aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Mai 2012
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Zwei Filterbrillen, eine beschriftet als Erythrophytoscop I. Größe: 16 x 5 x 5 cm, Glas, Pappe, Papier Inv. Nr.: 12051803 und 12051804 Foto: P. Amand Kraml |
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Foto in den Konventgarten ohne Filter | Foto mit Filterbrille "Erythrophytoscop I." | Foto mit Filterbrille ohne Aufschrift |
„Unser Weg führte über sehr steile Wiesenhalden längs der imposanten Cascaden des Firnbaches. Auf einmal zerriss der Wolkenschleier auf's Neue und jetzt war ich überrascht durch die magische Beleuchtung, die über die Alp ausgegossen war und das ganze Rossmattthal erfüllte. Die Vegetation hatte nicht mehr das frische Grün an sich, es war vielmehr eine eigenthümliche braungelbe Farbennüance, welche die Matten wie mit einem Schleier überzog. In diesem Momente sah ich nochmals mit dem abgeblendeten Fernrohr nach der Sonne; sie erschien nun mehr als eine schmale Sichel […] Die Verfinsterung mochte für meinen Standpunkt im Maximum stehen.“
Die Beobachtung der Pflanzen unter Sonnenfinsternis hatte zu der Idee geführt, dass durch die Filterung des Lichtes die grünen Blätter eine andere Farbe bekommen, die zur Beobachtung der Vegetation von Bedeutung sein könnte. Simmler hatte zuerst eine Brille mit zwei bis drei Kobaltgläsern und später durch die Empfehlung von Prof. Wild eine Brille mit einem Kobaltglas und einem gelben Glas aufgebaut.
beim Testen der Filterbrillen, 2012-05-14
Foto: Tatjana Hill
Die zweifarbigen Gläser sind entweder eine Kombination von Kobaltglas und Kupferoxydglas oder Kobaltglas und
Eisenoxydglas. Das Kobaltglas lässt nur das blaue und rote Licht durch, während das dunkelrote Kupferoxydglas
das rote und orange Licht durchlässt. Wenn man durch das Erythrophythoskop eine Landschaft an einem sonnigen
Tag anschaut, sieht man alles dunkelrot, die Pflanzen aber hellrot. Die helle Farbe der Pflanzen ist darauf
zurückzuführen, dass die grünen Blätter das mittlere rote Licht absorbieren, während sie das äußerste rote
Licht reflektieren. Durch die Brille, die nur rotes Licht durchlässt, gelangt das äußerste rote Licht von
den grünen Blättern völlig ins Auge. Deswegen sieht man die grünen Blätter heller als das andere.
Es gibt auch andere Kombinationen von Gläsern, die mehrere Farben durchlassen. Z.B. eine Kombination von
Kobaltglas und hellem Kupferoxydglas lässt nicht nur Rot sondern auch Blau durch. Durch eine solche Brille
sieht man den Himmel cyanblau und die grünen Blätter hellrot.
Lommel hat 1871 Kupferoxydglas und ein violettes Glas kombiniert (Melanoskop). Da diese Kombination nur das
mittlere Rot durchlässt, sieht man die grünen Blätter schwarz.
Foto: P. Amand Kraml
SIMMLER, Rudolf 1862: Vermischte Mittheilungen. In: Annalen der Physik, Bd. 191 (4), 1862, 593-619
LOMMEL, E. 1871: Erythroskop und Melanoskop. In: Annalen der Physik, Bd. 219 (7), 1871, 483-490.
REIS, Paul 1893: Lehrbuch der Physik, Leipzig, 415
Meyers Konversationslexikon, Bd. 6, Leipzig, 1966, 84-85.