aus dem Museum der Sternwarte Kremsmünster
Mai 2004
Noch bevor das heute allgemein bekannte Haarhygrometer von H. B. Saussure im Jahre 1783 in Einsatz kam,
entwickelte Johann Heinrich Lambert ein Hygrometer, dessen Funktion auf der Dorsion einer speziell
präparierten Darmsaite beruht.
Da der seinerzeit im bayerischen Raum recht bekannte Instrumentenbauer Georg Friedrich Brander aus Augsburg
in P. Plazidus Fixlmillner einen guten Kunden hatte, kündigt er in seinen
Briefen immer seine neuesten Produkte an. So auch im Brief vom
28. März 1772,
in dem er das von Johann Heinrich Lambert (1728 - 1777) entwickelte Hygrometer anpreist:
Auch glaube ich daß ich bald das Vergnügen haben dürfte, eine Bestellung von Ew.
Hochwürden zu bekommen, da meine neue Hygrometers nach H. Prof. Lamberts Theorie auch von verschiednen
meiner H. Correspondenten schon beliebt worden. Es sind einige fertig und kostet das paar f 12. Ich sage
das paar, weil H. Prof. Lambert diese Zahl aufs wenigste sezet, und wohl gar seine Observationes mit 4
zugleich beständig contenuiret, so in verschiednen Orten hängen. Es ist endlich so weit gekommen,
daß man sie correspondirend gemacht, denn wenn ich 100 dergleichen Hygrometers mache, so müß
en sie an einerlei Ort in Bewegung gleich gehen u. einerley Grad zeigen. 1 Grad gibt just 3 Gran Feuchtigkeit
in einem Cubic-Schuh Luft an. Ich werde H. Prof. Lamberts schöne u. weitläufige Abhandlung
über diese Materie in das Teutsche übersezen laßen. Sie verdient recht bekandt zu werden
zum vorzüglichen Nuzen des meteorologischen Faches. (Brief Branders an Fixlmillner, Augsburg,
1772-03-28).
Im 17. Brief von Brander an Fixlmillner erfahren wir, dass Brander zwei solche Geräte von der besseren
Bauart bis zum 25. April nach
Kremsmünster zu schicken plante: Die gütigst verlangte zwey Hygrometres werde der Diligence bis Samstag
aufgeben auf welches sich Ew. Hoch Würden sicher zu verlaßen haben.
Die zu f 12 das Paar sind alle schon versandt, ich bleibe aber dennoch bey dem einmal gegebenen Wort
ohngeacht diejenige so Ew. HochWürden von mir erhalten werden im Preise höher sind.
(Brief Branders an Fixlmillner, Augsburg, 1772-04-21).
Brander'sches Instrumente dieser Bauart in den Beständen des Deutschen Museums in München (Inv. Nr. 34 und 2631) weisen
eine Gradteilung von 360 auf. Bei unserem Gerät hingegen ist die ganze Kreisskala in 180 Grade geteilt. Es trägt auch
nicht die französische Aufschrift: "Forte humide ... Fort Sec, 2 Degredz donnent 3. Grains Humiditè dans un Pied
Cubique d Air", sondern nur die deutschsprachige Aufschrift: "1. Grad gibt 3 Gran Feuchtigkeit in einem
Cubic=Schuh Luft".
Weitere Instrumente von Brander finden Sie als Objekt des Monats April 1999 (Vakuumpumpe), Okober 1999 (Doppellinse), Juli 2004 (Perspektiv-Proportionalzirkel), August 2006 (Inklinatorium), Mai 2007 (Hohlspiegel) und Februar 2021 (Horizontalsonnenuhr).
BRACHNER, Alto (Hrsg.), 1983: G. F. Brander, 1713 - 1783, wissenschaftliche Instrumente aus seiner Werkstatt, München
FELLÖCKER, P. Sigmund, Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster, Linz 1864
HOLLAND, Rainer & STÖHR, Gerhard 2011: Geschichte der Hygrometer, Riedlingen
RABENALT, P. Ansgar, 1985: Briefe Friedrich Branders, mechanici in Augsburg an Placidus Fixlmillner OSB
1. Direktor der Sternwarte Kremsmünster (Ein Beitrag zur Gründungsgeschichte des "Mathematischen
Turmes" von Kremsmünster, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und
seiner Zweige, Jg. 1985, Bd 96, I/II, 144-195