Denkmal des berühmten Astronomen
P. Placidus Fixlmillner,
Benedictiners in Kremsmünster.

Errichtet von Friedr. Schlichtegroll. Gotha, 1797


Porträt Unter[1] denjenigen Klöstern, die schon seit lange ihre Musse und ihren Reichthum den Wissenschaften und dem Besten der Menschen zu widmen gewohnt sind, nimmt das begüterte Stift Kremsmünster in Oesterreich, nahe bey Linz, einen der ersten Plätze ein. Diese uralte Abtey, die schon 777 von dem Baierschen Herzog Thassilo gestiftet ist, und über hundert Conventualen enthält, ist nicht ein Wohnort des Aberglaubens und der Trägheit, sondern eine Pflegerin der edelsten Wissenschaften. Schon seit 1549 blüht da ein Gymnasium, wo jetzt mehr als 400 Zöglinge, und das theils unentgeltlich, in den Wissenschaften und in der Musik unterrichtet werden;[2] 1744 wurde eine adliche Ritterschule dort angelegt, bald darauf eine treffliche Sternwarte erbaut, und die Sammlungen von Büchern, Naturalien und Gemälden immer fort vermehrt; ja sogar ein mit guter Musik besetztes Theater ist dort, auf welchem unter den vorigen Aebten lateinische, unter dem jetzigen helldenkenden Abte Erenbert auch Italienische und Deutsche Singstücke von den Zöglingen aufgeführt werden.

So vieler literarischer Reichthum ladet zur Beschäftigung mit den Wissenschaften ein, und hat nothwendig Einfluss auf die gelehrte Bildung der Conventualen, unter denen es Männer giebt, die sich auch der Welt als achtungswürdige Gelehrte in mehrern Fächern der Wissenschaften bekannt gemacht haben. Lange war besonders der berühmte Astronom, Pater Fixlmillner, eine Zierde der Abtey; er verdient ein ehrenvolles Andenken unter uns.

Placidus Fixlmillner, welcher vor dem Eintritt in das Kloster Joseph hies, wurde d. 29. May, 1721. in Achleiten, einem Dorfe nicht weit von Kremsmünster, gebohren; sein Vater war Pfleger daselbst und ein leiblicher Bruder des Abts Alexander Fixlmillner in Kremsmünster, welchem das Stift die Errichtung der adlichen Akademie und der Sternwarte zu verdanken hat; seine Mutter eine Tochter des Pflegers Wimmer zu Sallaberg, einem Schlosse in Unterösterreich. Seine Studien machte er in der Klosterschule zu Kremsmünster, welche er 6 Jahre hindurch besuchte; schon damals fand er vorzügliches Vergnügen an dem Nachzeichnen gerad- und krumm-linigter Figuren, so dass seine Mutter ihn scherzweise einen Kalendermacher nannte. Er ging von da nach Salzburg, wo er den philosophischen Cursus vollendete und nach der gewöhnlichen Disputation die Doctorwürde darin erhielt.

Er hörte dort besonders einen gewissen Professor Stuard über Mathematik, der das Eigne hatte, dass er sich bey diesem Unterrichte gar keiner Figuren bediente, und, nach Fixlmillners Zeugniss, doch einen so deutlichen Vortrag hatte, dass man die Figuren dabey gar nicht vermisste. Seine Neigung zu den mathematischen Wissenschaften nahm nun immer mehr zu und zeigte sich immer deutlicher; als er sich einst ein Geschenk von seinem Vater ausbitten sollte, nannte er Wolfs Auszug aus den mathematischen Wissenschaften, welches Buch nun seine angenehmste und beynahe einzige Unterhaltung in freyern Stunden ausmachte. Indess hatte er fich für das Klosterleben bestimmt, wurde 1737. als Novizius in das Stift Kremsmünster aufgenommen, und legte das Jahr darauf das feyerliche Gelübde in die Hände seines Oheims, des damahligen Abt Alexander, nieder.

Als er zwey Jahre im Kloster gewesen war, wo er alle freye Zeit auf Mathematik und Philosophie verwendet hatte, schickte ihn sein Oheim, dieser Freund der Wissenschaften, wieder nach Salzburg, um dort noch die juristischen und theologischen Studien zu vollenden; diess that Placidus, und beschäftigte sich daneben noch ernsthaft mit Mathematik, den morgen- und abendländischen Sprachen, der Geschichte und den Alterthümern; in der Geschicklichkeit, das Clavier und die Orgel kunstmässig zu spielen, und sowohl im Kirchen- als Theaterstyl zu componiren, machte er unter seinem Lehrer, dem Salzburgischen Capellmeister Eberlin, sehr schnelle Fortschritte, und hat nachher in beyden Gattungen mehrere Arbeiten geliefert, die mit Beyfall aufgenommen worden sind. Er disputirte nun über theologische Theses, wurde Doctor der Theologie, ging 1745 nach erhaltenem Befehl wieder in sein Kloster zurück, und erhielt dort die Priesterwürde.

Um diese Zeit wurde die adliche Ritterschule in Kremsmünster errichtet. Es hatte nemlich eine solche Schule in dem berühmten Benedictinerstift Ettal in Bayern bestanden, die auch häufig von Oesterreichischen jungen Edelleuten besucht worden war; das Stift erlitt aber einen grossen Brand, und dadurch ging auch die Ritterschule mit ein. Diess gab dem Abte Alexander Veranlassung, an die Errichtung einer solchen Schule bey seinem Stifte zu denken. Er suchte darum bey der Kaiserin Maria Theresia nach, und erhielt 1744 das Diplom, darüber.[3] Bey dieser neuen Anstalt fehlte es nun dem betriebsamen Abte noch an einem Lehrer des Kirchenrechts; Placidus Fixlmillner hatte sich allgemeines Lob in diesem Fache auf der Universität erworben; es wurde ihm daher dieses Lehramt übertragen, das er auch nicht eher, als nach 40 Jahren, kurz vor seinem Tode niederlegte. Fast um eben diese Zeit wurde er zum Decan der höhern Schulen, zum zweyten, und bald darauf zum ersten Regenten über die adliche Jugend bestellt, welche Aemter er bis an seinen Tod bekleidete. Er hatte eine grosse Belesenheit in den Kirchenvätern und den Concilien, und in der gesammten Literatur des Kirchenrechts; er musste daher auch viele Responsa in Processen geben, in welchen man sich an ihn wendete, und Geschäfte für das Kloster übernehmen, indem er zugleich Notarius apostolicus in Curia Romana inscriptus war. Ausser diesen Arbeiten, ausser den öffentlichen akademischen Reden von ganz verschiedenem Inhalte, die er bey feyerlichen Gelegenheiten hielt und neben seinem ausgebreiteten Briefwechfel, arbeitete er einen Commentar über Arnoldi Corvini jus Canonicum zum Gebrauch für seine Zuhörer aus, fügte noch eine Epitome praenotionum Canonicarum und Animadversiones bey, in welchen er vorzüglich Böhmern widerlegt; aber es ist dieses Werk ungedruckt geblieben. Auf Bitten seiner Freunde erlaubte er den Druck eines andern theologischen Werkes über den göttlichen Ursprung der Kirche,[4] das von seinen Glaubensgenossen mit Beyfall ist aufgenommen worden; nach seinem Tode fand man dies Werk unter seinen Papieren noch mit einigen Theilen in Handschrift vermehrt. Sein Ruf zog viele Schüler nach Kremsmünster; er war in Abwartung seiner Vorlesungen gewissenhaft; er begnügte sich nicht mit seinen öffentlichen Unterrichtsstunden, sondern hielt beständig noch Privatwiederhohlungen, und war immer bereit, seinen Zuhörern nachzuhelfen und Erläuterungen zu geben.

So achtungswerth ihn auch schon diese rühmliche Thätigkeit machen würde, so ist es doch seine Beschäfligung mit der Astronomie, durch die er sich als Beobachter und Schriftsteller ein vorzügliches Verdienst erwarb, und die seinen Ruf am weitesten verbreitete. Der schon obenerwähnte Abt Alexander Fixlmillner nemlich war überhaupt ein Freund der Wissenschaften, besonders aber der mathematischen, ohne jedoch selbst ein Kenner dieser letztern zu seyn. Im J. 1747 beschloss er, auch zur Verbreitung dieser Kenntnisse in seinem Kloster Anstalten zu treffen, und bestimmte ein geräumiges Zimmer, um darin alle zur angewandten Mathematik und andern Vesuchen nöthige Instrumente bequem aufzustellen. Diess führte weiter. Er machte den Entwurf, zum Gebrauch und zur anständigen gelehrten Beschäftigung seiner Geistlichen eine Sternwarte zu erbauen, deren unteres Stock der angewandten Mathesis gewidmet seyn sollte; eine Nebenabsicht dabey war, durch diesen Bau einer Menge Arbeiter von verschiedenen Kräften und Fähigkeiten Gelegenheit zum Erwerb zu verschaffen. Da der Abt Alexander selbst keine Kenntnisse in der Astronomie und Baukunst hatte, so berief er den gelehrten Benedictiner Anselm Desing aus Ennsdorf, nachherigen Abt dieses Stiftes, welcher den Plan und die Risse zu einer vollständigen, freystehenden, am Ende eines Lustgartens zu erbauenden Sternwarte entwarf. Es wurde wirklich im J. 1748 der Bau derselben angefangen und, 1758 vollendet. Die Aufsicht über den Bau führte der Benedictiner Eugenius Dobler aus dem Kloster Irrsee, den der Abt Alexander schon 1746 nach Kremsmünster berufen hatte, um dort die Mathesis zu lehren. Dobler besass viele Kenntnisse in der Mathematik und Naturgeschichte, hatte während seines Aufenthaltes in Paris fleissigen Umgang mit Lacaille und Reaumur gehabt, und besorgte also diesen wichtigen und kostbaren Bau, der übrigens durch ein Versehen des Baumeisters etwas aufgehalten wurde, mit aller erforderlichen Genauigkeit. Glücklicher Weise fand sich unter den Arbeitern ein Zimmermann, Joh. Illinger, aus einem zur Abtey gehörigen Dorfe gebürtig, ein Mann von grossen Talenten für die Mechanik , der zwar nie lesen und schreiben lernte, aber dagegen es unter Pater Fixlmillners Anleitung so weit brachte, dass er astronomische Instrumente, z. B. sehr grosse Mauerquadranten, genau und sauber verfertigen, und mit vieler Schärfe Beobachtungen anstellen konnte; es wurde ihm daher ein jährlicher Gehalt und eine Wohnung in der Sternwarte angewiesen.

Die zehn Jahre hindurch, wo man mit dem Bau des Observatoriums beschäftigt war, blieb Fixlmillner für die Astronomie ganz verborgen. Auch nach vollendetem Baue wurde anfangs P. Dobler als Astronom angestellt. Indess kannte der Nachfolger Alexanders, der Abt Berthold Vogel, der lange Zeit in Salzburg Professor S. S. Canonum und Rector der Univesität war, schon von dorther P. Fixlmillners ganz vorzügliche mathematische Kenntnisse; er bemerkte daher bey Beobachtung einer Sonnenfinsterniss, wobey sich auch Placidus einfand, dessen grosse Geschicklichkeit in diesem Fache, und sagte zu Dobler, dass er unter allen Anwesenden den P. Placidus für den tauglichsten zur Astronomie hielte. Kurz darauf liess ihm der Abt auch wirklich das astronomische Fach und die Aufsicht über die Sternwarte antragen. Fixlmillner, der sich niemahls mit ausübender Astronomie abgegeben hatte, kannte die fast unzähligen Schwierigkeiten des neuen Geschäftes, das er zu seinen übrigen Aemtern noch übernehmen sollte; aber die Ehrfurcht für seinen Abt, der Wunsch, seinem Stifte und seinen Nebenmenschen nützlich zu seyn, und die Liebe zu der Wissenschaft behielten die Oberhand; er willigte ein, und wurde im J. 1762. mit Beybehaltung des Lehramtes des Kirchenrechts zum Kremsmünsterischen Astronomen ernennt. Mit dem grössten Eifer suchte er sich nun, in der Mitte seines Lebens, noch gründlich mit seinem neuen Geschäfte bekannt zu machen. Er hatte bis dahin nicht einmahl eine genaue Kenntniss von der Literatur des practisch - astronomischen Faches und von den Büchern, aus denen er eine vollständige Anleitung schöpfen müsse. Das erste, was ihm in die Hände kam, war die Exposition du, calcul astronomiquevon Lalande; mit diesem allein, ganz ohne mündliche Anweisung, fing er an zu lernen und Versuche zu machen, und dieses Buch, nebst den Vlacquischen Logarithmen-Tafeln, war so lange seine einzige Hülfe, bis er endlich das grosse Lalandische Werk über die Astronomie erhielt. Er legte indess Hand an die Einrichtung der Sternwarte; mit Ziehung einer genauen Mittagslinie musste er den Anfang machen; hierauf erhielter einen Azimuthal Quadranten, das erste von Joh. Illinger verfertigte Instrument; dann einen Sector, zwey Passage-Instrumente, zwey Mauerquadranten, eine auch von Illinger verfertigte und mehrere andere Pendul-Uhren, und so noch andere theils neue, theils zu bequemern Gebrauch beigestellte, theils auch in Branders Werkstatt in Augsburg verfertigte Werkzeuge.[5] Der unter Büchern grau gewordene Abt Berthold Vogel unterstützte Fixlmillners Eifer auf alle Weise; ihm ist daher auch das erste astronomische Werk desselben zugeeignet: Meridianus speculae astronomicae Cremifanensis (1765), dessen Herausgabe er mit Theilnahme betrieb. Der jetzige Abt Erenbert Mayer, ein grosser Verehrer der Wissenschaften, besonders der Naturgeschichte, fuhr fort, die Sammlung astronomischer Blücher und Instrumente zu Kremsmünster zu vermehren, und so wurde unter ihrem thätigen Astronomen die dasige Sternwarte eine der am besten eingerichteten und berühmtesten in Deutschland; seine Gehülfen in astronomischen Geschäften waren besonders Prof. Thad. Derfflinger, der nun auch sein verdienter Nachfolger als Astronom in Kremsmünster geworden ist, und Benno Waller.

Fiximillner erwarb sich nun auch einen ansehnlichen Rang unter den astronomischen Schriftstellern. 1776 gab er sein Decennium astronomicum heraus, welches die zu Kremsmünster angestellten Beobachtungen von 1765 bis 1775 enthält, und voll wichtiger Bemerkungen für die theoretische und praktische Astronomie ist.

Sein drittes Werk, Acta astronomica Cremifanensia, welches er in den letzten Zeiten seines Lebens ausarbeitete und welches nach seinem Tode gedruckt worden ist, wird seinen Ruhm in diesem Fache noch befestigen.

Ausserdem enthalten das Journal des Savans, Bernoulli Lettres sur differens sujets, und besonders Bodes astronomisches Jahrbuch und P. Hell's Wiener Ephemeriden in mehrern Jahrgängen, auch Mem. de l'Acad. Roy. de Paris 1775. p. 442. viele interessante Beyträge von ihm.

Es ist unstreitig vielen Lesern wünschenswerth, zu wissen, wie viel nun eigentlich die Wissenschaft der Astronomie durch diesen fleissigen Mann gewonnen habe? Der Verfasser ist so glücklich, hierüber das Urtheil eines sehr berufenen Richters, des Hrn. Maj. von Zach in Gotha, anführen zu können, der überhaupt an der Errichtung dieses biographischen Denkmahls wesentlichen Antheil hat.

"Fiximillners Verdienst um die astronomischen Wissenschaften in practischer Rücksicht besteht hauptsächlich darin, dass er auf Lalandes Aufforderung eine grosse Anzahl von Beobachtungen des Merkur, die zu jener Zeit noch sehr selten und schwer zu machen waren, anstellte und sammelte, und dadurch den Pariser Astronomen in den Stand setzte, seine Merkurstafeln zu verfertigen. Hr. de la Lande bezeigte ihm auch seine Erkenntlichkeit öffentlich dafür, und hat alle Merkurs-Beobachtungen Fixlmillners, die er so trefflich benutzen konnte, sowohl in dem Supplement-Band zu seiner Astronomie, als auch in, seinen Ephemerides des mouvemens célestes, Tome VIII. de 1785 à 1792, und in den Pariser Memoiren der königlichen Akad. d. Wiss. für 1786. angeführt."

"Auch war er einer der ersten Astronomen, welche die Bahn des neu entdeckten Planeten Uranus berechnet und Tafeln davon verfertigt haben, die man in den Wiener Ephemeriden auf das J. 1787, und in dem Berliner Jahrbuch 1789 findet. Er war der erste, der die Vermuthung des Hrn. Bode, dass der von Flamsteed im Jahr 1690 beobachtete 34ste Stern des Stiers der neue Planet gewesen sey, geprüft, und indem er diese alte Flamsteedische Beobachtung mit in Rechnung gezogen, eine derselben völlig anpassende Theorie herausgebracht hat. Seine Tafeln stimmten auch bis zu Ende 1786 mit dem Himmel überein; fortgesetzte Beobachtungen, vorzuglich aber die Anwendung der allgemeinen Perturbationstheorie, machten in der Folge zwar andere Tafeln nothwendig; allein jener 34ste, aus seinem alten Platz verschwundene Flamsteedische Stern des Stiers, den Fixlmillner zuerst ausgemittelt hatte, wurde auch mit zugezogen und benutzt, und hat, besonders was die mittlere Bewegung betraf, nicht wenig zur Vervollkommnung dieser neuen Tafeln beygetragen, welche noch zur Stunde auf eine bewundernswürdige Art mit dem Himmel übereinstimmen."

"Bemerkenswerth ist ferner noch Fixlmillners vortreffliche Arbeit über die Parallaxe der Sonne, die er mit vielem Fleisse aus den sämmtlichen im J. 1769 in allen Theilen der Welt angestellten Beobachtungen des Vorbeygangs der Venus vor der Sonnenscheibe berechnet und auseinander gesetzt hat. Besonders eigen war ihm der Fleiss, dass er alle seine Beobachtungen selbst berechnete, mit den vorhandenen besten Tafeln verglich, deren Fehler er auffand und die zu machenden Verbesserungen anzeigte. Viele Astronomen beobachten viel und berechnen wenig; so aber nicht dieser fleissige Astronom. Alle Sonnenfinsternisse, alle Bedeckungen der Planeten und Sterne durch den Mond, die wegen der damit verbundenen Mühe so selten berechnet werden, berechnete Fixlmillner auf der Stelle, und zwar, um alle Rechnungsfehler zu vermeiden, jedesmahl doppelt; alle Gegenscheine der Planeten, die in der Astronomie so wichtig sind, weil sie denselben Werth haben, als wären sie im Mittelpunkte der Sonne, folglich im Centrum des Sonnensystems gemacht, beobachtete er eben so fleissig, als er sie berechnete. Auch die zu sehr vernachlässigte Beobachtung der Sonnenflecken beschäftitgte ihn mehr, als andere Astronomen; er beobachtete sie nicht allein in den Jahren 1767, 1776, 1777, 1778 und 1782, sondern er benutzte sie, zog daraus die wichtigen Resultate der Umwälzung der Sonne um ihre Axe, und bestimmte zugleich den Ort des Knoten des Sonnen - Aequators und dessen Neigung."

"Bey dieser ungewöhnlichen Arbeitsamkeit, die nie durch äussere Veranlassungen unterbrochen wurde, zeigte er sich auch als einen scharfsinnigen und erfinderischen Kopf darin, dass er lange und verwickelte Rechnungen auf ein sehr leichtes und einfaches Verfahren zurückbringen konnte. Diess beweisen mehrere treffliche Aufsätze in seinen Werken von der genauen Berechnung der Monds - Phasen und Neigung der Hörner; von der Berechnung des Erdschatten bey Mondsfinsternissen; von der Berechnung der heliocentrischen Elongation der Sonnenflecken; sehr scharfsinnige Bemerkungen über die Abirrung des Lichts, und über das berühmte Kepplersche Problem, die mittlere Anomalie in die wahre zu verwandeln, u.s.w. Selbst zur Mechanik hatte er nicht gemeine Talente; er hat sehr viele praktische Hülfsmittel beym Beobachten, auch mehrere neue Mikrometer und Beobachtungsarten damit, angegeben; sogar eine neue Maschine um auf Gläser sehr genau concentrische Zirkel zu schleifen."

"Dabey muss man nicht übersehen, dass dieser geschickte Astronom auf dem Lande, von allen grossen Städten, von allen literarischen Hülfsquellen, von allen Gelehrten seines Faches, das heisst, von allen Gegenständen, die ihn aufmuntern und seinen Eifer anfachen konnten, entfernt lebte, und dennoch bis an das Ende seines Lebens ein seltnes Beyspiel der Beharrlichkeit, Anstrengung und Anhänglichkeit an seine Wissenschaft gegeben hat; allein wenige Menschen empfinden auch so wenig, wie er, von der gewaltsamen Herrschaft der Leidenschaften. Einfach, gleichförmig und unzerstörbar, wie die ewigen Gesetze der Natur, mit denen er sich beschäftigte, war seine Gemüthsart; sanft, edel und liebenswürdig war sein Charakter bis an das Ende seiner Tage."

Mit diesem letztern rühmlichen Urtheile stimmen auch die Zeugnisse dererjenigen überein, die in beständiger und genauer Verbindung mit ihm waren. Er lebte bloss den religiösen Pflichten seines Ordens, die er mit Strenge übte, und den Wissenschaften. Er war genügsam, wusste nichts von Wohlleben oder ausgesuchter Bequemlichkeit, und vereinigte so die seltnen Eigenschaften eines ehrwürdigen Ordensmannes und eines gründlichen Gelehrten. Sein auswärtiger Ruhm machte ihn nicht eitel; was zu seinem Lobe von ihm geschrieben oder gesagt wurde, suchte er eher zu verbergen, als auszubreiten. Mit seinen Klosterbrüdern lebte er verträglich, und es war ein Tag der allgemeinen Freude für das Stift, als man im J. 1788. das fünfzigjährige Jubiläum seines Eintritts in das Kloster feyerte. Seine durch so vielfältige Anstrengungen gestörte Gesundheit unterlag endlich hartnäckigen Verstopfungen und einer darauf folgenden Diarrhöe. Er starb den 27. Aug. 1791, im 71sten Jahre seines Alters, dem 55sten seines Klosterlebens, und dem 46sten seines Priesterthums.

Man hat ein schönes, sehr ähnliches, in Oehl gemahltes Bildniss von ihm; es ist zu wünschen, dass einer unsrer geschickten Küstler uns davon bald einen guten Kupferstich liefern möge.



[1] Quellen: Eine Epistola funebris gedruckt im Kloster, den 7. Sept. 1791. fol. — Handschriftliche Nachrichten.

[2] Ueber die ältere Geschichte des KIosters Kremsmünster sehe man: Historia Norica c. annalibiis monasterii Cremifanensis, aut. Rettenpacher. Salisburgi, 1677 — Ueber den neuern Zustand der Abtey und ihrer gelehrten Anstalten finden sich Ausätze in loh. Bernoullis Sammlung kurzer Reisebeschr. B. IV, 373. VI, 164., besonders aber B. XI, 392, wo ein Zögling der dortigen Schule, der Ritter v. Moll, genaue Nachrichten über die ganze jetzige Verfassung mittheilt.

[3] S. Codex austriac. Vol. IV. 151. und Ziegelbauer Hist. literar, Ord. S. Benecticti p. 278.

[4] Meusel führt es nicht an; der vollständige Titel heisst: Reipublicae sacras origines divinae, seu Ecclesiae Christi exterior junctura, imperium & Hierarchia, ex primigenia ejus institutione eruta ac demonstrata. 1760.

[5] Nähere Nachricht von diesen Instrumenten, und von der dortigen Sternwarte überhaupt, nebst Abbildung des prächtigen Gebäudes, der Zimmer und Instrumente, findet man im 4ten Theil der Bernoullischen Reisesammlung S. 373, und in dem Berliner astronom. Jahrbuch auf das Jahr 1779. S. 55.


Dieser Beitrag wurde von Franz Xaver von Zach (1754-1832) veranlasst. Ein Brief Zachs an P. Thaddäus Derflinger vom 24. April 1794 erbittet Specialia aus Fixlmillners Leben, da er die Absicht habe, eine kleine Biographie desselben in Schlichtegroll's Nekrolog der Deutschen zu geben.


SCHLICHTEGROLL, Friedrich, Nekrolog der Deutschen, Gotha 1797, Denkmal des berühmten Astronomen Plazidus Fixlmillner, 20 S