aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Dezember 2009
In der Ortschaft Albersdorf wurden in Eberstalzell archäologische Funde gemacht, die zum Teil in das Anthropologische Kabinett der Sternwarte kamen. Ein römischer Opferstein, der ebenfalls in diesem Gebiet gefunden wurde, fand einen Platz in der Maria-Hilf-Kapelle in Eberstalzell.
Foto: P. Amand Kraml
Als der Zettel geschrieben wurde, schrieb man noch Eberstallzell, heute: Eberstalzell.
P. Arno hat sich sehr für Historisches interessiert und daher auch immer wieder versucht, Informationen zu diesem Löwen zu bekommen, wie die erhaltenen Unterlagen zeigen. Recht unterschiedlich sind die Auskünfte, die ihm die Fachleuten gaben. Über Vermittlung von Herrn Christoph Baumgartner erhielten wir von Frau Dr. Ursula Mende vom Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg dankenswerterweise folgende Expertise:
Jetzt habe ich mich noch einmal mit Ihrem kleinen hockenden Löwen beschäftigt und kann bestätigen,
was ich neulich schon kurz mitgeteilt habe.
Er diente einst als Bekrönung eines kleinen Kronleuchters (eines Spindelkronleuchters), ist deshalb auch von
unten her bis zum Rücken durchbohrt; die Achse des Kronleuchters führte hindurch. Spätgotische
Kronleuchter dieser Art (neben anderen Typen) finden Sie abgebildet bei
Erich Meyer: Der gotische Kronleuchter in Stans. In: Festschrift Hans R. Hahnloser zum 60. Geburtstag 1959. Basel,
Stuttgart 1961, S. 151-184
Nach den mir zugänglichen Digital-Aufnahmen des Löwen in Kremsmünster (Fund Eberstalzell) habe
ich eigentlich keinen Zweifel, dass es sich wirklich um ein spätgotisches Original handelt.
Ein Kronleuchter, dessen bekrönender Löwe im Typus dem Exemplar Eberstalzell entspricht, im Detail
jedoch (wie üblich) abweicht, befindet sich in Lüneburg, hat sich erhalten als Ausstattungsstück
des Alten Archivs im Rathaus:
Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland, 1150-1650. Kat. Ausst. Braunschweig,
Landesmuseum 1985, Nr. 202 (Horst Appuhn): Lüneburg (?), 1521(?).
Ich denke, der Lüneburger Leuchter könnte in Nürnberg entstanden sein, noch im 15. Jahrhundert.
Auch Ihr Löwe könnte aus Nürnberg stammen, steht zumindest im Einflussbereich Nürnberger
Gussarbeiten, und gehört ebenfalls dem 15. Jahrhundert an.
Mehrfach sind solche kleinen Löwen als einzige Überreste ehemaliger Kronleuchter erhalten geblieben;
folgende sind in der Literatur nachzuschlagen:
Hermann Jedding: Oskar und Ilse Mulert Stiftung der Stadt Frankfurt am Main. Ausstellung im Museum für
Kunsthandwerk Frankfurt am Main. Frankfurt a. M. 1955, Nr. 84 (H. 10 cm, L. 11,5 cm) und Nr. 83 mit Abb.
(H. 9,6 cm, L. 11,2 cm). Beide Stücke gehören dem Frankfurter Museum, Inv. Nr. Mu St 84 und Mu St 83.
Regensburg im Mittelalter, Bd. 2: Katalog der Abteilung Mittelalter im Museum der Stadt Regensburg:
Hrsg. v. Martin Angerer. Regensburg 1995, Nr. 14.20 (H. 9,7 cm, L. 11 cm). Damals Leihgabe aus Privatbesitz,
jetzt in München, Bayerisches Nationalmuseum).
ANGERER, Martin (Hrsg.), 1995: Regensburg im Mittelalter, Bd. 2: Katalog der Abteilung Mittelalter im Museum der Stadt Regensburg,
Regensburg
ANGERER, P. Leonard, 1910: Geologie und Prähistorie von Kremsmünster, in: 60. Programm des kais. kön. Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster für das
Schuljahr 1910, Linz
ANONYMUS, 2014: Eberstalzell. ein Heimatbuch, Eberstalzell
JEDDING, Hermann, 1955: Oskar und Ilse Mulert Stiftung der Stadt Frankfurt am Main. Ausstellung im Museum für
Kunsthandwerk Frankfurt am Main. Frankfurt a. M.
MECKSEPER, Cord (Hrsg.), 1985: Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150-1650. 3 Bde, Stuttgart-Bad Cannstatt
MEYER, Erich 1961: Der gotische Kronleuchter in Stans, in: Festschrift Hans R. Hahnloser zum 60. Geburtstag 1959. Basel, Stuttgart, 151-184
TRAXLER, Stefan,
Römische Guts- und Bauernhöfe in Oberösterreich. Mit Beiträgen von Sabine Jäger-Wersonig, Michael Schulz, Ronald Risy und Barbara Tober,
Passauer Universitätsschriften zur Archäologie 9