Fotografie von Josef Merzeder, Kremsmünster, schwefelgetonert, auf Karton aufgezogen
Größe des Kartons: 35 x 30 cm, Größe der Fotografie: 24,5 x 20 cm
Fotografie mit Blick ins Physikalische Kabinett von 1898
Detail im Bildhintergrund, Sternwarte-Mechaniker Franz Ecker
Franz Ecker
Mechaniker Sternwarte
Kremsmünster
18. august 913
Franz Eckers Signatur im Deckel eines Birnbarometers
Inv. Nr.: 19062903
Angeregt durch einen Hinweis auf einen einzigartigen Kupferstich des physikalischen Armariums im ehemaligen Augustiner-Chorherrenkloster in Indersdorf
(Bayern, Landkreis Dachau), zeigen wir hier einen Blick in unser Physikalisches Kabinett, allerdings um etwa 100 Jahre später. (siehe DORNER)
Im Jahre 1898 wurde vom ortsansässigen
Fotografen Josef Merzeder eine Serie von großformatigen Fotografien von der Sternwarte Kremsmünster aufgenommen. Darunter ist auch diejenige,
die einen Blick in das Physikalische Kabinett zeigt. Damals befand sich dieser Sammlungs- und Ausstellungsraum im zweiten Stockwerk der
Sternwarte, was am Stuck der Decke und der Maserung des Fußbodens schön nachzuweisen ist. Erst für die Jubiläumsausstellung im Jahre 1977
wurden die Räume für das Mineralogische und Physikalische Kabinett gewechselt. Der Grund für diesen Tausch ist mir heute nicht mehr bekannt.
Sehr lange Zeit waren im zweiten Stockwerk die physikalischen Sammlungen untergebracht. Erst beim Umbau der Bibliothek in den 90er-Jahren des
20. Jhs. wurden die letzten Kästen der Physik aus dem zweiten Stock ins Depot im Erdgeschoß gebracht. Mag sein, dass man die Sammlungen mehr
in die Nähe der Wohnungen der zuständigen Kustoden bringen wollte. Jedenfalls entsprach der Wechsel, der im Zuge des 1200-Jahr-Jubiläums
ersonnenen Vorstellung einer "gebauten Idee". (vgl. KRINZINGER) So wurde nämlich die "unbelebte Natur" (Mineralogie) der vom Menschen erfundenen
Technik (eigentlich ja die Anwendung der erforschten Naturgesetze) untergeordnet, indem die Mineralogie nun einen Stock unter der Physik zu
liegen kam.
Die Idee von der gebauten Idee schmeichelt zwar dem Ästhetikgefühl des Denkens, kann aber mit den historischen Gegebenheiten der Raumverteilung
über die Jahrhunderte hinweg in keiner Weise in Einklang gebracht werden.
Auffallend bei diesem Foto ist, dass ganz im Hintergrund eine Person mit Schnauzbart zu sehen ist. Dabei handelt es sich um den damaligen
Mechaniker der Sternwarte, Franz Ecker, der viele Uhren und Instrumente repariert und auch neu angefertigt hat. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern
hat er seine Arbeiten signiert, sodass wir immer wieder auf seinen Namen stoßen. AUSTALLER berichtet in einer Fußnote : Nach Aussage SOMMERHUBERs
und KERSCHBAUMs. Der Vorgänger LEINFELLNERs war wahrscheinlich ein gewisser Herr ECKER, Mechaniker, Fremdenführer und Beobachter an
der Sternwarte, an den sich HR. P. Ansgar aus seiner Gymnasialzeit erinnert. (AUSTALLER, 65/Anm. 8)
Quellen und Literatur:
AUSTALLER, Hermann 1988: Die Temperaturreihe von Kremsmünster. Diss. Formal- u. naturw. Fakultät, Univ. Wien.
DORNER, Peter 1978: Die physikalische Sammlung des Klosters Indersdorf, in: Heimatkundliche Vierteljahresschrift „Amperland“ für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck 14, Dachau, 296-299 und 318-321
DORNER, Peter 1980: Die physikalische Sammlung des Klosters Indersdorf, in: Heimatkundliche Vierteljahresschrift „Amperland“ für die Kreise Dachau, Freising und Fürstenfeldbruck 16, Dachau, 88-92
HEIMATVEREIN INDERSDORF (Hrsg.) 2000: Das Augustinerchorherrenstift Indersdorf. Katalog anläßlich der Ausstellung "Die Augustinerchorherren in Bayern" im Kreuzgang des ehemaligen Stiftes Indersdorf vom 29. April bis 4. Juni 2000, Indersdorf
KRINZINGER, P. Jakob 1976: Die Sternwarte - eine gebaute Idee, in: Kremsmünster 1200 Jahre Benediktinerstift, Linz, 259-287