellung steht das Modell eines Vierkanthofes.
Rundherum reihen sich Hausrat und Trachten aus bäuerlichen Anwesen
und Bürgerhäusern.
Der Nebenraum beherbergt die kulturhistorischen Objekte mit einer ägyptischen Mumie, einigen römischen Fundstücken und Gebrauchsgegenständen türkischer Herkunft sowie völkerkundliche Sammlungen aus Ostafrika und Neuguinea.
Zuerst als astronomisches und später als magnetisches Observatorium
eingerichtet, dient der große Saal im sechsten Stock heute als astronomisches
Museum.
Hier sind der astronomische Tisch (1590), eine stattliche Anzahl von
astronomischen Beobachtungsinstrumenten, darunter ein Sextant aus Eisen,
den wahrscheinlich Johannes Kepler in Prag verwendet hatte, eine Sammlung
von Taschensonnenuhren, von Erd- und Himmelsgloben, die ersten astronomischen
Aufzeichnungen und noch vieles andere zu finden, was früher hier in
Verwendung war.
Im Kapellenzimmer finden sich die Altarnische, die Bilder des Erbauers der Sternwarte, des Abtes Alexander Fixlmillner (Abt 1731-59), des Stiftsökonoms P. Nonnos Stadler (1696-1783) sowie die beiden Holzmodelle der Sternwarte von P. Anselm Desing (Ensdorf, 1699-1772).
Von hier aus kann man auf eine Terrasse treten, die dem Besucher einen
Blick über das gesamte Stiftsareal und an schönen Tagen bis zu
den Bergen des Toten Gebirges ermöglicht.
Letzte Änderung: 2009/09/01