Objekt des Monats

aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster

Dezember 2008


Das Kremstal mit Kremsmünster, Detail Ölgemälde von Adolf Obermüllner, Das Kremstal mit Kremsmünster
Größe: 90 x 140 cm
Detailfoto: P. Amand Kraml (199303100007)



Das Kremstal mit Kremsmünster, Ölgemälde von Adolf Obermüllner

Im Zusammenhang mit einer Publikation über botanisches Sammeln in Kremsmünster kam das Ölgemälde von Adolf Obermüllner "Das Kremstal mit Kremsmünster" wieder einmal in unser Blickfeld. Das Bild stellt eine Gruppe von Schülern des Kremsmünsterer Stiftsgymnasiums mit ihren Lehrern auf einem Spaziergang dar, auf dem offensichtlich die vorgefundenen Pflanzen besprochen werden. Die Beschreibung des Bildes von P. Konstantin Werner ist für seine Zeit derart stilistisch ausgefeilt, dass wir es nicht versäumen möchten, diese hier preiszugeben:

In der herrlichen Umrahmung des weißgefirnten Hochgebirges mit dem bläulichen Hintergrund der Vorberge liegt das grüne Tal mit dem Silberbande der Krems vor uns, das wir vom zierlichen Renaissance-Schloss Kremsegg bis zum gemütlichen Barockturm von Kirchberg, vom dunklen Schwarzholz bis zur malerischen Papiermühle überblicken, während der Mittelgrund vom freundlichen Markte und den stattlichen Fronten und Kuppeln des alten Klostergebäudes eingenommen wird. Reges Leben kommt in die friedliche Landschaft des Vordergrundes durch eine Schar munterer junger Studenten, die eben mit ihrem Präfekten, einem würdigen Stiftsherrn mit dem feierlichen Zylinder auf dem Kopf, auf die Waldlichtung des Achleitnerweges hinausgetreten und unter blühenden Obstbäumen sich des holden Frühlingstages erfreuen. Ein jüngerer Pater mit breitrandigem Hut ist Botaniker, denn eine Anzahl sehr fein ausgewählter Blumen hängen aus seinem Buche heraus. Links die Staffagefigur einer Bäuerin in der Landestracht mit dem Kopftuch führt einen Knaben an der Hand, der verwundert die Studenten betrachtet. Überaus liebevoll und fein sind sechs Obstbäume im Vordergrund ausgeführt mit zartem Laubwerk und rosigen Blüten, die sich von dem Dunkel des Nadelwaldes im Schwarzholz prachtvoll abheben. Der blaue Himmel zeigt rechts Gewölk, das sich bei der Spitze des Traunsteines zusammenzieht und die bekannte Wetterhaube bildet.
Dieses herrliche Heimatbild wurde dem Abt Cölestin Ganglbauer von seinen Kapitularen gewidmet, als er 1881 auf den erzbischöflichen Stuhl nach Wien berufen wurde.

Zur Person des Künstlers schreibt P. Konstantin Werner:
Adolf Obermüllner, geb. zu Wels 3. Sept. 1833, gest. zu Wien 29. Okt. 1898 (In Wien wohnhaft im VII. Bezirk, Neubaugasse 36) ist ein bedeutender Landschaftsmaler von trefflicher Komposition und glücklicher Farbgebung. Er pflegte besonders das Alpenbild, Gletscheraussichten und Gebirgsschluchten im Sinne von Richard und Albert Zimmermann. (In der Linzer Landesgalerie "Im Pinzgau").

Die Umstände, wie das Bild entstand, beschreibt Werner ebenfalls:
Obermüllner fuhr mit dem Wagen jeden Tag zur Stelle, wo das Bild aufgenommen wurde. Das fertige Bild kam am Allerheiligentag 1881 hier an; am nächsten Tag kam der Maler und verlangte statt den ausgemachten 900fl. nicht weniger als 3000 fl., ging aber doch schließlich auf 1600 fl. herab.
Ende November 1881 wurde es dem Fürsterzbischof überreicht; nach mündlichem Berichte habe er selbst dem Künstler noch 600 fl. daraufgezahlt.
Eine kleinere Kopie (Nr. 94, 44 x 72 cm) wurde von P. Subprior Lukas Assman beim Künstler selbst bestellt, Preis 165 fl.

Auch die Tagespresse machte von der Übergabe des Bildes an Fürst-Erzbischof Ganglbauer Meldung:
(Das Geschenk des Stiftes Kremsmünster an den Fürsterzbischof von Wien.) Wir haben bereits kurz erwähnt, dass das Stift Kremsmünster seinem ehemaligen Abte ein Bild des Stiftes von dem Landschaftsmaler Obermüllner zum Geschenke gemacht hat. Das Bild, anderthalb Meter lang und einen Meter hoch, ist, wie man der „Linzer Ztg." schreibt, eine farbenfrische, lichtübergossene Frühlings-Morgenlandschaft. Wer je ein Mal an einem klaren Maimorgen von Achleithen nach Kremsmünster gewandert ist und seinen Weg über die Höhe des Schwarzholzes genommen hat, dem ist das Bild wohlbekannt. Man tritt aus kühlem Waldesdunkel auf eine sonnige Lichtung. Rechts hemmen die hochstämmigen Bestände des Schwarzholzes den Blick des Beschauers, der sich daher naturgemäß etwas nach links wendet, wo sich ihm ein weites Panorama öffnet: die Krems, zwischen grünenden Wiesen und Saaten dahineilend, stellenweise von Weidengebüsch besäumt, hie und da ein Bauernhof halb hinter Obstbäumen versteckt. Rechts und links begleiten das Thal grünende Hügel, sich wie Coulissen mannigfaltig verschiebend, jedes Detail für sich ein Bildchen, sich dem Ganzen harmonisch einfügend. Im Mittelgrunde erscheint rechts das Stift Kremsmünster mit dem Markte zu Füßen, links auf mäßiger Höhe Schloß Kremsegg. Weiter südlich steigen die Höhen zu den Waldbergen von Kirchdorf und Magdalenaberg empor, die von der Morgensonne mit rosigem Dufte übergossen sind; darüber erhebt sich eine lange Kette schneebedeckter Felshäupter, im Osten mit dem kleinen Priel beginnend, im Westen mit dem Schafberg abschließend, der hohe Priel und das Wahrzeichen von Oberöfterreich, der Traunstein, alle überragend. Ueber das ganze, weite, frische, sonnige Bild spannt der Himmel sein lasurfarbenes Zelt, im lichten Aether schwimmen, von der frischen Morgenbrise getrieben, leichte, glänzende Frühlingswolken. Die glücklich gewählte Staffage bilden zwei Benediktiner mit einer Schaar botanisirender Jungen aus dem Walde tretend. Der schöne Rahmen trägt das Stiftswappen und folgende Widmungsschrift: Coelestino Josepho Archiepiscopo Vindobonensi, suo quondam abbati, hoc reverentiae, pietatis, grati animi signum dedicant PP. Capitulares Monasterii Cremifanensis MDCCCLXXXI.
Das Vaterland. Zeiung für die österreichische Monarchie, 22. Jg. Nr. 306, 6. Nov. 1881, Wien, 5

[Ein Andenken für Erzbischof Ganglbauer.] Heute Vormittags wurde vom Fürst-Erzbischof Cölestin eine Deputation von Kremsmünster, bestehend aus den Herren Stiftsprior Sigismund Fellöcker, P. Konstantin Grinzenberger und P. Gudelmus Obermayer, empfangen, welche demselben im Auftrage der Stiftscapitularen das von Adolph Obermüllner gemalte Bild von Kremsmünster überreichte. Der Prior, als Führer der Deputation, betonte in seiner Ansprache an den Fürst-Erzbischof, daß die Caprtularen einhellig beschlossen haben, ihrem scheidenden Abte ein sichtbares Andenken an seine Heimat und die Stätte seines segensreichen Wirkens zu widmen. Er übergebe sohin das von Künstlerhand geschaffene Werk im Namen aller Mitglieder mit der Bitte: der Fürst-Erzbischof möge dasselbe huldvoll aufnehmen. Zu warmgefühlten Worten sprach hierauf der Erzbischof seinen innigsten Dank für die ihn so hocherfreuende Erinnerungsgabe aus und versicherte, so oft sein Blick auf dieses Bild falle, werde er aller, aller einstigen lieben Mitbrüder gedenken. Hierauf wurde der Landschaftsmaler Adolph Obermüllner vorgestellt, dem der Fürst-Erzbischof seine Anerkennung für die gelungene Ausführung des Gemäldes anssprach. Das Bild zeigt in Frühlingsstimmung das Kremsthal, in dessen Mittelgrunde das Stift sich erhebt. Die Gebirgskette umfaßt den hohen Priel, die Felskuppen des Alm-, Ofen- und Flensees und schließt gegen Westen mit dem Traunstein und dem Höllengebirge ab. Das Gemälde ist ohne Rahmen 1 1/2 Meter lang, 1 Meter hoch. Der Rahmen, stylvoll in Altgold ausgeführt, trägt das Stiftswappen und folgende Widmungs-Inschrift: „Coelestino Josepho Archiepiscopo Vindobonensi, suo quondam abbati, hoc reverentiae, pietatis, grati animi signum dedicant P. P. Capitulares Monasterii Cremifanensis MDCCCLXXXI."
Local-Anzeiger der "Presse", 34. Jg. Beilage zu Nr. 330, 30. Nov. 1881, Wien, 9

Dieses Bild von Obermüller war offenbar zu seiner Zeit wohlbeachtet, denn es wurde bei einer Ausstellung im Österreichischen Kunstverien im Herbst 1882 gezeigt, wie die Wiener Allgemeine Zeitung im Morgenblatt vom 31. August 1882 berichtet:
Der Oesterreichische Kunstverein wird seine Ausstellung österreichischer Künstler, für welche bereits mehr als 200 Bilder eingelangt sind, am 16. September eröffnen ... Auch ein im Besitze der Kaiserin befindliches Porträt der verunglückten Künstlerin Loisset, von Wilhelm Richter, sowie das vom Stifte Kremsmünster dem Fürst-Erzbischof von Wien gewidmete Erinnerungsbild von A. Obermüllner wird in die Ausstellung eingereiht werden.

Das kleinere Bild wird zur Zeit in der Bildergalerie des Stiftes im Bidermeier-Raum gezeigt. Das große Original bekam, nachdem es nach dem Tod von Erzbischof Cölestin Ganglbauer wieder nach Kremsmünster zurückkehrte, P. Superior Veremund Hochreiter nach Mariazell mit, von wo er es nach Beendigung seiner Tätigkeit wieder zurückbringen ließ. Es wurde daraufhin im Konventgang des 2. Stockes an der Fensterseite aufgehängt.


Quellen und Literatur:


Local-Anzeiger der "Presse", 34. Jg. Beilage zu Nr. 330, 30. Nov. 1881, Wien, 9
Das Vaterland. Zeiung für die österreichische Monarchie, 22. Jg. Nr. 306, 6. Nov. 1881, Wien, 5
ANONYMUS 1898: Maler Aldolf Obermüller + [Todesnachricht Obermüller], in: Tages-Post, 34. Jg. Nr. 249, 30. Okt. 1898, Linz, 4
WERNER, P. Konstantin, Die Gemäldegalerie des Stiftes Kremsmünster
Wiener Allgemeine Zeitung, Morgenblatt, Nr. 901, 31. Aug. 1882



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Letzte Änderung: 2024-04-27