aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Oktober 2007
Foto: P. Amand Kraml
Zeichung von K. Ritter 1824
Über den Erwerb dieser Vakuumpumpe wissen wir derzeit nicht recht viel.
P. Sigmund Fellöcker hat
offensichtlich zumindest vorerst die Gravur des Herstellers Johann Georg Puschner jun. (1706-1754)
übersehen. Er läßt in seinem Katalog die
Spalte für den Namen des Verfertigers frei. Später ist die Spalte mit Bleistift (eventuell
in Fellöckers Handschrift) mit Püschner in Nürnberg ausgefüllt.
Fellöckers kurze Beschreibung: Eine Senquerd'sche Luftpumpe,
einstieflig, Stiefel schiefliegend; die Bewegung des Kolbens mittels gezähnter
Stange und Kurbel.
Interessant ist, dass
P. Bonifaz Schwarzenbrunner seine Versuche mit Vakuum wohl alle
mit dieser Pumpe gemacht hat (Schwarzenbrunner, 81-88).
Eine Anleitung zur Verfertigung einer Vakuumpumpe dieser Art bringt Christian Wolff in Allerhand Nützliche Versuche..., Ein Werk, das der junge Josef Fixlmillner - der nachmalige P. Plazidus Fixlmillner - zu seiner Universitätszeit in Salzburg von seinem Vater zum Geschenk erhalten hat (Kraml, 56). Diese recht ausführliche und ausschweifende Bau- und Gebrauchsanleitung sei hier zum besseren Verständnis unseres Objektes angefügt:
Das 4. Capitel.
Von der Lufft-Pumpe
§ 62.
Nachdem wir verschiedenes von den
flüssigen Materien überhaupt
abgehandelt haben; so wollen wir
auch solches insbesondere von der
Lufft zeigen, damit wir ihre Würkungen
verständlich erklären können. Da nun zu denen
Versuchen, wodurch die Eigenschafften
und Würckungen der Lufft sich zu erkennen
geben, die Lufft-Pumpe gebrauchet wird; so
ist nöthig, daß wir dieses Instrument
ausführlich beschreiben, ehe wir einigen
Versuch vornehmen, dazu wir es von nöthen
haben.
§ 63. Dieses sehr nützliche
Instrument, dadurch fast die gantze Erkäntniß der
natürlichen Dinge ein anderes Ansehen
gewonnen, hat Otto von Gvericke,
Bürgemeister in Magdeburg, auch
Chur-Brandenburgischer Rath und Abgesandter auf
dem Reichs-Tage zu Regensburg erfunden,
und sie daselbst im Jahre 1654 in Gegenwart
des Käysers, auch einiger Churfürsten und
Abgesandten, mit grosser Verwunderung
durch allerhand gantz unvermuthete
Versuche gezeiget. Daher es auch geschehen, daß ein
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Frantzose Desnoves (a) den Erfinder Mr.
Magdeburg nennet. Damahls lebete
eben zu Würtzburg auf der Universität der
berühmte Jesuite Caspar Schottus, welcher daselbst die Professionem
Mathemarum bekleidete. Als er nun eben
Vorhabbens war seine Artem Mechanicam
Hydraulico-pneumaticam heraus zu geben,
die auch kurtz darauf, nehmlich A. 1657. an
das Tages-Licht kommen, und das Gerüchte
von dem, was Gvericke auf dem Reichs-Tage
gezeiget hatte, auch in Würtzburg
erschollen war; so schrieb er an ihn, und bath
ihn um genauere Nachricht, die er nach
diesem aus einen Anhang zu vorerwehnetem
Wercke von den Lufft- und Wasser-Künsten
mit heraus gab, und solchergestalt die
so vortreflichen Erfindungen von den
Würckungen der Luft zuerst der Welt durch
öffentlichen Druck bekandt machte. Als in
Engelland Robert Boyle vernahm, was
Schottus von Gverickens Erfindungen
heraus gegeben hatte; zog er den berühmten
Robert Hoocke, der so wohl in Mechanischen
Künsten, als auch natürlichen
Wissenschaften, sehr erfahren und geübt war, zu
rathe, und verfertigte sich gleichfalls eine
Luft-Pumpe, wie er selbst aufrichtig
gestehet in der Vorrede über seine Experimen-
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ta de vi aeris elastica, die er zuerst A. 1659.
in Englischer, nach diesem A. 1661. in
Lateinischer Sprache drucken lassen. Und
daher ist es kommen, daß nicht allein viele
Engelländer, sondern auch einige Frantzosen
Boylen für den Erfinder der Lufft Pumpe
ausgeben. Endlich hat Gvericke selbst
seine Erfindung beschrieben, und sie An.
1672 unter dem Titul: Experimenta nova
Magdeburgica de vacuo spatio zu
Amsterdam heraus gegeben.
§ 64. Anfangs hatte Gvericke seine
Lufft-Pumpe gantz schlecht gemacht, und
ohne allen künstlichen Rüstzeug, indem er
bloß eine messigene Feuer-Sprütze dazu
gebraucht, und als er ein hölzernes Wein-Faß,
so er mit Wasser gefüllet hatte,
vergebens damit auszupumpen sich bemühete,
indem die Lufft durch die verborgene Löcher
des Holzes durchgieng (b) eine küpfferne
Kugel, darein 60 bis 70 Maaß Wasser
giengen, damit ausgeleeret (c). Wie er
es auf verschiedene Art angegriffen, damit
er die Lufft aus Gläsern und Gefässen von
Kupfer heraus bringen möchte, hat Schottus
(d) weitläufig beschrieben. Endlich
aber hat er seiner Lufft-Pumpe eine bequeme
S. 110
Structur gegeben, damit ein einiger Mensch
durch einen Heber den Stempel leicht hin
und her bewegen konnte (e). Auch aus dem
wenigen, was wir hier angeführet, erhellet,
daß Gvericke zuerst durch seine sinnreiche
Versuche heraus gebracht, es lasse sich die
Lufft auspumpen, und könne man dadurch
einen von der Lufft leeren Raum erhalten,
was für ein Instrument zu Auspumpung der
Lufft nöthig sey, und was die Gefässe,
welche man damit ausleeren will, für eine Figur
haben müssen, auch aus was für Materie
man sie zu verfertigen hat. Dieses sind die
Haupt-Sachen, darauf man bey der Lufft-Pumpe
zu sehen kant, und also hat er im
Haupt-Wercke nichts andern zu erfinden
übrig gelassen.
§ 65. Boyle in dem vorhin angezogenem
Orte erinnert, er habe die Erfindung
Gverickens, wie sie von Schotten in dem
Anhange seines Werkes von den
Wasser-Künsten beschrieben wird, in zweyen
Stücken verbessert. Einmahl habe er zu
wege gebracht, daß der Stempel sich leichter
bewegen liesse: darnach habe er auch
davor gesorget, daß Gefässe mit weiten
Eröffnungen sich auspumpen liessen.
Nachdem er vieles bald auf dieses, bald auf eines
andern Einrathen vergebens versuchet, ha-
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be endlich Hooke die Sache zu Stande gebracht,
indem er den Stempel heraus und
hinein zu winden die Fuhrmanns-Winde
gebrauchet, die aus einer eisernen Stange
mit Zähnen und einer Kurbe mit einem
Stirn-Rade [wohl Stern-Rad] bestehet, und dadurch bekandter
massen schweer beladene Wagen sich
von einem Menschen mit leichter Mühe in
die Höhe winden lassen. In der andern
Absicht hat er oben in der gläsernen Kugel
eine weite Eröffnung mit einem Halse
machen lassen, wie die Chymici und Apothecker
haben, damit er daselbst einen meßingenen
Ring ankütten, und einen Deckel darauf
kütten könnte, wenn er die Sachen hinein
gethan hatte, die er in einem von der
Lufft leeren Raume zu sehen verlangete.
Also hat Boyle nachgefraget, wie man den
Stempel aus der Lufft-Pumpe bequem
herauswinden könne, und sich den Vorschlag
Hookens, als eines in natürlichen
Wissenschafften und machanischen Künsten
berühmten Mannes, gefallen lassen. Er hat
auf der Glas-Hütte ein Glas machen lassen,
was er bey den Chimicis und Apotheckern
gesehen, und darauf einen meßingenen
Deckel geküttet.
§ 66. Ich habe schon vorhin erinnert,
daß Gvericke selbst eine bequeme Art den
Stempel heraus zu ziehen und hinein zu
stossen erdacht, da ein einiger Mensch solches
S. 112
verrichten kan, und noch geschwinder als
mit der Winde, sonderlich bey seiner Art
der Lufft-Pumpe, die mit einem Ventile
versehen war, und sich also in einer steten
Bewegung auspumpen ließ. Daher auch
Gvericke solches als einen Fehler in
Boylens Luft-Pumpe ausstellet in einem Briefe,
den er an den gelehrten Jesuiten Schottum
geschrieben, und dieser in seiner
Technica curiosa (f) anführet. Und im
Haupt-Wercke, nehmlich in der Auspumpung
der Lufft, hat Schottus mit Gvericke
seine Lufft-Pumpe der Boyleischen
vorgezogen (g). Es hat über dieses Gvericke
seine Kugel unten mit einer weiten Eröfnung
und dergestalt verfertigen lassen, daß
er gleichfalls allerhand Sachen, als Fische
und Vögel, hinein thun, und, was sich mit
ihnen in einem von der Lufft leeren Raume
ereignete, wahrnehmen konnte. Und hieraus
lässet sich urtheilen, wie weit man sagen
kan, es habe Boyle die Gverickische Lufft-Pumpe
verbessert. Jedoch ist auch nicht
zu vergessen, daß Boyle bloß gesehen, was
Schottus davon geschrieben, nicht aber
was Gvericke selbst erst nach diesem davon
heraus gegeben.
§ 67. Nach diesem sind von verschie-
S. 113
denen Künstlern und nach verschiedenen
damit von den Gelehrten angestellten
Versuchen hin und wieder einige Veränderungen
vorgenommen worden, bis endlich An. 1697
der Herr Sengwerd, Professor zu Leyden,
sich mit einem Künstler daselbst unterredet
und eine Lufft-Pumpe von dieser Art machen
lassen, wie sie unter uns jetzund im
Brauch ist und ich nach diesem ausführlich
beschreiben werde. Es ist aber diese Art
von der vorigen hauptsächlich darinnen
unterschieden, daß sie an statt der Ventile einen
Hahn hat, der ihre Stelle vertritt, und an
stat der kugelrunden Gefässe mit Schrauben
eien meßingenen Teller mit einer nassen
ledernen Scheide und einer gläsernen
Glocke, die unten ganz offen ist. Vor einigen
Jahren hat wiederum Hauksbee in
Engelland eine Lufft-Pumpe mit Ventilen
gemacht und daher auch die Art den
Stempel zu bewegen behalten, den Gvericke zu
einer Lufft-Pumpe mit Ventilen für bequem
gehalten.
§ 68. Ich will mich mit Beschreibung
verschiedener Arten der Lufft-Pumpen jetzt
eben nicht aufhalten, indem dieses zu
unserem gegenwärtigen Vorhaben nicht
dienet: mir ist genung, wenn ich diejenige
ausführlich darstelle, deren ich mich in
gegenwärtigen Versuchen bedienet, und die von
einem geschickten Mechanico in Leipzig
S. 114
Herr Leupolden verfertiget worden: wobey
ich mir jedoch die Freyheit nehmen werde
bey jedem Theile derselben mit anzuführen,
was überhaupt davon zu wissen nöthig
und nützlich ist. Ich habe diese Lufft-Pumpe
schon (a) fast 11. Jahr, nemlich von An.
1710. an, und sie beständig gebrauchet,
jedoch noch nicht im geringsten nöthig gehabt
daran etwas bessern zu lassen.
§ 70. Was nun erstlich das Rohr AB
betrifft; so ist dasselbe ein ausgehöhleter
Cylinder. Man machet es liber etwas
lang, als gar zu weit, weil die Lufft, als
ein flüßiger Cörper, mehr Wiederstand der
Bewegung giebet, wenn es weit, als wenn
es enge ist. Gar zu lang ist auch nicht
dienlich, weil es sonst lange aufhält, ehe man den
Stempel heraus und hinein windet. Und
ist es in der That einerley, ob man einige
S. 115
Züge mehr thut, oder über einem Zuge
länger zubringet. Ein langes Rohr kan
keinen andern Vortheil bringen, als daß
man dadurch auf einmahl mehr Lufft
auszupumpen gedencket und daher geschwinder
fertig werden will. Da wir zur Zeit noch
nicht zeigen können, was es für eine
Beschaffenheit mit der Auspumpung der Lufft
hat, sondern dieses erst hernach geschehen
soll, so lässet sich auch hier die Frage nicht
entscheiden, ob eine allzugrosse Länge der
Luft-Pumpe mehr aufhält als fördert. Un-
terdessen da die Grösse zu genauer
Ausleerung der Gefässe nicht beyträget, wenn
nur das Rohr nicht allzu klein ist, als in
welchem Falle es die Erfahrung zeiget, daß
man nicht so genaus ausleeren kan; so kan
man sich mit mittelmäßigen vergnügen
und ist nicht nöthig auf die Länge viele
Kosten zu wenden, es sey denn daß man sich
mehr zur parade, als in Ernst gebrauchen
will. Unterdessen muß sie doch auch
nicht allzu klein seyn, nicht allein, daß
es nicht allzu langsam hergehet, wenn
man grosse Gläser oder andere Gefässe
auspumpen will; sondern daß man auch
dieselben ohne Gefahr und bequem an die
Lufft-Pumpe befestigen kan und aus der
vorhin angezeigten Ursache. Das Rohr
von meiner Lufft-Pumpe hält im
Diameter im Lichten 4 Zoll und 6 Linien
S. 116
und ist zwey Rheinländische Schuhe lang.
Es wird das Rohr aus Meßing gegossen,
nicht aber geschlagen und gelöthet,
weil das Loth leichte Schaden nehmen
kan, sonderlich wenn es nur Schnell-Loth
ist, das ist, wenn man nur mit Zinn
löthet. Jedoch muß der Guß mit aller
möglichen Sorgfalt verrichtet werden, daß
sich nicht etwan hin und wieder Lufft
verhält, wodurch der Meßing löcherich wird
und die Pumpe nach diesem nicht Lufft
halten kan. Es können diese Löcher so kleine
seyn, daß man nichts mit blossen Augen
davon zu sehen bekommet. Wenn man
aber versuchen will, ob einige vorhanden
oder nicht; so darf man Wasser in das
Rohr hinein ziehen und es mit dem Stempel
nebst der zugleich darinnen enthaltenen Lufft
mit der grösten Krafft, die man anwen-[sic!]
kan, pressen; so wird es durch die Löcher
durch dringen und sie verrathen. Solten
sie auch etwan durch die Materie, so
zum Poliren gebraucht worden, verstopfft
seyn; so darf man nur anfangs Lufft allein
darinnen zusammen pressen, so werden sie
dadurch eröffnet werden. Denn wir werden
nach diesem zeigen, daß, je mehr die Lufft
zusammen gedrucket wird, je eine grössere
Kraft bekommet sie sich auszubreiten.
Daher sie dasjenige, wodurch die Löcher
verstopfft worden, heraus stösset, indem sie
S. 117
sich ausbreitet. Wenn man das Rohr, in
gleichen auch die übrigen Theile der
Lufft-Pumpe, nebest allem Zugehör aus Meßinge,
reinlich erhalten will, muß man es mit klein
gestossenem Bimsen-Steine und ein wenig
Baum-Oele abreiben: jedoch damit der
Glantz nicht verdorben wird, beständig nach
dem Striche, wie es gearbeitet worden,
z. E. was abgedrechselt worden, nach der
Rundung. Inwendig muß das Rohr
nicht allein sehr gleich ausgehölet, sondern
auch gantz glatt poliret seyn, damit sich
nirgends etwas Luft verhalten und zwischen
dem Stempel in den Raum eindringen
kan, wo er herausgezogen worden. Daher
muß man sich auch in acht nehmen, daß
kein grober Staub weder in das Rohr, noch
auf den Stempel kommet, wenn man ihn
heraus genommen: indem dadurch in der
innern glatten Fläche des Rohres leicht
Ritze entstehen können. Künstlern ist bekandt,
wie man ein Rohr von Metalle gleich
ausbohren und glatt poliren soll. Und ist es
nicht mein Werck, daß ich Unterricht von
der Hand-Arbeit ertheilen will zum
Gebrauch der Künstler, die Lufft-Pumpen
verfertigen willen: sondern ich will bloß die
Beschaffenheit der Lufft-Pumpe denen zum
besten beschreiben, die damit nöthige
Versuche anstellen wollen, und wissen müssen,
wie weit sie sich auf ihr Instrument zu ver-
S. 118
lassen haben. Wenn im Experimentiren
Wasser in das Rohr gedrungen; so muß
man es nicht darinnen stehen lassen, weil,
wie bekandt, auch Meßing von dem Wasser
angegriffen wird. Man kan aber die Luft
von dem Wasser gar bald reinigen, wenn
man etwas Luft in das Rohr ziehend, nach
diesem darinnen zusammen presset und
alsdenn mit Gewalt heraus fahren lässet:
da sie denn das Wasser zugleich mit sich
heraus führet. Und wird sich dieses unten
aus denen Versuchen, die man mit der
Lufft-Pumpe anstellet, klärer zeigen.
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im Lichten weit ist, damit sie überall genau
schließen: hingegen die aus Meßing um
ein weniges schmäler, damit sie nicht das
Rohr berühren und in der Bewegung abreiben.
Die ledernen werden aus starcken
Büffel-Leder geschnidten, so von den
Weiß-Gerbern zubereitet wird. Damit sie
geschmeidig werden und Lufft halten, werden
sie einige Zeit in Fett, so aus Schweinefleische
ausgekocht, mit dem sechsten Theile
Baum-Oele vermischet, geleget, bis sie sich
gantz voll getruncken und weiter nichts
annehmen wollen. An der oberen Scheibe
von Meßing CA ist mitten ein Dorn, daran
die lederne Scheiben gestecket werden,
nachdem man sie vorher gehöriger Weise
in der Mitten durchlöchert, daß ist, mit einem
runden Eisen Löcher ausgeschlagen.
Dieser Dorn ist unten mit einer Schraube
gleichwie die untere Scheibe BD mit einer
Mutter versehen, damit man vermittelst des
Schlüssels HI [Tab.V. Fig. 28] das Leder zusammen pressen
kan, so viel als nöthig. Nehmlich die untere
Scheibe BD [Tab.V. Fig. 27] hat zwey viereckichte Löcher,
darein man die beyden viereckichten Füsse des
Schlüssels F und G setzen kan, wenn man
sie herum drehen und anschrauben will. Und
siehet man auch daher, warum sie dicke seyn
muß. In meinem Stempel ist die Dicke
der unern Scheibe BD 3 1/2 Linien, die
Tieffe der gevierdten Löcher 5 Linien, ihre Wei-
S. 120
te 3. Linien, die Länge des Stempels AB, so
weit er ledern ist, hält 27 L. endlich die
Dicke der obern Scheibe ist etwas dünner als
die untere. Mitten an der obern Scheibe ist
ein rundter Knopff zu Befestigung der
Stange, damit der Stempel heraus gezogen und
hinein gestossen wird. Zu dem Ende ist er
in der Mitten ausgehölet, damit man oben
in M die Stange hinein stecken kan, und zur
Seiten ist er gleichfalls mit zwey Löchern
durchboret, damit man den Hacken O [Tab.V. Fig. 29]
durchstecken kan, wodurch die Stange
an dem Stempel fest gehalten wird, Der
Stempel wird mit Baum-Oele eingeschmieret,
bis er in der Pumpe wohl zurücke gehet,
wenn er heraus gezogen worden
und man ihn wieder fahren lässet, ehe man
die Pumpe eröffnet. Wenn er trocken
ist, reibet er sich zu stark an der
Pumpe und lässet sich nicht wohl heraus
ziehen.
Foto: P. Amand Kraml
S. 121
dazu, daß sie sich in den oberen Knopff des
Stempels desto leichter bringen lässet, als
der rund angeboret. Die kleinere
Rundung H wird deswegen gemacht, damit
die Gabel, welche durch die Löcher des
Knopffes zur Seite durch gestossen wird, die
Stange fassen und in dem Knopffe zurücke
halten, solchergestalt an dem Stempel
befestigen kan. Bis in I ist sie viereckicht,
damit sie sich nicht innerhalb dem Knopffe
wenden kan, sondern so muß stehen bleiben,
wie man sie hineingestecket. Die Stange
muß so lang seyn, daß, wenn man sie an
dem Stempel befestiget und ihn hinein
gewunden, sie nur ein wenig noch hervor
gehet, indem sie auf der hintern Wand des
Kessels, wo sie heraus gehet, auflieget.
Weil sie grosse Gewalt ausstehen muß,
wenn man sie herauswindet, muß sie starck
genung gemacht werden, als etwa 4 1/2
Linien dicke und 9 Linien mit den Zähnen breit.
Es können auch die Zähne an der Stange
mit ein wenig Baum-Oele eingeschmieret
werden, damit sich dieselbe leichter heraus
und hinein winden lässet (§.211. Mech.):
welches mit einer Feder gar leichte geschehen
kan. Die Kammen werden oben abgerundet und inwendig, wo die Kammen des
Rades aufstossen, wird der Raum zwischen
zweyen Kammen gleichfalls ausgerundet,
damit in der Bewegung sich weniger Wie-
S. 122
derstand befindet (§.216. Mech.). Die
Figur des Stern-Rades EF [Tab.V. Fig. 32] ist aus dem
Risse leichtlich zu ersehen. Man machet
in der Mitten das Loch, wodurch die Axe [Tab.V. Fig. 31]
gehet, viereckicht und nicht rundt, damit es
sich nicht herum drehen lässet und demnach
desto fester an derselben hält. Die Axe
CD ist oben in C, wo das Creutze befestiget
wird gleichfalls viereckig, aus eben derselben
Ursache. Oben ist eine Schraube-Mutter,
damit man vermittelst der Schraube L das
Creutze daran befestigen kan, hinten in D
ist ein Zapffen, womit die Axe auf ihrem
Lager auflieget. Damit das Stern-Rad
über der Stange stehen bleibet und zu keiner
Seiten abweichet, werden zugleich zwey
Hülsen aus Meßing M und N [Tab.V. Fig. 33] an die Axe
gestecket, nemlich zu jeder Seite des Rades
eine, welche an dem Rade von beyden Seiten
anliegen, und bis an die Seiten des
Lagers gehen, wo die Axe auflieget. Die
Hülse bey dem Zapffen D wird mit einer
Schraube O an der Axe befestiget, daß sie sich
nicht wenden kan, weil daselbst die Axe
eckicht ist um des Stern-Rades willen, so
ein eckichtes Loch hat und von derselben
Seite angestecket wird. Und deswegen
hat so wohl die Hülse N ein Loch, wo die
Schraube durchgesteckt wird, als auch in
der Axe ist in P die Schrauben-Mutter,
darein die Schraube O geschraubet wird. Das
S. 123
Creutze wird in der Mitten viereckicht
gemacht, damit man es, wie schon erinnert, an
der Axe befestigen kan. Es bekommet vier
Arme und also die Figur eines Creutzes,
damit die Bewegung bequemer wird. In
den Armen sind die runden Hölzer um die
Eisen, die durch sie gehen und darein sie oben
verschraubet sind, beweglich, damit sie die
Hand nicht so starck reiben. Zur
Befestigung der Axe wird an das Förder-Blat
des Kessels ein Gestelle [Tab.V. Fig. 34] gemacht, davon der
obere Theil AB durch einen Zapffen C in
ein viereckichtes Loch eingesetzet, der untere
aber DE in F eine Mutter hat,
dergleichen sich auch an gedachtem Blate des
Kessels befindet, allwo er vermittelst einer
Schraube daran befestiget wird. In H
ist das Lager für die Axe der Winde:
zwischen AH und DG aber kommen die
Wiederlage IKLMNOPQ [Tab.V. Fig. 35], welche durch
den Stifft SR [Tab.VI. Fig. 36] an dem Gestelle in V und
R befestiget wird. Auf dieser Wiederlage
ruhet die eiserne gezahnte Stange und wird
zugleich durch einen runden an ihr
befestigten Nagel oder Stifft aufgehalten, daß
man den Stempel nicht so weit
herauswinden kan, ob gleich der Kessel zugedecket ist,
und man also nicht sehen kan, wie weit man
ihn heraus windet.
S. 124
aus der Figur des Förder-Blates urtheilen.
Nehmlich in der Mitten, wo die weite
Eröffnung ist, wird ein runder Reiffen
angelöthet ABCD[Tab.VI. Fig. 37], mit 4 Muttern in A, B, C und
D, wo vermittelst 4 Schrauben das Rohr
angeschraubet wird. Das Förder-Blat des
Kessels aber wird vermittelst des Bleches
FG [Tab.VI. Fig. 38]mit einer Schraube, wie vorhin (§.73.)
gedacht, an das Gestelle zu der Stange des
Stempels in K an den hölzernen Kasten
unter dem Kessel angeschraubet.
§. 74. Wenn der Stempel nicht tüchtig
ist, so hält die Lufft-Pumpe nicht Luft und
deswegen hat man nöthig den Kessel mit
Wasser zu füllen, damit keine Luft dadurch
zu ihm kommen kan. Allein wenn er tüchtig
gemacht worden, nehmlich aus dem dicken
Leder von dem Halse welches die Gürtler
bey Verfertigung der Degengehencke
wegschneiden, und so mit Fett und Oele
geträncket wird, wie oben beschrieben
worden (§. 71.); so hat man kein Wasser im
Kessel nöthig. Ich habe niemahls einigen
Tropffen darin gebracht, so lange ich
meine Lufft-Pumpe habe, unerachtet ich den
Stempel öffters im Jahre kaum zweymahl
eingeschmieret. Er dienet also nur
die Lufft-Pumpe wider den Staub zu
verwahren und ihr ein besseres Ansehen zu
geben. Denn wenn das Rohr horizontal
lieget und mit einem Deckel von Meßing, der
S. 125
sich an das Rohr anschrauben lässet, und
darinnen bloß eine Eröffnung für die
Stange gelassen, verwahret wird; ist es eben so gut.
Nur bekommet die Lufft-Pumpe nicht so
grosses Ansehen: welches man einem so
kostbahren Instrument gar wohl gönnen kan.
§. 75. Ein Haupt-Theil von der Lufft-Pumpe
ist der Hahn, und demnach nöthig,
daß wir ihn ausführlich beschreiben. Der
obere Theil AB [Tab.VI. Fig. 39] ist eine enge Röhre, dadurch
die Lufft so wohl aus der Pumpe heraus
gestossen, als auch nach Befinden hinein
gelassen wird. Der untere Theil BC hat
die Figur eines abgekürtzten Kegels und ist
oben weiter als unten, weil der Hahn so weit
in eine Hülse gesetzet ist. Da er sich nun
durch das viele Herumdrehen abnutzen kan;
so wird er nicht auf einmahl wandelbahr,
sondern gehet nach und nach tieffer hinein.
Es wird aber dieser Theil mit Unschlitt über
glüenden Kohlen eingeschmieret, damit er
desto besser Lüfft hält und sich nicht aus
arbeitet. Man muß sich aber wohl in acht
nehmen, daß kein Baum-Oele daran
kommet, indem Meßing auf Meßing sich sehr
ausarbeitet, wenn es mit Baum-Oele
geschmieret ist. Der gantz unterste kleine
viereckichte Theil D [Tab.VI. Fig. 40] dienet zur Befestigung
des Hahnes an der Hülse, wie wir bald
deutlicher sehen werden. Nehmlich wenn
man den Conischen Theil des Hahnes BC
S. 126
in die Hülse HI hinein gesetzet, daß der
unterste kleine viereckichte Theil D unten in I
hervor gehet, so wird der platte Ring K, der
mitten ein viereckichtes Loch hat, angestecket
und ein lederner Ring, der mit Unschlitt
voll geträncket worden, darzwischen
geleget, nach diesem aber durch die Schraube
L, die man in die Mutter in D einschraubet,
angezogen. Es ist aber der untere Conische
Theil des Hahnes BC auf zweyerley
Weise durchbohret. Erstlich gehet das
Loch F von der andern Seite wieder
heraus, damit dadurch die Lufft aus der
Röhre NM in die Lufft-Pumpe und aus dieser
in dieselbe Röhre kommen kan, wenn man
den Hahn dergestalt wendet, daß das einen
Loch F an der Röhre N, das aber von der
andern Seite an der Röhre M zu stehen
kommet. Darnach ist das Loch E schräge
hinauf bis in die Röhre BA gebohret,
damit dadurch die Lufft aus der Pumpe durch
die Röhre BA kan hinaus gestossen, wenn
es gegen die Röhre M stehet, oder auch
durch die Röhre AB in die Röhre N und
die weiter mit ihr vereinigten Gefässe kan
eingelassen werden, wenn es an der Röhre
M zu stehen kommet. Oben auf die Hülse
wird der kleine hohle meßingene Cylinder N
mit einer breiten Platte geleget, damit man
das Futteral PQ [Tab.VI. Fig. 41] über den Hahn AB bequem
decken und damit denselben nach Be-
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lieben wenden kan, wie man will. Die
Röhre AB [Tab.VI. Fig. 39] im Hahne wird mit dem Stöpsel RS[Tab.VI. Fig. 41]
zugestopfft, daß keine Luft von außen in den
Hahn kommen kan, als wenn man es verlanget.
Und damit man ihn nicht verlieret,
auch im Gebrauch jederzeit bey der Hand
hat, indem man immer nach einander bald
damit zustopffen, bald ihn heraus ziehen
muß, so wird er mit einem Kettlein an das
Futteral des Hahnes feste gemacht.
§. 77. Damit man ohne Gefahr grosse
und schweere Gefässe in C aufschrauben kan,
so wird die Röhre folgender gestalt
befestiget. Auf das Bret, darauf man die Luft-
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Pumpe feste gemacht, wird die Röhre BE
fest geschraubt und darein die Hülse HI
mit dem Dorne IK [Tab.VII. Fig. 44] gesteckt. Damit sie
nicht wancken kan, so wird gedachter Dorn
IK mit der Stell-Schraube L, so man in die
Mutter G hinein schraubet, befestiget.
Hierauf stösset man das eine Ende N der
Gabel MN[Tab.VII. Fig. 45] durch die Hülse HI und schiebet
den Förder-Theil M gegen die Röhre AB [Tab.VII. Fig. 42]
bis sie die Schraube S fasset. Alsdenn
wird oben auf der Hülse eine Stellschraube
eingeschraubet, damit die Gabel nicht
wanken kan. Und endlich wird die Mutter
Q [Tab.VII. Fig. 46] in die Schraube S eingeschraubet, damit
die Röhre AB von der Gabel NM feste gehalten
wird. Überall, wo ein Theil an den
andern geschraubet wird, dadurch Lufft in
die Pumpe kommen kan, wird ein lederner
Ring geleget, den man mit Unschlitt voll
geträncket, damit er Luft hält.
§. 78. Und also haben wir die Lufft-Pumpe
nach allen ihren Theilen kennen lernen.
Es ist aber noch übrich, daß ich auch
zeige, wie man sie auf die Probe stellet, ob
irgendwo von aussen Lufft hinein dringen
kan oder nicht. Man ziehet zu dem Ende
den Stempel bey geschlossenem Hahne
heraus und hält ihn auf, daß er nicht wieder
zurücke lauffen kan. Wenn man ihn nun
nach einiger Zeit wieder hinein windet, oder
von sich selbst hinein lauffen lässet, und er
S. 129
gehet bis an den Boden gantz hinein; so
siehet man, daß keine Lufft in die Pumpe hinein
kommen kan, weder durch den Hahn, noch
bey dem Stempel. Will man nun ferner
wissen, ob sie auch hinten bey der Röhre [Tab.VII. Fig. 42] und
dem Teller wohl verwahret ist, oder nicht; so
darf man nur die Röhre oben in C zuschrauben,
den Hahn dergestalt wenden, daß die
Röhre AB mit der Pumpe Communication
hat, und die Lufft aus derselben Röhre
auspumpen, nach diesem wie vorhin den
Stempel von neuem heraus ziehen, und eine Weile
zurücke halten, damit man abermahls inne
werde, ob die Lufft hinein kommen kan, oder
nicht. Denn wenn im ersten Falle keine hinein
kommen, hingegen jetzt und einige hinein
dringet; so ist gewiß, daß der Fehler in der
Röhre AB hinter dem Hahne stecke.
§. 79. Will man nun eigentlich den Ort wissen, wo die Lufft durchkommen kan; so ziehet man in die Lufft-Pumpe Wasser, und, nachdem man entweder den Hahn verschlossen, oder hinter die Röhre verstopfft, presset man das Wasser so gewaltig, als man kan: wenn dieses geschiehet, dringet das Wassser dadurch, wo die Lufft hinein gehet. Wenn wir nach diesem Versuche mit der Lufft-Pumpe anstellen werden; so werden sich noch andere Proben an die Hand geben, von denen wir hier noch nichts reden können.
FELLÖCKER, P. Sigmund, o. J.: Physikal. Cabinet. Instrumente und Experimente, Archiv der Sternwarte
KRAML, P. Amand 2006: Der Sternwarte von Kremsmünster
erster Direktor P. Plazidus Fixlmillner, in: Technik : gesammelte Aspekte des Fortschritts ; [Katalog zur Ausstellung: "Technik.
Entdecke eine Sammlung" der Oberösterreichischen Landesmuseen im Schlossmuseum Linz
vom 21. Juni 2006 bis 7. Jänner 2007], Hrsg. von Ute Streitt u.a., Weitra, 53-62
RITTER, K. 1824: Tafel XIV der Sammlung 16 Tafeln physikalischer Apparate welche unter P. Bonfaz Schwarzenbrunner's Anleitung von Schülern desselben gezeichnet wurden 1819-1825, MS, Direktionsarchiv der Sternwarte Kremsmünster
SCHWARZENBRUNNER, P. Bonifaz, Bonifaz Jak. Schwarzenbrunner's Erläuterungen zur Naturwissenschaft
IV. Band, 1816-1817, 1819-1820, Manuskript, Kremsmünster
WOLFF, Christian 1745: Allerhand nützliche Versuche, dadurch zu genauer Erkänntniß der
Natur und Kunst der Weg gebähnet wird, denen Liebhabern der Wahrheit mitgetheilet von Christian
Wolffen, 3 Bd. Halle.