Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Februar 2021



Sonnenuhr
Horizontalsonnenuhr mit Kompass
Messing (ehemals versilbert), Holz (gebeizt), Glas, Inv. Nr.: 17052035, Maße: 7 x 7 x 5 cm
Foto: P. Amand Kraml


Taschensonnenuhr von Georg Friedrich Brander


Windrose
Detail der Windrose mit Skala für die Missweisung und der symbolisierten Lilie der Brander'schen Werkstatt
Foto: P. Amand Kraml
Unter den vielen Objekten, die wir von Georg Friedrich Brander besitzen, ist eines bis jetzt als Werk dieses bedeutenden Augsburger Instrumentenbauers unerkannt geblieben. Durch die etwas eingehendere Beschäftigung mit Branders Werken in der letzten Zeit kam auch diese Herkunft ans Licht. In Branders Briefen an P. Plazidus Fixlmillner, in denen er immer wieder seine neuesten Produkte anbietet, finden sich Sonnenuhren nur ein einziges Mal. Im Brief vom 4. Febr. 1771 stellt Brander Neu construierte Parallactische Sonnen Uhren zum Preis von 60 fl. vor (RABENALT, 155). Das ist aber etwas ganz anderes als die hier vorgestellte Taschensonnenuhr. Diese hat Brander wohl in größerer Stückzahl zu niedrigerem Preis für die "Allgemeinheit" angefertigt. Für eine Sternwarte war ein so einfaches Gerät ja nicht von Nöten.

P. Franz Schwab hat auf der Rückseite des Holzsockels dieser Taschensonnenuhr in Gabelsberger Stenographie notiert: Wilhelm Hillmayr und darunter in Schreibschrift: 16. Spt. 96. Aus Schwabs Aufzeichnungen, die P. Ansgar Rabenalt für seine Arbeit über die Sonnenuhren der Sternwarte verwendet hat, erfahren wir, dass der ehemalige Gymnasiast Wilhelm R. von Hillmayr [1], der die Uhr von einem Freund aus St. Leonhard bei Feldkirchen in Kärnten erhalten hatte, diese eben am 16. Sept. 1896 unserer Sternwarte vermachte.

In RABENALTs Katalog wird die Uhr unter der Nr. 35 präsentiert:
Auf versilberter Messingplatte (56 mm im Quadrat), die auf schwarz gebeiztem Holz aufgeschraubt ist, läßt sich der Schattenzeiger umklappen. Er ist für eine geographische Breite von etwa 45º eingestellt. Der in der Mitte befindliche Kompaß hat eine bemalte Windrose mit 32 Weltgegenden. Die magnetische Deklination beträgt 20º West. Zwischen den bandförmigen Enden der Stundeneinteilung findet man den Buchstaben B.

Auf die Bedeutung dieses Buchstabens wird weiter nicht eingegangen. Bei genauerer Betrachtung der Windrose findet sich allerdings zwischen dem Pfeil nach Nord und der Extraskala für die Deklination die symbolisierte Lilie, die wir von anderen Geräten aus Branders Werkstätte kennen. So findet sich dieses Symbol z. B. an den vier Himmelsrichtungen unseres Brander'schen Inklinatoriums. Die 20° der Deklination sind mit einem kleinen roten Pfeil und einem eingesetzen Messingstift markiert.
Nimmt man die Messingplatte von der gebeizten Holzbasis, dann wird an der Ecke gegen Nordwesten eine eingekratzte 5 sichtbar.

Weitere Geräte G. F. Branders werden als Objekte des Monats auf folgenden Seiten gezeigt: Hygrometer, Doppellinse, Perspektiv-Proportionalzirkel, Hohlspiegel, Vakuumpumpe und Inklinatorium.



[1]
Wilhelm Johann Ritter von Hillmayer stammte aus Linz und besuchte 1890 bis 1893 die 4. bis 6. Klasse des Kremsmünsterer Gymnasiums. (vgl. ANONYMUS, 68)


Quellen und Literatur:


ANONYMUS 1938: Verzeichnis der Kremsmünsterer Studenten 1871 - 1938. Hrsg. von der Direktion des Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster, Wels.

BRACHNER, Alto (Hrsg.), 1983: G. F. Brander, 1713 - 1783, wissenschaftliche Instrumente aus seiner Werkstatt, München

FLÜSCHER, Peter 2008: Georg Friedrich Brander 1713-1783, in: Geomatik Schweiz: Geoinformation und Landmanagement, Band 106 (2008), Heft 4, 178-182

RABENALT, P. Ansgar 1955: Die Sonnenuhrensammlung der Sternwarte Kremsmünster, 98. Jahresbericht Schuljahr 1955 Obergymnsium der Benediktiner zu Kremsmünster, Kremsmünster, 11-60

RABENALT, P. Ansgar 1985: Briefe Georg Friedrich Branders, mechanici in Augsburg an Placidus Fixlmillner OSB 1. Direktor der Sternwarte Kremsmünster. Ein Beitrag zur Gründungsgeschichte des „Mathematischen Turmes“ von Kremsmünster, Studien u. Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens u. seiner Zweige, Bd. 96, St. Ottilien, 144-195

RABENALT, P. Ansgar † 1996: Die Sonnenuhrensammlung der Sternwarte Kremsmünster, Naturwissenschaftliche Sammlungen Kremsmünster. Berichte des Anselm Desing Vereins Nr. 33, Kremsmünster



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(c) P. Amand Kraml 2021-08-24
Letzte Änderung: 2021-09-16